Rat des Mijnraad: Die Gasversorgung ist genauso wichtig wie der Hochwasserschutz

Rat des Mijnraad Die Gasversorgung ist genauso wichtig wie der


Ein Produktionsstandort von NAM in ‚t Zand (Groningen).Bild Reuters

Die Niederlande müssen die Sicherheit der Energieversorgung mit der gleichen Dringlichkeit behandeln wie das Hochwasserrisiko, sagt der Mijnraad, ein wichtiges Beratungsgremium der Regierung. Dem Rat zufolge verlasse sich die Regierung nun zu sehr auf die wahrscheinlichsten Szenarien, während sie sich auf die drastischsten Situationen konzentrieren sollte.

Dies ist laut Rat notwendig, da der (Teil-)Ausfall der Gasversorgung zu gesellschaftlichen Verwerfungen in großem Umfang führen kann. Gasknappheit kann beispielsweise die Strom- und Stahlproduktion sowie die Lebensmittelindustrie stören. Die Folgen könnten die der Corona-Pandemie übersteigen, warnt der Rat, der sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zusammensetzt.

Um die Risiken so weit wie möglich zu begrenzen, soll das Kabinett versuchen, in diesem Sommer alle drei großen Gasspeicher möglichst voll zu füllen. Das muss schnell gehen, denn die Befüllung des unterirdischen Speichers Bergermeer dauert mindestens drei Monate. Dieser Speicher, der derzeit kaum gefüllt ist, ist besonders wichtig für die Industrie. Im April hat das Wirtschafts- und Klimaministerium mehr als 600 Millionen Euro bereitgestellt, um Energieversorger dazu zu bewegen, diesen Speicher zu 70 Prozent zu füllen. Der Mijnraad will, dass das Kabinett weiter geht.

Am Ziel von 70 Prozent will das Ministerium festhalten. „Wenn wir mehr abfüllen, werden wir das zum Teil auch für Firmen im Ausland machen“, sagte ein Sprecher. „Obwohl es nicht sicher ist, dass andere Länder dazu beitragen werden.“ Außerdem werde es laut dem Sprecher immer teurer, den Speicher Bergermeer komplett zu füllen.

Laut Mijnraad werden sich diese Kosten im Vergleich zu möglichen sozialen Störungen „lohnen“. Je länger die Regierung zögert, desto dringender und teurer wird es, den Speicher Bergermeer zu füllen, schreibt der Rat in seinem Bericht† Die anderen Lager sind komplett gefüllt. Damit ist laut Ministerium der europäische Standard erfüllt.

Mit dieser Empfehlung stimmt der Mijnraad den Bedenken von Arbeitgeberverbänden und einer Reihe von Experten zu, denen zufolge die Regierung einen zu lakonischen Ton anschlägt. Am kommenden Donnerstag wird es im Repräsentantenhaus eine Debatte über die Sicherheit der Gasversorgung geben.

Sehr unwahrscheinlich

Auch eine weitere Gasförderung aus Groningen will der Beirat nicht ausschließen. Dass es dazu kommt, scheint aber höchst unwahrscheinlich. Dem Beispiel von Energie- und Klimaminister Rob Jetten folgend, sagte Premierminister Mark Rutte letzte Woche bei einem Besuch in Groningen erneut, dass das Aufdrehen des Gashahns in Groningen nur eine letzte Option im Notfall sei. „Wenn die Kälte uns alle blau macht, sollten wir uns das nochmal anschauen.“

Bergbaustaatssekretär Hans Vijlbrief korrigierte letzte Woche im Repräsentantenhaus den Irrglauben, dass mehr Gas aus Groningen die Energiekosten senken würde. Der Gaspreis wird laut Vijlbrief auf dem Weltmarkt geformt. ‚Der Sieg in Groningen ändert nichts am Benzinpreis.‘

Laut dem Mijnraad muss mehr Gasförderung aus Groningen nach „den Standards“ erfolgen. Aber Sicherheitsstandards werden schon jetzt nicht durchgesetzt, warnte die Staatliche Bergbauaufsicht letzte Woche erneut. Trotz der stark reduzierten Gasförderung ist die Zahl der Erdbeben aufgrund von Verzögerungseffekten das dritte Jahr in Folge höher als erwartet. Deshalb sollte das Kabinett laut SodM das Versprechen einhalten, die Gasförderung aus Groningen vollständig einzustellen.

Die parlamentarische Untersuchung zur Gasförderung in Groningen beginnt Ende dieses Monats. Eine wichtige Frage wird sein, wie die Regierung das Vertrauen der Menschen in Groningen verloren hat. Dann ist das Brechen dieses Versprechens keine verlockende politische Perspektive.



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