Schummelt ein Film, wenn der Protagonist ein Gesicht wie das von Mads Mikkelsen hat? Natürlich das dänische Drama Das versprochene Land hat eine ziemlich faszinierende historische Geschichte, aber nichts kommt an Mikkelsens Kopf heran, der so viele Geschichten erzählt, dass die eigentliche Handlung tatsächlich zu einem nachträglichen Einfall wird.
Während sich viele europäische Schauspieler für eine Hollywood-Karriere in ihr Heimatland verabschieden, pendelt Mikkelsen weiterhin fröhlich zwischen Bösewichtrollen in großen Publikumsfilmen hin und her (Phantastische Tierwesen, Indiana Jones) und vielschichtige Hauptrollen in dänischen Dramen (Reiter der Gerechtigkeit, Beschäftigt). Für die teilweise wahre Geschichte Das versprochene Land (originaler Titel: Bastarde) Mikkelsen arbeitet mit dem dänischen Regisseur Nikolaj Arcel zusammen, der mit seiner gescheiterten Verfilmung eines Buches von Stephen King selbst ein kurzlebiges Hollywood-Abenteuer erlebte, Der dunkle Turm.
Über den Autor
Alex Mazereeuw schreibt für de Volkskrant über Fernsehen und Film. Alle fünf Wochen ist er Fernsehkritiker.
Mikkelsen spielt ein Das versprochene Land Der ehemalige Armeehauptmann Ludvig hatte es im 18. Jahrhundert auf ein Stück „unfruchtbares“ Sumpfland in Jütland abgesehen. Es wurden bereits zahlreiche Versuche unternommen, diesen anzubauen, bislang jedoch vergeblich. Doch Ludvig hat einen Plan, an den er fest glaubt, und macht deshalb einen Deal mit der dänischen Königsfamilie: Wenn es ihm gelingt, auf dem Land Kartoffeln anzubauen, erhält er einen Adelstitel und schließlich ein eigenes Stück Land.
Es ist nicht sein Ehrgeiz, aber sobald sein unmöglicher Plan zu gelingen droht, trifft Ludvig plötzlich auf einen unerwarteten Gegner: Frederik de Schinkel (Simon Bennebjerg), einen Landbesitzer mit Größenwahn, der auch eine Vision für das Land hat. Die Hauptspannung des Films liegt im anhaltenden Konflikt zwischen den beiden Männern, denn in „De Schinkel“ (wie er sich selbst nennt) geht es darum, dass tote Männer seinen Willen durchsetzen.
Mikkelsen ist das stoische, stille Zentrum dieses wachsenden Wahnsinns, als uneheliches Kind, das nie mit den großen Jungs mitmachen durfte und daher felsenfestes Vertrauen in seinen eigenen Plan hat. Für die Liebe bleibt ihm zunächst kaum Zeit, denn seinem Plan, das gelobte Land fruchtbar zu machen, muss alles scheitern. Das wird noch schwieriger, als Ludvig Gefühle für eine seiner Angestellten (Amanda Collin) entwickelt und von De Schinkels Nichte (Kristine Kujath Thorp) begehrt wird.
All diese Komplexitäten sind bei Mikkelsen in sicheren Händen, der die Hauptattraktion eines Films ist, der nie mehr als ein solides (und todernstes) Historiendrama werden will, das gegen Ende durchaus starke Hollywood-Elemente annimmt. Insofern ist es so Das versprochene Land vor allem das schöne Gesicht von Mikkelsen, und dann lange Zeit nichts.
Das versprochene Land
Theater
★★★☆☆
Regie: Nicolaj Arcel
Mit Mads Mikkelsen, Amanda Collin, Simon Bennebjerg, Kristine Kujath Throp
127 Min., in 50 Kinos.