Ist ESG finanziell oder sogar moralisch sinnvoll? Der Sammelbegriff umfasst Umwelt-, Sozial- und Governance-Verhalten. Kritiker weisen auf Messprobleme hin – insbesondere beim „S“-Faktor. Eine in diesem Monat veröffentlichte Studie legt jedoch nahe, dass sich die Aktien besser entwickeln, wenn Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber mögen und respektieren.
Mitarbeiterzufriedenheit und Überrenditen gehen Hand in Hand, so die Autoren Hamid Boustanifar und Young Dae Kang. Unter Verwendung von Marktdaten aus dem Zeitraum von 1984 bis 2020 aktualisiert ihre Arbeit eine frühere Studie aus dem Jahr 2011, in der die jährliche Liste der 100 besten Unternehmen in Amerika des Fortune-Magazins überprüft wurde.
Nachdem sie ein gleichgewichtetes Portfolio von Unternehmen erstellt hatten, die mit ihren Mitarbeitern erfolgreich sind, stellten sie fest, dass es Überrenditen – vor Ausführungskosten – von nicht weniger als 2 Prozent jährlich erzielte. Selbst unter Berücksichtigung der Größe eines Unternehmens, das sich bei schnellem Wachstum stark positiv auf ein gleichgewichtetes Portfolio auswirken kann, hielt die Outperformance an. Schließlich hat dieses Portfolio an Best Places to Work nicht nur in guten Zeiten den Markt geschlagen, sondern besonders in Krisenzeiten.
Einige Branchen haben häufiger den Status „Bestes Unternehmen“ erhalten als andere. Diese bevorzugten Arbeitsplätze befanden sich in der Regel in Sektoren, die am stärksten vom Humankapital abhingen. Dass die besten Unternehmen in hochbezahlten Bereichen wie Computersoftware, Bankwesen und (Finanz-)Handel vorherrschen, dürfte nicht überraschen. Aber auch die Branchen Handel und Pharma standen ganz oben auf der Liste.
Viele Mitarbeiter sind zynisch gegenüber Aktionen von Chefs, um die Akkreditierung für den „besten Arbeitsplatz“ zu erhalten, die verwendet wird, um neue Mitarbeiter anzuwerben. Die Mitarbeiterzufriedenheit kann sich jedoch entscheidend auf die Unternehmensleistung auswirken. Dies gilt insbesondere für schlecht bezahlte Dienstleistungsbranchen wie das Gastgewerbe. Die Arbeitszufriedenheit hingegen erscheint bei Bankern und Anwälten oft auffallend niedrig. Hier scheint eine hohe Bezahlung ein größerer Treiber der individuellen Leistung zu sein als der Esprit de Corps und der Wunsch, Kunden zu helfen
Fondsmanager Jerome Dodson hat sich schon vor langer Zeit entschieden, sein Geld auf die Unternehmen zu setzen, die ihre Mitarbeiter am besten behandeln. Es hat gut funktioniert. Sein Parnassus Endeavour Fund ist laut Morningstar einer der am besten bewerteten US-Wachstumsfonds mit großer Kapitalisierung in den letzten 15 Jahren über alle Zeiträume hinweg.
Das deutet darauf hin, dass die Moral und Kultur der Mitarbeiter definitiv wichtig ist – nicht nur für diejenigen, die sich um eine Stelle bewerben, sondern auch für Investoren.
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