EEs gibt einen Wassily Kandinsky zum Verkauf, einen Auguste Renoir, einen René Magritte, einen Vincent van Gogh und sogar einen Frans Hals. Sie können Maastricht mit einer Landschaft verlassen, die Sir Winston Churchill an der Riviera gemalt hat. Doch leider hat in diesem Jahr keiner der 260 Galeristen und Antiquitätenhändler aus zwanzig Ländern auf der Kunstmesse Tefaf einen Piet Mondriaan auf Lager.
„Genau das hatte ich im Visier“, sagt Jan Rudolph de Lorm, Direktor des Singer-Laren-Museums. „Mondriaan hielt sich von 1915 bis 1919 in Laren auf und verfolgte dort seinen Weg zur Abstraktion. Am liebsten würden wir etwas von ihm aus dieser Zeit finden. „Für eine Arbeit auf Papier hätten wir einiges an Geld aufbringen können.“ Nicht, dass es bei Tefaf keine anderen modernistischen oder impressionistischen Gemälde gibt, die seine Augen erfreuen. „Ich muss mich enorm beherrschen. „Mein Kollege hält mich für einen Hamster.“
Über den Autor
Bart Dirks verschreibt de Volkskrant über Kunst und Kultur. Zuvor war er Reporter in Den Haag und Rotterdam sowie Korrespondent in Brüssel.
Die 37. Ausgabe der European Fine Art Fair („Siebentausend Jahre Kunstgeschichte unter einem Dach“) ist am Donnerstag und Freitag ausschließlich auf Einladung zugänglich. Besonders wohlhabende Sammler machen hier viel Lärm; zwischen alten Meistern, japanischen Paravents und an der Austernbar eine Kakophonie aus französischen, italienischen und amerikanisch-englischen Klängen.
Überraschungen
Auch renommierte Museen aus aller Welt sind traditionell in Maastricht ansässig, vom Rijksmuseum in Amsterdam bis zum Metropolitan in New York. Direktoren und Kuratoren suchen gezielt nach Lücken in ihren Sammlungen, sind dabei aber immer offen für Überraschungen. Das spart sich der Kunsthändler oft für den Tefaf auf.
Vor allem die amerikanischen Museen erwecken bei ihren niederländischen Kollegen Ehrfurcht. „Sie haben sehr große Taschen“, sagt Rosie Razzall, Kuratorin für Zeichnungen am Museum Boijmans Van Beuningen. Sie selbst verfügt über einen bescheidenen Fonds, den das Rotterdamer Museum frei für niederländische Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert ausgeben kann.
Razzall sucht nach Zeichnungen mit „unmittelbarem visuellen Reiz“. Noch vor der Tefaf erhielt sie von einem Londoner Händler eine Dokumentation einer Zeichnung des ihr unbekannten flämischen Malers Charles Verlat (1824-1890). Es ist ein Selbstporträt eines verängstigten Mannes.
„Es gibt Risse“
Verlat fertigte die ausdrucksstarke Zeichnung 1844 für einen Wettbewerb in Antwerpen an. „Jedes Jahr gab es den Auftrag, Porträts mit einem bestimmten Gesichtsausdruck anzufertigen.“ Verlats verängstigter Ehemann erinnert sie an das Foto Ich bin zu traurig, um es dir zu sagen in der Boijmans-Sammlung. Darin weint der niederländische Konzeptkünstler Bas Jan Ader (1942-1975) unkontrolliert.
