Simone hat Wasserschaden im Wert von mindestens 10.000 Euro, unversichert: „Ich könnte weinen“

1704343624 Simone hat Wasserschaden im Wert von mindestens 10000 Euro unversichert


Das Wasser wird im Keller unter Simone Langhis Bekleidungsgeschäft im Stadtzentrum von Arnheim abgepumpt.Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Die Rolle Stoff mit Hundemotiv, die für Babypullover gedacht war, verbreitete am Dienstag in einem Keller im Zentrum von Arnheim einen widerlich modrigen Geruch. Gleiches gilt für die Rolle mit Leopardenmuster oben und alle anderen Stoffe, die 700 Euro pro Rolle kosten und zum Verderben da sind. „Das muss alles weg“, sagt Simone Langhi (32), als sie noch einmal die Schäden inspiziert, die das Grundwasser an den Lagerbeständen ihres Bekleidungsgeschäfts Mae & June angerichtet hat. „Nichts davon ist mehr verkaufbar.“

Dennoch verzweifelte die Unternehmerin nicht sofort, als sie letzte Woche bis zu den Knöcheln im Wasser stand. Naiverweise hätte sie nie gedacht, dass der Brunnen aus dem 13. Jahrhundert im Keller, der mit einer Glasplatte bedeckt ist, ihr Lager- und Nähatelier überfluten könnte – selbst die steigenden Pegel der letzten Wochen hatten sie nicht beunruhigt. Aber sie dachte: „Ich bin gut versichert, ich bin mir sicher, dass alles gut wird.“

Das scheint nicht der Fall zu sein. Wasserschäden durch Grundwasser sind nicht versichert, mit allen Konsequenzen, die dies für Langhi mit sich bringt. Der Schaden an den Stoffen, Nähmaschinen, Blusen, Haarbändern, Fotorahmen und all den Dingen, die sie unter dem Straßenniveau aufbewahrte, beläuft sich auf mindestens 10.000 Euro. „Damit ich wirklich weinen kann.“

Der Höhepunkt ist noch nicht vorbei

Langhi war nicht der Einzige, der letzte Woche von einem überfluteten Keller überrascht wurde. Mittlerweile ist der Grundwasserspiegel vielerorts so hoch, dass Wasser auch dort nach oben gelangt, wo Kriechkeller und Keller sonst trocken bleiben. „Ich habe mit Menschen gesprochen, die seit dreißig Jahren im selben Haus leben und zum ersten Mal darunter leiden“, sagt ein Sprecher des Wasserverbands Rijn en IJssel, zu dem auch Arnheim gehört. Darüber hinaus ist der Höhepunkt noch nicht vorbei. Der Wasserstand in Rhein und IJssel wird voraussichtlich am kommenden Wochenende die gleiche Höhe wie in den Weihnachtsferien erreichen.

Solche extremen Bedingungen – hohe Flusspegel in Kombination mit anhaltenden Niederschlägen – werden aufgrund des Klimawandels nur noch häufiger auftreten. Die Wasserverbände stellen sich darauf ein, können jedoch nicht alle Belästigungen verhindern, sagt ein Sprecher der Union of Water Boards. „Wir müssen also lernen, damit umzugehen, dass Wasserschäden und Belästigungen dazu gehören.“

Diese Erkenntnis muss vielen Bürgern und Unternehmern noch klar werden, meint Edward Brans, Professor für Nachhaltigkeit und Umwelthaftung an der Universität Utrecht. „Man sieht immer, dass Menschen über Wetterextreme nachdenken: Ich werde mit etwas Unerwartetem konfrontiert, gegen das ich nichts tun kann. Wohin mit dem Ball?“ Der Blick richtet sich dann meist auf die Gemeinde oder den Wasserverband. Wasserverbände haben in den letzten Tagen viele Telefonanrufe wegen überfluteter Keller erhalten.

Doch laut Brans sind Versuche, durch Grundwasser verursachte Schäden zu beheben, meist erfolglos. „Wasserverbände müssen mehrere, manchmal widersprüchliche Interessen abwägen. Ihre Ressourcen sind begrenzt. Es ist nicht möglich, alle individuellen Schäden zu verhindern.“ Eigentümer sind auch für die Regulierung des Grundwassers unter ihrem Grundstück verantwortlich.

Damit die Bewohner bei Naturkatastrophen nicht völlig ihrem Schicksal überlassen werden, gibt es ein Katastrophenschadenersatzgesetz. Darauf können sich Opfer bei unerwarteten und ganz außergewöhnlichen Katastrophen verlassen, wie etwa 2021, als die Maas in Süd-Limburg über die Ufer trat. Damals wurden 34 Millionen Euro ausgezahlt.

Aber was außergewöhnlich oder unerwartet ist, darüber lässt sich streiten, sagt Professor Brans. Auf jeden Fall sei der Anstieg des Grundwasserspiegels nicht der Fall, glaubt er. „Es hat zwölf Wochen am Stück geregnet. „Es ist sehr ärgerlich, aber die Leute hätten es kommen sehen müssen.“

Harte Lektion

Die harte Lektion lautet daher: Die Bürger müssen sich besser auf Wetterextreme vorbereiten. Aber wie macht man das? Eine Versicherung ist nicht immer möglich. Der Verband der Versicherer warnt schon seit Längerem davor, dass die Klimaschäden durch Dürre, steigenden Meeresspiegel und extreme Regenfälle zunehmen und es teilweise finanziell unmöglich sei, sie zu versichern. Schäden, die durch extremen Regen oder überflutete Kanäle entstehen, werden in der Regel entschädigt, Schäden, die beispielsweise durch große Deichbrüche entstehen, jedoch nicht. Schätzungsweise 99 Prozent der Haushalte und Unternehmer sind hierfür nicht versichert.

Und das gilt auch für Grundwasserschäden. „Die Versicherer halten das für ein zu großes Risiko“, sagt ein Sprecher des niederländischen Versicherungsverbandes. Dabei spielt eine Rolle, dass nicht immer klar ist, woher ein Grundwasseranstieg kommt. „Es ist einfach, wenn es regnet. Ist die Ursache jedoch unklar, kann ein Risiko nicht versichert werden.“

Brummende Tauchpumpe

Abhilfe schafft für Kellerbesitzer daher nur: rechtzeitiges Abdichten oder Entleeren des Raumes. Logisch vielleicht, aber Simone Langhi hat davon nichts mehr mitbekommen. Die Tauchpumpe, die sich gelegentlich unter ihrem Arnheimer Laden mit einem Brummgeräusch anschaltet, um den Brunnen zu leeren, kam zu spät. Die Babystrampler, Schmuckstücke und Stirnbänder, die nicht ertrunken sind, stapeln sich in großen Plastikbehältern. Doch der Großteil ihres Bestandes liegt bereits kläglich auf der Mülldeponie.

Um finanziell zu überleben, startete sie eine Crowdfunding-Kampagne. „Entweder war es das, oder ich nehme meinen Verlust und ziehe den Stecker.“ Ein Lichtblick ist, dass sie in ihrem Webshop mit Spenden und Bestellungen überschwemmt wird, auch von Fremden. Das heißt aber auch, dass sie wie verrückt anfangen muss zu nähen. Ob sie den Keller jemals wieder als Atelierraum nutzen kann, weiß sie noch nicht. Die alte Nähmaschine ihrer Großmutter steht deshalb wieder dort, wo sie vor vier Jahren ihr Unternehmen gegründet hat: hoch und trocken auf dem Dachboden ihres Hauses.



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