Kulturrat: mehr Kunstförderung außerhalb der Randstad und für neue Talente

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Probe der Opera Zuid. Der Kulturrat ist der Ansicht, dass Kunst und Kultur außerhalb der Randstad zu wenig gefördert werden.Bild Lina Selg

Es sei der am gründlichsten ausgearbeitete Rat, den der Rat für Kultur jemals herausgegeben habe, sagt die Vorsitzende Kristel Baele (65). In Zugang zur Kultur; auf dem Weg zu einer neuen Ordnung im Jahr 2029 drei Jahre Arbeit. „Etwa vierhundert Menschen aus dem Kulturbereich haben dazu beigetragen.“ „So etwas haben wir noch nie gemacht.“

Der Kernpunkt der am Freitag vorgestellten 233 Seiten: Das „BIS“, die grundlegende kulturelle Infrastruktur, über die die Regierung inzwischen viele Subventionen verteilt, muss überarbeitet werden. Laut Baele liegt der Hauptgrund darin, dass „Kultur nicht für alle gleichermaßen zugänglich ist“. Maker und Institutionen außerhalb der Randstad erhalten deutlich weniger staatliche Förderung, auch gemessen an der Einwohnerzahl, wodurch die Versorgung dort unverhältnismäßig schlecht ist. „Das bedeutet auch, dass Talente weniger Chancen haben, sich zu entfalten.“

Zu bürokratisch

Ein weiterer Grund für den Wandel sei laut Rat, dass neue Kunstformen kaum BIZ-Mittel erhalten. „Wie Hip-Hop.“ Das liegt daran, dass sich das aktuelle System auf eher klassische Kunstformen konzentriert.“ Auch wird seit Jahren beklagt, dass das System zu bürokratisch sei. „Die Zentralregierung erwartet von Ihnen, dass Sie bei der Antragstellung ihrer Logik folgen. Dies macht es zu einem eher sprachlichen Problem. Warum kann man kein Video verschicken, wie beim Crowdfunding? Für kleinere Zuschüsse sind keine 15 Seiten mit Fragen erforderlich.‘

Über den Autor
Michiel Kruijt hat gearbeitet für de Volkskrant. Mittlerweile ist er Reporter in der Kunstredaktion und schreibt viel über Fotografie und Kunstpolitik.

Die 2009 gegründete BIZ besteht aus zwei Teilen. Das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW) subventioniert direkt mehr als hundert Institutionen und Festivals, vom Concertgebouw-Orchester in Amsterdam bis zur friesischen Theatergruppe Tryater. Jährlich werden dafür rund 245 Millionen Euro ausgegeben. Institutionen und Festivals können alle vier Jahre einen Antrag einreichen. Nach der (substanziellen) Beratung durch den Kulturrat entscheiden der Staatssekretär für Kultur und das Abgeordnetenhaus über die finanzielle Unterstützung.

Darüber hinaus werden jährlich rund 275 Millionen auf sechs nationale Kulturfonds verteilt. Sie geben das ihnen zugeteilte Geld für ihr eigenes Interessengebiet aus. Es gibt Fonds für kulturelle Teilhabe, darstellende Kunst, Kreativwirtschaft, Film, Literatur sowie bildende Kunst und Kulturerbe (Mondriaan-Fonds). Ein Großteil davon geht an Projekte, aber auch an Institutionen und Festivals.

Nationaler Zuschuss pro Provinz

Der Rat schlägt vor, die BIZ komplett zu überarbeiten. Das Geld, das nun jährlich über das Ministerium und die sechs nationalen Kulturfonds verteilt wird, muss ab 2029 an eine Agentur fließen, einen neuen „Nationalen Kulturfonds“. Es entscheidet selbst, welche Subventionen gewährt werden, ohne Einmischung des Staatssekretärs oder des Repräsentantenhauses.

