Meteorologen warnen vor sehr schwerem Sturm Ciarán: möglicher „Bombenzyklon“ mit außergewöhnlichen Windböen in Westeuropa

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Meteorologen überwachen die Wetterkarten von heute und morgen. Denn im Atlantik entwickelt sich schnell ein sehr schwerer Sturm. Der britische Wetterdienst hat dem Sturm bereits den Namen „Ciarán“ gegeben und eine Warnung herausgegeben. Schließlich werden in Westeuropa außergewöhnliche und möglicherweise verheerende Windgeschwindigkeiten erwartet. Weitere Warnungen werden zweifellos in den kommenden Tagen folgen. Wir blicken bereits nach vorne. Wie heftig wird dieser Sturm wüten? Wo und wann ist der meiste Wind zu erwarten? Müssen wir in Belgien auch Sturmschäden befürchten?

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Ein weiterer Sturm in Europa?

Der Herbst ist in vollem Gange und damit auch die Sturmsaison, die dieses Jahr sehr aktiv ist. Nach dem Durchzug der Stürme Agnes im September folgten in den letzten zwei Wochen Aline, Babet, Bernard und Céline in schneller Folge aufeinander. Und diese Woche naht bereits ein weiterer europäischer Sturm.

An diesem Wochenende nannte der britische Wetterdienst den bevorstehenden Sturm „Ciarán“. Dass dies so früh geschah und sofort mit einer ersten Warnung einherging, liegt daran, dass damit zu rechnen ist, dass es sich um einen extrem starken Sturm handeln könnte. Deshalb beobachten Meteorologen aus verschiedenen europäischen Ländern die Entwicklung dieses Sturms genau. Wenn der französische Wetterdienst dem Sturm auch einen Namen zuordnet, wird es „Domingos“ sein.

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Ein weiterer europäischer Sturm namens Ciarán zieht diese Woche bereits auf. © wetterzentrale.de

Woher kommt plötzlich dieser sehr schwere Sturm?

Im Herbst gibt es oft große Temperaturunterschiede zwischen Nord- und Südeuropa. Warme (sub)tropische Luft aus dem Süden kollidiert oft mit kalter Polarluft aus dem Norden. Diese scharfen Temperaturkontraste erzeugen einen starken Jetstream. Dabei handelt es sich um einen großen Luftfluss in einer Höhe von etwa 10 Kilometern, der sich mit großer Geschwindigkeit bewegt.

Dieser Jetstream treibt uns wieder an und erzeugt Hoch- und Tiefdruckgebiete. Ein sehr aktiver Jetstream zielt derzeit direkt auf Westeuropa. Und das garantiert windiges und wechselhaftes Wetter. Denn ein solch aktiver Jetstream sorgt dafür, dass sich ein ausgedehntes Sturmtief blitzschnell vertiefen kann.

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Innerhalb von 24 Stunden wird der Druck im Kern des Sturms rapide sinken, und das ist außergewöhnlich.
Innerhalb von 24 Stunden wird der Druck im Kern des Sturms rapide sinken, und das ist außergewöhnlich. © wxcharts

Wird Ciarán zu einem seltenen „Bombenzyklon“?

Wenn sich ein Tiefdruckkern vertieft, nimmt der Luftdruck im Kern des Tiefdruckgebiets sehr schnell ab, ein Prozess, den Meteorologen „Zyklogenese“ nennen. Im Falle des Sturms Ciarán wird dieser Druckabfall sehr schnell eintreten. Morgen Abend wird dieses Tiefdruckgebiet immer noch im Ozean zwischen Irland und der Iberischen Halbinsel liegen. Dann beträgt der Luftdruck im Kern etwa 980 Hektopascal.

In der Nacht zum Donnerstag wird sich der Kern weiter vertiefen und der Tiefdruckkern wird sich über den Süden Englands in Richtung Nordosten bewegen. Gleichzeitig sinkt der Luftdruck im Kern weiter. Innerhalb von 24 Stunden könnte der Kerndruck sogar um mehr als 24 Hektopascal gesunken sein. Der minimale Kerndruck beträgt dann etwa 950 bis 955 Hektopascal. Ein so schneller Abfall des Luftdrucks ist außergewöhnlich und auch der niedrige Kerndruck selbst ist bemerkenswert. Meteorologen sprechen in einem solchen Fall auch von „explosiver Zyklogenese“ oder „Bombenzyklogenese“.

