Lassen Sie nicht zu, dass junge Menschen Opfer von Desinformation, Tabus und Diskriminierung werden

Lassen Sie nicht zu dass junge Menschen Opfer von Desinformation

Forum sieht Geister in einer Initiative für eine Sexualsprechstunde. Parteien, die den Rechtsstaat ernst nehmen, sollten dieser Hysterie entgegenwirken.

Haro Kraak

Dass die Gemeinde Westland die GGD-Sprechstunden für Jugendliche zum Thema Sexualität abgesagt hat, ist ein Zeichen der Zukunft. Es macht noch einmal schmerzlich deutlich, wie der „Kulturkrieg“, der überwiegend über virtuelle Schlachtfelder führt, auch sehr handfeste, destruktive Folgen für die Gesellschaft haben kann.

Der Anstifter war wie so oft das Forum für Demokratie. Das Muster ist aus früheren Hetzekampagnen bekannt, etwa aus der Aufregung um die Frühlingsfieberwoche in Schulen und der Hetzkampagne gegen Pim Lammers, Autor des Kinderbuchwochengedichts 2023. Es wird ein Gespenst gemalt, eine Bedrohung für unschuldige Kinder, die es wären gehirngewaschen. Bei näherer Betrachtung scheint das skizzierte Bild völlig oder nur sehr teilweise falsch zu sein. Doch da haben die Eltern bereits den Kopf verdreht und der Schaden ist angerichtet.

Laut der örtlichen FvD-Fraktion würde die Sense-Sprechstunde im GGD in Westland voller „Woke- und LGBTI-Ideen, darunter Gespräche über Transsexuelle, Geschlechtsumwandlungsoperationen und Sex nach einer Geschlechtsumwandlungsoperation“ strotzen. Die Partei reichte einen Antrag ein, der mehrheitlich angenommen wurde.

Eine Reihe von Dingen fällt auf. Zunächst einmal sind Orientierung und Transgender-Fragen nur zwei der vielen Themen, die diskutiert werden können. Die Sprechstunden hatten in Westland noch nicht einmal begonnen, es war ein Plan. Aus bisherigen Erfahrungen aus dem ganzen Land – Sense ist eine nationale Initiative – ist bekannt, dass es in den Sprechstunden vor allem um Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten, unangemessenes Verhalten, die Veränderungen, die der Körper in der Pubertät durchmacht, und alles andere, was Jugendliche beschäftigt, geht.

Noch zweifelhafter ist die Rolle des VVD. Letztes Jahr unterzeichnete die Partei eine Rainbow-Abstimmungsvereinbarung, um sich stärker für LGBTI-Personen in Westland einzusetzen. Die Fraktion stimmt nun für einen Antrag des FvD, mit dem Vorbehalt, dass „der VVD keine Beobachtungen und Überlegungen zur LGBTI-Gemeinschaft und Transsexualität in Westland Forums teilt“. Warum dann dafür stimmen?

Das Forum hat sich als notorisch unzuverlässig erwiesen, wenn es um „Gender-Ideologie“ geht. Es scheut sich nicht, zu diesem Thema zu lügen, zu verzerren oder stark zu übertreiben. Dass der VVD blindlings mitmacht moralische Panik ist sehr schlecht. Ein kurzer Blick auf sense.info hätte ausgereicht, um zu dem Schluss zu kommen, dass es sich um eine harmlose und nützliche Initiative handelt.

Wie schnell solche Desinformationskampagnen Wirkung zeigen, lässt sich bereits am Anstieg der Zahl der Abtreibungen bei jungen Frauen erkennen, wo durch Influencer aus der Verschwörungs- und Wellness-Ecke und durch rechtsradikale Politiker Zweifel an den Nebenwirkungen der Antibabypille gesät werden Wahrscheinlich hat dabei eine schädliche Rolle gespielt.

Wachsamkeit ist jetzt besonders geboten, da die Anti-Woke-Agenda zu einer Speerspitze für Parteien von rechts bis links geworden ist: von der VVD und der SGP bis hin zu SP und Denk. Es ist ihr gutes Recht, sich über die Auswüchse fortschrittlicher Kultur und Identitätspolitik Sorgen zu machen. Aber von Parteien, die Rechtsstaatlichkeit, Wahrheit und Demokratie auch nur ein wenig ernst nehmen, können wir viel Besseres erwarten, als dem Schema des Forums zu verfallen. Wenn sie der Hysterie nicht entgegenwirken, werden viel mehr junge Menschen Opfer von Fehlinformationen, Tabus, Diskriminierung und Schlimmerem.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant-Kommentar zum Ausdruck gebracht. Es ist das Ergebnis einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.



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