‚Dumpster diverse‘ sammelt abends gegen Lebensmittelverschwendung ihre Lebensmittel aus Abfallbehältern

Dumpster diverse sammelt abends gegen Lebensmittelverschwendung ihre Lebensmittel aus Abfallbehaeltern


May (28) ist auf dem Parkplatz eines Obst- und Gemüsegroßhändlers auf der Suche nach reifen, aber zurückgewiesenen Ananas.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Auf dem Parkplatz eines Obst- und Gemüsegroßhändlers entnimmt May (28) reife, aber verworfene Ananas und Mangos aus großen Containern. Sie nehmen sie kostenlos und umsonst in einer großen, bunten Einkaufstüte mit nach Hause. „Manchmal ist es wie in einem Videospiel. Dann bin ich in einem Container voller Heidelbeeren und muss von Kürbis zu Kürbis springen, um zu den Avocados zu gelangen.“

Der nicht-binäre Mai geht nur noch sporadisch in den Supermarkt. Der Student geht für fast sein ganzes Essen Müllcontainer tauchen, die vor etwa zehn Jahren aus Amerika herüberkam. „Waste bindiving“, sprich: Wertvolles aus dem Müll entfernen. Neben Lebensmitteln können es auch Kleidung oder Möbel sein. May selbst nennt es überspringenwie es in ihrer Heimat England heißt.

Ein warmer, süßer Geruch steigt aus den Behältern auf, aus denen May heute Abend ihre Vitamine für die Woche holt. „Einige Erdbeeren oder Aprikosen haben Schimmel, aber an diesen Ananas ist nichts auszusetzen.“

Steht seit Jahren auf der Agenda

Die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung steht in den Niederlanden seit Jahren auf der Agenda. Supermärkte leisten ihren Beitrag, indem sie Rabatte auf Produkte anbieten, die sich ihrem Verfallsdatum nähern. Über Unternehmen wie Too Good to Go können Verbraucher für einen kleinen Preis eine „Zauberkiste“ kaufen, die mit Produkten gefüllt ist, die sonst an diesem Tag weggeworfen würden. Die Initiativen tragen zur Bekämpfung von Verschwendung bei, aber ein Viertel aller Lebensmittel in den Niederlanden landet immer noch im Müll: 2 Milliarden Kilo pro Jahr, laut einer Untersuchung der Stiftung Samen Tegen Voedingwas und der Wageningen University & Research (WUR).

Verbraucher haben den größten Anteil am Abfall; Pro Person werden jährlich etwas mehr als 34 Kilo Lebensmittel weggeworfen. 1,6 Prozent der Lebensmittel werden laut einer Studie des WUR aus dem Jahr 2020 in Supermärkten verschwendet. Aber wie viel genau von Landwirten, Erzeugern, Großhändlern und lebensmittelverarbeitenden Unternehmen verschwendet wird, ist viel weniger klar, weil sie weniger Daten sammeln und weniger transparent sind. sagten die Forscher.

Um die Früchte vor dem Müllberg zu retten, schaut May regelmäßig beim Verteilzentrum in der Nähe ihres Hauses vorbei, um einen Käufer zu füllen. Beim Radeln durch das Gewerbegebiet des Großhändlers grüßt die Studentin jeden, der ihr begegnet, freundlich. „Ich betrete nie Bereiche, die nicht öffentlich sind, das geht mir zu weit“, sagen sie.

May zieht es jedoch vor, ihren richtigen Namen in der Zeitung nicht zu nennen, denn Müllcontainertauchen ist nicht immer legal. Abfälle werden teilweise noch von Unternehmen aufgekauft, die daraus Tierfutter herstellen oder Energie erzeugen. Auch wenn es draußen in einem Behälter steht, ist das Essen immer noch ihr Eigentum. Essensmitnahme ist dann Diebstahl.

Strenge Qualitätsstandards

Es ist schwer, einzelnen Unternehmern die Schuld dafür zu geben, dass sie viel Verschwendung haben, sagt May. Vielmehr ist es das System aus Überproduktion, strengen Qualitätsstandards und Mindesthaltbarkeitsdaten, das die großen Abfallberge verursacht. Sie gehen regelmäßig in Betriebe, deren Besitzer froh sind, dass ihre weggeworfenen Lebensmittel noch von jemandem gegessen werden.

Großhändler müssen strenge europäische Standards für Lebensmittelsicherheit und manchmal auch spezifische Qualitätsanforderungen von Supermärkten einhalten. Obst und Gemüse sollen zum Beispiel ästhetisch ansprechend aussehen und noch nicht zu reif sein. Reife lässt sich auf unterschiedliche Weise messen, sagt Mehdi Haddadi, Inhaber des Obst- und Gemüsegroßhändlers Med Fruit in Amsterdam. Dies kann mit einem Manometer oder anhand des Süßegrades bei Obst oder dem Ölgehalt von Avocados erfolgen. „Es ist ein stressiger Job“, sagt Haddadi lachend.

Er nennt es eher die Ausnahme als die Regel, dass ganze Ladungen Obst tatsächlich weggeworfen werden. „Aber manchmal kommt es vor, dass Obst zu lange herumliegt oder der Transport zu lange gedauert hat“, sagt Haddadi. „Dann kann es im Supermarkt nicht mehr eine ganze Woche frisch bleiben, dafür ist es in unserem Land zu reif.“ Die deshalb zurückgewiesenen Ladungen verkauft er oft noch an Markthändler oder lässt Tafeln einsammeln.

May erinnert sich an das erste Mal, als sie beim Müllcontainertauchen waren. Das war in England. „Nach einer Nacht durchsuchten ein Freund und ich die Container neben einem Supermarkt. Sie griff nach Eierschalen und Bananenschalen, während ich Croissants und eine Tüte voller Gebäck fand. Ich habe den ganzen Monat Gebäck zum Frühstück gegessen.‘

Erstmal Geld aus in den Container

Nachdem sie für ihr Studium in die Niederlande gezogen war, tauschte May aus Geldmangel zunehmend den Supermarkt gegen den Müllcontainer. „Ich wurde wirklich süchtig danach“, sagen sie. „Es ist so ein schönes Gefühl, dass man allerlei leckere Produkte kostenlos mit nach Hause nehmen kann und so Lebensmittelverschwendung verhindert.“ Nach einer Weile begann May langsamer zu werden. „Ich habe von all dem leckeren Gebäck, das ich immer wieder fand, zugenommen.“

Müllcontainertaucher sind wie Waschbären, sagt May. Spät in der Nacht gehen sie auf die Straße und gehen im Dunkeln auf der Suche nach Nahrung leise in die Mülltonnen. Das Timing dieser Suche ist entscheidend, erklären sie. „Du musst gleich nach Feierabend zu den Mülleimern gehen. Dann gibt es noch reichlich gutes Essen. Manchmal komme ich zu spät, man sieht nur, dass schon ein anderer Müllcontainer vorbeigefahren ist.‘

Sie hieven die mit Ananas gefüllte Einkaufstasche auf ihr Fahrrad. Sie fahren mit dem Rennrad zur Schule, haben aber für die Essenssuche ein stabiles Oma-Fahrrad mit einer Kiste vorne und zwei Packtaschen hinten. Darin schieben sie Lauchstümpfe, ein Gemüse, das sie beim Müllcontainertauchen entdeckt haben.



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