Wenn Armin van Buuren neben DJ Ki/Ki auftritt, wird bei ADE Trance-Geschichte geschrieben

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DJ Ki/Ki und Gast Armin van Buuren im Club De Bajes während des Amsterdam Dance Event 2023.Bild Daphne Vermeulen

Fans der Clubkultur müssen sich bei dieser Ausgabe des Amsterdam Dance Events durch viele Stimmungen manövrieren. „Amsterdam Plens Event“, wird in der Schlange vor De Bajes gescherzt. De Bajes, Teil des Clubs Levenslang im ehemaligen Bijlmerbajes, ist am Freitagabend Schauplatz einer der beliebtesten Partys dieses Wochenendes: der Nacht durchmacher vom beliebten Amsterdamer Trance-DJ Ki/Ki.

Die Tickets erfreuen sich großer Beliebtheit (sogar zu viele davon scheinen von der Organisation verkauft worden zu sein) und die Schlange am Einlass ist extrem lang, denn Ki/Ki wird heute Abend etwas Besonderes machen. Sie steht von 11 bis 19 Uhr hinter der Drehscheibe, die sie bis auf eine kaum wahrnehmbare Toilettenpause nicht verlässt. Doch das macht sie nicht alleine: Sie erhält vier DJs für „B2B‘s“: Rücken an Rücken DJ-Sets. Wer sie sind, wird streng vertraulich behandelt.

Gerüchte schwirren durch das schwüle und überfüllte Gefängnis. Patrick Mason und Marlon Hoffstadt werden erwähnt, aber das hartnäckigste Gerücht ist auch das überraschendste: Armin van Buuren. Es wird nicht passieren, oder? Der Trance-Gott spielt auf den größten Bühnen der Welt, was soll er in einem alten Gefängnis für ein Publikum tun, das sich oft zu gut für seine ausgefeilten Hits fühlt?

Eine Nacht im Radio Radio Club während des Amsterdam Dance Events.  Bild Daphne Vermeulen

Eine Nacht im Radio Radio Club während des Amsterdam Dance Events.Bild Daphne Vermeulen

Aber es stimmt wirklich: Um 2 Uhr morgens erscheint der 46-jährige Van Buuren neben Ki/Ki hinter den Decks. Sie kündigt ihn mit heiserer Stimme an und der Ausdruck in ihren Augen, als er sich umdreht, ist deutlich: Sie weiß, dass sie auf seinen Schultern steht. Das Publikum teilt ihre Begeisterung und ihren Unglauben, es ist klar, dass hier Trance-Geschichte geschrieben wird.

In De Bajes ist ein anderes Publikum als das, was Armin van Buuren normalerweise vor sich hat, wie zum Beispiel einen Tag später beim Amsterdam Music Fest in der Arena. Er scheint etwas verstimmt zu sein. So oft er über dem Kopf in die Hände klatscht, klatscht niemand. Niemand macht ihm seine Stadiongewohnheiten übel: Er spielt hart und scheint mit Ki/Ki mithalten zu können Säure-Trance.

Einen Tag später füllt sich das Gashouder mit Techno-Fans für den ADE-Samstag von Awakenings. Awakenings mögen internationale Anziehungskraft haben, aber der Ursprung der Techno-Party liegt genau an diesem Ort: Die erste Ausgabe fand 1997 im Gashouder statt. Es spielen sehr gute Techno-DJs. Als Headliner können Ben Klock und Marcel Dettmann benannt werden. Die Deutschen sind beide seit vielen Jahren „Residents“ des legendären Berliner Clubs Berghain, so ziemlich die höchstmögliche Auszeichnung für Techno-DJs mit düsterem Sound.

Also desto besser hämmern. Doch egal, wie knapp das Shooting ausfällt, das Spektakel steckt wirklich in der optischen Trickkiste. Rund um die Bühne hängen LED-Bildschirme in allen Formen und Größen, die hypnotische Muster zeigen, die sich ständig verändern und perfekt zur Musik passen. Allein darin kann man sich verlieren, aber dann sind da noch die Lichtbalken an allen Wänden und der Decke der runden Halle, die Dutzenden Laser, die an einem vorbeischießen, die riesige Discokugel mit einem großen Heiligenschein drumherum, das Feuerwerk (!) und ja, es gibt auch CO2-Kanonen und Flammenwerfer.

Kein Feuerwerk im kleineren Club LoFi ein paar Kilometer entfernt, zumindest nicht im wörtlichen Sinne. Dort bestreitet der Chilene Ricardo Villalobos am Samstagabend zusammen mit dem Rumänen Raresh das Finale des Abends. Sie sind zwei der größten DJs der Welt Minimaler TechnoGenre, eine subtilere Art von Techno. Die beiden spielen Techno für den Zuhörer: Auch am Ende einer langen Nacht schafft es das Duo, einen auf Trab zu halten. Villalobos nimmt oft eine etwas andere Wendung als erwartet, und das klappt immer gut.

Auch hier gibt es eine beeindruckende Lichtinstallation: Über den Köpfen der Tänzer bewegt sich eine Reihe länglicher Lichtstäbe im Takt der Musik. Dank mehrerer erhöhter Plattformen rund um die DJ-Kabine Die Partygäste können von allen Seiten das breite Lächeln auf Villalobos‘ Gesicht sehen, während er sie weiterhin täuscht und überrascht. Mit großer Freude erzeugt er einen Glitch-Sound, der sich durch den Raum bewegt, er scheint von einer Wand zur anderen zu springen: die Tricks von Villalobos.


Tausend Ereignisse

ADE war in den letzten Tagen in Amsterdam kaum zu übersehen. Es gab tausend Veranstaltungen – von der Party bis zur Konferenz – an zweihundert Orten. 2.900 Künstler traten dort auf und es gab achttausend „Delegierte“ (Fachbesucher aus der Tanzbranche). Insgesamt hatte die Organisation an fünf Tagen 500.000 Besucher (wer zwei Tickets für etwas kauft, zählt doppelt).



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