Die Unesco hat heute beschlossen, die Ducasse von Ath, ein traditionelles Folklorefest im Hennegau, von der Liste des immateriellen Kulturerbes zu streichen. Grund ist die zentrale Figur „Le Sauvage“ (De Wilde), die als Rassist bezeichnet wird.
Die seit dem 16. Jahrhundert organisierte Ducasse bringt am letzten Augustwochenende Zehntausende von Menschen in Ath zusammen. Höhepunkt ist der Sonntagsumzug mit „Le Sauvage“, einem schwarz geschminkten Mann, der bis letztes Jahr auch einen Nasenring und Ketten um die Handgelenke trug.
Seit 2005 steht die Veranstaltung auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes.
Viel Kritik
Allerdings wurde „Le Sauvage“ in den letzten Jahren als rassistische und erniedrigende Karikatur kritisiert. Auf der siebzehnten Sitzung des Ausschusses für immaterielles Kulturerbe heute in Rabat haben mehrere afrikanische Länder ihren Unmut zum Ausdruck gebracht. Sie finden die Zahl unter anderem im Zusammenhang mit der Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA und der aktuellen Flüchtlingskrise unangemessen.
Belgien selbst verurteilte während der Sitzung alle Formen von Rassismus und Diskriminierung und erklärte, dass es sich des Ernstes der Lage bewusst sei. Auch die Gemeinde Ath wurde gebeten, sich Gedanken über die Botschaft zu machen, die das Festival verbreiten möchte. Angesichts der Bestürzung über das Ereignis hat Brüssel jedoch selbst darum gebeten, das Ereignis von der Unesco-Liste zu streichen.
Karneval von Aalst
2019 wurde auch der Karneval von Aalst von der Liste des immateriellen Kulturerbes gestrichen, nachdem er wegen jüdischer Karikaturen diskreditiert worden war.
Drei Szenarien
Der Bürgermeister von Ath, Bruno Lefebvre (PS), hätte sich gewünscht, dass die Unesco einem neu gegründeten Bürgerkomitee für Folklore die Chance gibt, in dieser Angelegenheit zu entscheiden.
Ihm zufolge sei vorgesehen, dass das Komitee der Unesco bis spätestens April einen Bericht über „Le Sauvage“ vorlege. Drei Szenarien wurden in Betracht gezogen: die Erhaltung der Figur, ihre Entfernung oder die Einstellung der schwarzen Gesichtsbemalung von „Le Sauvage“. Lefebvre bedauert, dass die Einwohner von Ath und der Ducasse nun mit Rassismus in Verbindung gebracht werden.
Überrascht
Gleichstellungszentrum Unia reagiert verhalten auf die Nachricht. „Es wird erst ein Sieg sein, wenn ‚Le Sauvage‘ nicht mehr so existiert wie jetzt. Aber wenn es die nächsten fünf oder zehn Jahre so bleibt, ist nichts gewonnen“, sagt Regisseur Patrick Charlier.
Überrascht sei er von der Unesco-Entscheidung, „da wir den Eindruck hatten, dass der Gemeinderat bereit ist, den Charakter zu ändern“. Deshalb habe er gedacht, dass die Ducasse zunächst überwacht werde, um Druck auf die Behörden auszuüben.
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