„Beide können in einer Ausstellung eine schöne Kombination sein“, sagt Razzall. Mit einem Angebotspreis von 29.000 Euro ist Verlat zwar nicht unerreichbar, doch als sie die Zeichnung im echten Leben sieht, überkommen ihre Zweifel. „Das Bild ist durch die Säure im Papier ziemlich braun geworden und weist Risse auf.“
Sie berät sich mit Kollegen und bald wird beschlossen, die Arbeit weiterzugeben. Eine Zeichnung von William Turner (1775-1851), dem für seine Landschaften und Seestücke berühmten britischen Maler, wurde ebenfalls vorerst ausgeschlossen. Der geforderte Preis beträgt 1,1 Millionen Euro. „Wir müssen sorgfältig darüber nachdenken, ob dies der richtige Turner für uns ist.“
Jan Rudolph de Lorm von Singer Laren wurde im Vorfeld von einem Düsseldorfer Kunsthändler auf ein Gemälde von Max Liebermann (1847–1935) hingewiesen. Der deutsche Maler verbrachte seine Sommer in den Niederlanden. Doch das Gemälde mit schulpflichtigen katholischen Mädchen am Meent in Laren De Lorm ist nur mäßig ansprechend. „Es ist ziemlich hölzern bemalt.“ Wir haben auch bereits andere Arbeiten von Liebermann aus Laren. Dann solltest du nicht gierig werden.‘
Umso begeisterter ist er von einem Werk Van Goghs bei einem Händler aus New Orleans. Nicht das von Tefaf als Meisterwerk gepriesene Gemälde Kopf einer alten Bäuerin mit weißem Hut (De Lorm: „Mwah, ich finde diese Kartoffelesserin nicht so aufregend“), sondern eine Zeichnung eines Fischers mit einem Südwester auf dem Kopf.
„Van Gogh hat ihn ziemlich ungeschickt gezeichnet, er war noch jung, aber dieser Fischer hat so viel Emotion im Gesicht!“ Es zeigt so schön die menschliche Traurigkeit, die mich wirklich berührt.“ Der Angebotspreis beträgt 850.000 Euro. „Nun, ich finde es wunderschön, aber ein weiterer Van Gogh fügt unserer Sammlung nichts hinzu.“
Künstlerinnen
Sowohl Razzall als auch De Lorm stechen dieses Jahr auf der Tefaf hervor. Die international bekannte Messe ist zwar für zeitlose Gemälde, antike Möbel und „Haute Joaillerie“ (exklusiver Schmuck) bekannt, doch der Zeitgeist steht vor der Tür. Die Verkäufer heben ausdrücklich die Arbeit von Künstlerinnen hervor.
An der Wand über drei Gemälden hat ein Kunsthändler mit flämischen und niederländischen Meistern sogar die „Damenmauer“ prangen lassen. Etwas weiter zeigt Razzall auf eine Zeichnung zweier nackter Frauen, die sich umarmen und küssen. „Das hätte es vor zehn Jahren noch nicht gegeben.“ Sie hat ihr Interesse an dieser Zeichnung des belgischen Symbolisten Armand Rassenfosse (1862-1934) angedeutet. Nach einiger Beratung kommt der Kauf zustande.
Mittlerweile bekommt De Lorm Gänsehaut von einem Gemälde von Bertha Wegmann (1847-1926). Er hatte noch nie von diesem dänischen Maler schweizerischer Abstammung gehört. In ihrem Ölgemälde Waldfarne (Waldfarne) ist ein Damenhut zu sehen. „Jemand meinte, sie sei nackt mit jemandem in den Wald gerannt. Ich persönlich glaube, dass sie ihren Hut vor ihrer Staffelei abgelegt hat, um zu markieren: „Hier bin ich“, sagt De Lorm. „Ein Gemälde wie dieses ist für mich eine Zeitmaschine.“
Doch wieder einmal gelingt es dem Museumsdirektor, sich zurückzuhalten. „Wir haben keine dänische Kunst in der Sammlung, deshalb werde ich das nicht kaufen.“
RIJKS KAUFT EINEN TER BORCH
Das Rijksmuseum kaufte am Donnerstag im Tefaf das einzige signierte Gemälde von Gesina ter Borch (1631-1690). Es ist ein posthumes Porträt ihres Bruders Moses im Alter von 2 Jahren. Er starb im Alter von 22 Jahren während einer Seeschlacht. „Es ist eine völlige Überraschung, dass dieses Werk aufgetaucht ist“, sagt Pieter Roelofs, Leiter der Abteilung Bildende Kunst. „Wir waren schon lange auf der Suche nach einem Ölgemälde von ihr. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass wir das haben mussten.“
Das Rijksmuseum ist seit 1886 Eigentümer des Nachlasses der Künstlerfamilie Ter Borch, darunter nahezu das gesamte Oeuvre von Gesina ter Borch, bestehend aus 59 Einzelzeichnungen und drei Alben voller Aquarellzeichnungen. Das Gemälde wurde vom Amsterdamer Antiquar Dickie Zebregs zusammen mit einem französischen Privatsammler entdeckt. „Er wusste nicht, was er vorhatte.“ Ich habe es erst später herausgefunden.‘