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Es besteht eine sehr gute Chance, dass sich Sturm Ciarán zu einem Bombenzyklon entwickelt

Dies kommt vor allem in Amerika häufig vor, in Europa ist das Phänomen jedoch eher selten. Ein Tiefdruckgebiet, das sich innerhalb von 24 Stunden um 24 Hektopascal oder mehr vertieft, wird als „Bombenzyklon“ bezeichnet. Es besteht eine sehr gute Chance, dass der Sturm Ciarán zu einem solchen Bombenzyklon wird.

Wie stark wird der Sturm zuschlagen und wo?

Morgen Abend wird sich der schwere Sturm über dem Atlantik aufbauen, bevor er sich auf eine weite Zone zwischen Südengland und der Westküste Frankreichs ausbreitet. Am Donnerstag wird der Sturm durch den Ärmelkanal nach Norden ziehen.

Der genaue Verlauf des Tiefdruckgebiets und wie tief sich das Tiefdruckgebiet vertiefen kann, wird die endgültige Stärke des Sturms bestimmen. Zu diesem Zeitpunkt – mehr als 48 Stunden im Voraus – ist es immer noch schwierig abzuschätzen, wo genau der Wind am stärksten sein wird. Es ist jedoch bereits jetzt klar, dass es sich um einen für europäische Verhältnisse außergewöhnlichen Sturm handelt und dass insbesondere der Südwesten Englands und die Westküste Frankreichs hart getroffen werden.

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Windböen südwestlich des Sturmkerns könnten auf dem Meer Spitzengeschwindigkeiten von 110 Meilen pro Stunde und an der Küste 100 Meilen pro Stunde erreichen.
Windböen südwestlich des Sturmkerns könnten auf dem Meer Spitzengeschwindigkeiten von 110 Meilen pro Stunde und an der Küste 100 Meilen pro Stunde erreichen. © wxcharts

Die Wettermodelle erwarten den Höhepunkt des Sturms Ciarán (oder Domingos) zwischen Mittwochabend und Donnerstagnachmittag. Zu diesem Zeitpunkt wird der Sturm am stärksten sein und die höchsten Windspitzen aufweisen. Nach aktuellen Prognosen könnten diese Spitzengeschwindigkeiten außergewöhnlich hoch sein. Vor allem die Zone südwestlich des Senkenkerns wird dem stärksten Windfeld ausgesetzt sein. In dieser Zone wird es einen heftigen Sturm geben, dessen Windgeschwindigkeiten leicht Windstärken von 10 bis 12 erreichen können. Bei einer durchschnittlichen Windstärke von 12 oder mehr spricht man sogar von Wind mit „Orkanstärke“.

Die Windböen könnten in dieser Zone zeitweise und lokal auf dem Meer sogar Spitzenwerte zwischen 160 und 180 km/h erreichen. In Küstenregionen können die Windgeschwindigkeiten auf dem Höhepunkt des Sturms 160 km/h erreichen und am Ende des Sturms allmählich auf 140 km/h absinken. Windböen dieser Stärke wird es am Donnerstag auch am Ärmelkanal geben.

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Die Wellenhöhen können beim Vorbeiziehen des Sturms Höhen von mehr als 12 Metern erreichen. Es besteht eine gute Chance, dass der französische Wetterdienst einen Code Rot ausruft.

Sind durch den Sturm Schäden zu erwarten?

Bei solch hohen Windgeschwindigkeiten ist nicht nur mit schweren Windschäden zu rechnen, sondern auch mit Überschwemmungen entlang der Küsten durch den massiven Auftrieb des Meerwassers. Am größten ist dieses Risiko an den westlichen Küsten Frankreichs, wo der West-Südwestwind mit mehreren Meter hohen Wellen auf die Küste trifft. Die Wellenhöhen können dort im Verlauf des Sturms Höhen von mehr als 12 Metern erreichen. Die Wetterdienste beobachten den Sturm daher genau und wenn der genaue Verlauf des Tiefdruckgebiets bekannt ist, kann eine zusätzliche Warnung erfolgen. Es besteht eine gute Chance, dass der französische Wetterdienst für die westlichen Küstenbezirke den Code Rot ausrufen wird.

