Nachdem sich der Richter aus den Katargate-Ermittlungen zurückgezogen hat: So scheinen Politik und Justiz in unserem Land miteinander verflochten zu sein

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Letzte Woche kam es wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Ermittlungsrichter Michel Claise zog sich wegen eines möglichen Interessenkonflikts plötzlich aus den Ermittlungen zur Korruption im Europäischen Parlament – ​​Qatargate – zurück. Es stellte sich heraus, dass sein ältester Sohn seit fünf Jahren mit dem Sohn der in der Akte genannten Europaabgeordneten Marie Arena (PS) Geschäfte machte. Arenas Ex-Mann ist mit Außenministerin Hadja Lahbib (MR) verheiratet. Einen Monat vor der Explosion der Qatargate-Bombe traf sich dieser mit dem katarischen Minister, der ebenfalls eine zentrale Rolle in der ganzen Affäre spielte. Oder wie eng Justiz und Politik in unserem Land miteinander verflochten sind.

Es war die italienische Zeitung „Corriere della Sera“, die heute die Glocke läutete. Anfang des Monats sagte die ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Katargate-Verdächtige Eva Kaili der Tageszeitung in einem Interview, dass die Schlüsselfigur Pier Antonio Panzeri bei seinem ersten Verhör die Namen zweier italienischsprachiger Abgeordneter erwähnt habe. „Einer wurde verhaftet, der andere blieb unbehelligt. Ich frage mich immer noch, warum. Vielleicht, weil sie geschützt war und eine besondere Immunität genoss?“

Kaili bezog sich jeweils auf Marc Tarabella und Marie Arena. Als die belgische Polizei im Dezember Hausdurchsuchungen durchführte, führte sie auch eine Razzia bei einem Arena-Mitarbeiter durch. Es stellte sich heraus, dass der Mann auf der Website von Panzeris gemeinnütziger Organisation Fight Impunity als Experte aufgeführt war. Arena wurde auch oft bei Aktivitäten dieser gemeinnützigen Organisation gesehen und ist mit Panzeri gut befreundet. Sie behauptet, frei von jeglichem Verdacht zu sein.

Zusätzliche Dimension

Kailis Urteil erhält nach dem Ausscheiden des Ermittlungsrichters Michel Claise eine zusätzliche Dimension. Tarabellas Anwalt zwang ihn zum Rücktritt, nachdem er herausgefunden hatte, dass Claises Sohn und Arenas Sohn (und ihr jetziger Ex-Ehemann Olivier Lemaire) seit 2018 gemeinsam ein Unternehmen haben, das sich auf den Verkauf von Cannabisöl spezialisiert hat.

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Dieses Unternehmen würde auch denselben Buchhalter einsetzen wie eine Reihe gemeinnütziger Organisationen, die in der Katar-Akte aufgeführt sind, darunter Fight Impunity von Pier Antonio Panzeri.

Arenas Ex-Ehemann heiratete später erneut Außenministerin Hadja Lahbib. Damit ist Lahbib die Stiefmutter von Arenas Sohn.

Treffen

Corriere della Sera weist weiter darauf hin, dass sich Lahbib im November letzten Jahres – einen Monat vor der Explosion der Qatargate-Bombe – mit dem katarischen Arbeitsminister Ali ben Samikh Al-Marri traf, dem Mann, der angeblich das Bestechungsgeld über die gemeinnützige Organisation Fight Impunity gezahlt hatte. Lahbib selbst sagte, sie habe mit ihm über Menschenrechte gesprochen, darunter auch über Frauenrechte und die Rechte der LGBTQ+-Community.


Und dann ist da noch die Verbindung zur Freimaurerei. Der Untersuchungsrichter Michel Claise ist ein stolzer Freimaurer. In einem Interview mit „Le Soir“ sagte er, dass er damit vor 35 Jahren in Berührung gekommen sei, als er als Anwalt im Büro von Guy Uyttendaele arbeitete. Er hatte Uyttendaele durch seinen Sohn Marc kennengelernt, einen guten Freund von ihm und den späteren Ehemann der PS-Chefin Laurette Onkelinx. Bemerkenswertes Detail: Marc Uyttendaele ist einer der Anwälte der zentralen Figur und des bedauernden Panzeri.

Freimaurer

Laut der Zeitung „Sudinfo“ sei Claise „schon lange vor“ seinem Rückzug wegen eines möglichen Interessenkonflikts eines anderen Freimaurers darauf hingewiesen worden, dass er „zu viel tue, um Arena zu decken“. Arena ist ebenfalls Freimaurerin und Claise soll sie zwischen 2015 und 2017 mehrmals im Parlament getroffen haben.

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Die Bundesanwaltschaft führt eine umfangreiche Untersuchung zu Versuchen Katars und Marokkos, Einfluss auf den Entscheidungsprozess des Europäischen Parlaments zu nehmen. Beide Länder sollen über den ehemaligen italienischen Europaabgeordneten Pier Antonio Panzeri und seine gemeinnützige Organisation Fight Impunity versucht haben, Einfluss auf Entscheidungen und Beschlüsse des Europäischen Parlaments zu nehmen.

Am 9. Dezember waren nicht nur Panzeri, sondern auch sein rechter Mann Francesco Giorgi, seine Lebensgefährtin und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Eva Kaili, der brüssel-italienische Lobbyist Nicolo Figa-Talamanca, Eva Kailis Vater und der Gewerkschafter Luca Visentini anwesend verhaftet. Die beiden letztgenannten wurden nach der Befragung freigelassen, Giorgi, Kaili, Panzeri und Figa-Talamanca wurden jedoch verhaftet. Am 11. Februar wurde auch gegen den belgischen Europaabgeordneten Marc Tarabella ein Haftbefehl gestellt.

Figa-Talamanca wurde vom Ermittlungsrichter freigelassen, während die vier anderen Verdächtigen alle unter elektronische Überwachung gestellt wurden. Untersuchungsrichter Claise entschied daraufhin, Tarabella, Giorgi und Kaili unter bestimmten Bedingungen freizulassen.

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