Rache an Mbappé: Haben die Niederlande in der EM-Qualifikation eine Chance?

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Kylian Mbappé während eines Trainings der französischen Nationalmannschaft am 10. Oktober.Bild AFP

Das Tor ist leer, Kylian Mbappé rennt mit dem Ball am Fuß darauf zu, wie so oft mit vollem Tempo. Doch dann passiert etwas, womit niemand gerechnet hat: Der PSG-Angreifer schießt über das Tor. Das Publikum in Rennes wird Zeuge eines seltenen Fehlschusses von Frankreichs fünfmaligem Torschützenkönig.

Der Fehlschuss vor offenem Tor ereignete sich während des Spiels PSG – Rennes am vergangenen Sonntag in der französischen Liga. Es ging natürlich um die Welt, denn alles von Mbappé geht um die Welt. Der Patzer passt auch zum Bild eines nicht fehlerfreien Saisonstarts. Vielleicht müssen die Niederländer diesmal nicht so große Angst vor Frankreichs wichtigstem Star haben?

Über den Autor
Dirk Jacob Nieuwboer ist Sportreporter für de Volkskrant und schreibt über Fußball und Handball. Zuvor war er türkischer Korrespondent und politischer Journalist.

Die Niederlande müssen nach Hoffnungsschimmern suchen, denn die Erinnerung an Mbappé aus dem Hinspiel schmerzt immer noch. Nationaltrainer Ronald Koeman musste während des Spiels Spieler auswechseln, um den Schaden zu begrenzen, und hatte damit kaum Erfolg.

Bereits nach zwei Minuten lieferte Mbappé den Assist, den Antoine Griezman zum 1:0 erzielte. Er selbst erzielte das zweite und letzte Tor. Beim Stand von 4:0 führten seine Finten dazu, dass Daley Blind umfiel, woraufhin er den Ball genau zwischen den Beinen von Jurriën Timber hindurch und ins lange Eck schoss.

Doch das war im Frühjahr, vor dem turbulenten Sommer, in dem Mbappé mit seinem Verein im Streit lag. Im Mai gab er bekannt, dass er Paris nach dieser Saison verlassen werde. Zum Ärger des Vereinsvorsitzenden Al-Khelaïfi, der einen ablösefreien Abgang seines großen Stars befürchtete. Er musste unterschreiben oder gehen. „Niemand ist größer als der Verein, kein Fußballer, nicht einmal ich“, drohte der Katarer.

‚Glasdach‘

Mbappé wurde aus dem Kader ausgeschlossen und verpasste den Saisonstart, lächelte aber weiterhin entspannt auf dem Trainingsfeld und in seiner Skybox. Nachdem PSG das erste Ligaspiel unentschieden gespielt hatte und der Star nicht einmal einem Angebot von 700 Millionen Euro für ein Jahr Fußball in Saudi-Arabien nachgab, änderte die Vereinsführung ihre Meinung. Die schlimmsten Falten sind ausgebügelt, der linke Stürmer spielt wieder, aber alles deutet auf ein Lückenjahr hin.

Der beste Torschütze von PSG will trotzdem gehen – wahrscheinlich zu Real Madrid, dem Verein, mit dem er seit Jahren liebäugelt –, weil er zu dem Schluss gekommen ist, dass er die Champions League in Paris nicht gewinnen wird. Selbst bei Messi und Neymar hat das nicht funktioniert. „Ich versuche einfach, meinen Job so gut wie möglich zu machen, aber ich kann nicht zaubern“, erklärte er einmal. „Manchmal muss man sich im Fußball mit einer sogenannten gläsernen Decke auseinandersetzen.“

Dies wurde letzte Woche erneut bestätigt, als PSG gegen Newcastle United mit 4:1 besiegt wurde. Der Pariser Klub war vom nordenglischen Klub, der mit saudischem Geld an der Spitze der Premier League steht, völlig überfordert. Auch Mbappé kam nicht weiter, ihm gelang im gesamten Spiel nur ein Schuss, der am Tor vorbei ging.

Auf Dampf

Unglücklicherweise für die Niederlande sagt das wenig über seine Leistung im französischen Team aus. Seine überragende Leistung im letzten Jahr gelang ihm auch kurz nach seinem Ausscheiden mit PSG im Achtelfinale der Champions League. Das niederländische Team bietet nun eine weitere Chance zur Revanche.

Darüber hinaus scheint Mbappé trotz des drohenden Auss in Paris keine Probleme zu haben, sich auf dem Platz zu motivieren. Sein Fehlschuss gegen Rennes mag Teil der Startprobleme von PSG sein, aber der linke Stürmer selbst ist bereits wieder auf dem richtigen Weg.

In den sieben Spielen, die er bestritt, erzielte er auch sieben Tore und steht nun wieder an der Spitze der französischen Torschützenliste. Bisher hat er in dieser Saison alle 74 Minuten ein Tor geschossen, nur in seiner besten Saison (2018-19) brauchte er 3 Minuten weniger.

Sein Blick könnte vielleicht etwas schärfer sein, denn 21 Prozent aller seiner Schüsse enden in einem Tor. Obwohl dies durchaus mit den vorherigen Saisons übereinstimmt, war er in seinen besten Jahren um 5 Prozentpunkte höher.

Alles in allem sind das keine ermutigenden Zahlen für Koeman. Mbappé kann gestoppt werden, Newcastle ging mit gutem Beispiel voran. Nicht nur durch eine enge Manndeckung des Angreifers selbst, sondern auch durch die Dominanz des Mittelfelds und damit das Stoppen des Nachschubs in seine Richtung. Doch genau das gelang den Niederlanden im vergangenen März nicht, und sobald Mbappé den Ball hat, bleibt er äußerst gefährlich – bis auf einen seltenen Fehlschuss. Auch in diesem Gap Year.



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