Neben Windschäden und Überschwemmungen durch steigendes Meerwasser sind auch erneute Überschwemmungen infolge übermäßiger Regenfälle zu befürchten. Das Sturmtief wird von aktiven Unruhen begleitet, die mit den nötigen Regenfällen und Schauern über Westeuropa hinwegfegen werden. Unter dem Einfluss des warmen Meerwassers kann es örtlich zu heftigen Schauern kommen. Durch die sehr feuchte Witterung der vergangenen Zeit sind die Böden vielerorts gesättigt, so dass die Gefahr von Überschwemmungen infolge extremer Regenfälle hoch ist und zunimmt.

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Der West-Südwestwind des Sturms wird mit meterhohen Wellen auf die französische Küste prasseln.
Der West-Südwestwind des Sturms wird mit meterhohen Wellen auf die französische Küste prasseln. © Photo News

Wie außergewöhnlich ist dieser Sturm?

Die Windböen, die den Sturm Ciarán oder Domingos begleiten, sind außergewöhnlich. Es kommt nicht oft vor, dass in Europa so hohe Windgeschwindigkeiten gemessen werden. Der stärkste Sturm, der einem großen Teil Westeuropas große Unannehmlichkeiten bereitete, datiert aus dem Jahr 1999. Schon damals war es vor allem Frankreich, das von den Verwüstungen betroffen war. Der Sturm zog am zweiten Weihnachtsfeiertag vorüber. In Paris wurde an diesem Tag eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 11 Beaufort mit Böen von bis zu 179 km/h gemessen. Auch in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern wurden Windgeschwindigkeiten in dieser Größenordnung gemessen.

Am 27. Dezember zog ein weiterer sehr starker Sturm über Westfrankreich hinweg. Dann wurde entlang der französischen Atlantikküste sogar eine Windböe von 198 km/h gemessen. Die Situation auf den Wetterkarten war damals sehr ähnlich wie diese Woche. Schon damals war der Jetstream mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 400 Kilometern pro Stunde sehr stark. Das Sturmtief hatte damals einen Kerndruck von 965 Hektopascal. Der schwerste Sturm in unserem Land datiert vom Februar 1990 mit Windböen zwischen 130 und 150 km/h.

Sollten wir uns auch auf Stürme und Schäden einstellen?

Unser Land wird dem stärksten Windfeld nur knapp entkommen. Doch mit der nordwärts gerichteten Bewegung des Sturms Ciarán wird der Wind im Laufe des Donnerstags auch stark zunehmen. Dann weht uns ein ziemlich starker bis kräftiger Wind aus Südwest entgegen. In den westlichen Provinzen unseres Landes kann der Wind zeitweise sogar stark bis stürmisch wehen.

Was die Wetterkarten für unser Land am Donnerstag vorhersagen und wie stark der Wind sein wird, lesen Sie in diesem Artikel

Kommen in naher Zukunft Stürme auf uns zu?

Auch in der kommenden Woche läuft die Tiefdruckmühle weiter auf Hochtouren. Tiefdruckgebiete bestimmen weiterhin das Wettergeschehen über Westeuropa und nach den Stürmen Ciarán und Domingos kommt es ab Donnerstag erneut zu Sturmtiefs.

Auf den ersten Blick würden diese einen etwas südlicheren Kurs verfolgen. In der Nacht zum Freitag zieht ein heftiges Sturmtief auf den Norden Spaniens und die Südwestküste Frankreichs zu. Ein weiteres Sturmtief wird am Samstag einen ähnlichen Verlauf nehmen. Nach aktueller Prognose sind Windböen zwischen 120 und 140 km/h möglich.

Für Teile Frankreichs wird es daher eine sehr stürmische Zeit. Bei uns dürfte es nach Donnerstag weiterhin recht windig bleiben, mit einem Unwetter ist aber nicht sofort zu rechnen.

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