Regionale Institutionen, Festivals und Kulturschaffende können sich bei den Landesabteilungen dieses Fonds bewerben. Sie erhalten über einen Verteilungsschlüssel ein Budget zur Bereitstellung von Zuschüssen für vier Jahre. Dadurch wird sichergestellt, dass staatliche Gelder im ganzen Land gerechter verteilt werden, insbesondere da diese Ministerien den Großteil der Subventionen bereitstellen. Institutionen und Festivals mit „überregionaler“ Bedeutung werden in einem „nationalen Portfolio“ zusammengefasst. Sie erhalten acht Jahre lang finanzielle Unterstützung, vier Jahre länger als bisher.

Kristel Baele, Vorsitzende des Kulturrates.  Skulptur Ronald van den Heerik

Kristel Baele, Vorsitzende des Kulturrates.Skulptur Ronald van den Heerik

Baele sagt, es sei noch nicht bewusst festgelegt, wer in welche Kategorie fallen soll. „Denn das ist alles, worum es geht.“ Sie nennt ein Beispiel: Die Nationaloper und das Nationalballett in Amsterdam würden in das nationale Portfolio passen und die Opera Zuid in Maastricht in der Provinz Limburg. Ob die Schwerpunkte wie Darstellende Kunst und Film weiterbestehen sollen, sei ihrer Meinung nach eine Frage für später.

Der Kulturrat muss nicht mehr alle vier Jahre beraten, welche Institutionen einen Zuschuss erhalten sollen. Diese Aufgabe wird auch dem neuen Nationalen Kulturfonds obliegen. „Wir sollten in Zukunft nur noch strategische Beratung anbieten.“

Konzentration in Amsterdam

Die meisten Kultureinrichtungen befinden sich heute in der Randstad. Insbesondere Amsterdam hat eine große Konzentration. Dies müsse so bleiben, argumentiert Baele, denn ein Kulturcluster sei aus mehreren Gründen wertvoll. „Es ist nicht unsere Absicht, Institutionen von Amsterdam in Regionen außerhalb der Randstad zu verlegen.“ Dabei geht es nicht um Umverteilung, sondern darum, ein Ungleichgewicht zu korrigieren. Deshalb schlagen wir vor, dass für die Provinzen außerhalb der Randstad strukturell zusätzlich 100 Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt werden.“ Der gleiche Betrag sollte für die Unterstützung weiterer Kunstformen bereitgestellt werden. „Damit sich Hip Hop, Jazz und Fotografie nicht ständig ins System kämpfen müssen.“

Die derzeit entstehenden politischen Parteien könnten Abstriche bei der Kultur machen. Ist es nicht seltsam, zusätzliche 200 Millionen pro Jahr zu verlangen? „Jeder, unabhängig von seiner politischen Zugehörigkeit, nimmt an der Kultur teil.“ Jeder genießt Musik, liest, man spielt in der Blaskapelle, sitzt zusammen in Theatergruppen. Unsere Aufgabe ist es, Ratschläge zu geben, wie wir allen Menschen in den Niederlanden, auch in den Regionen außerhalb der Randstad, ein reiches kulturelles Leben bieten können. Das ist mittlerweile nicht überall der Fall. „Lösungen kosten Geld.“

Lokale Schnitte

Der Ratschlag enthält auch einen Vorschlag zu einem anderen Thema: Kommunalpolitiker sollen die Subventionen von Kommunen und Ländern regelmäßig kürzen. Die Erhaltung kultureller Einrichtungen ist dort keine gesetzliche Aufgabe, daher sind diese Budgets nicht geschützt. Diese sind zwar von großer Bedeutung: Auf die Kommunen entfallen 53 Prozent der gesamten Staatsausgaben für die Kunst. Der Anteil der Provinzen beträgt 8 Prozent.

Baele: „Wir hören von Kulturräten und Abgeordneten, dass bei der Verteilung der verfügbaren Gelder zuerst die rechtlichen Aufgaben berücksichtigt werden und erst dann die Kultur, wodurch sie oft den Kürzeren ziehen.“ Es ist keine gleichberechtigte Beziehung. Auch Kultur trägt zu einem angenehmen Wohnklima bei. Deshalb sollten auch kommunale Haushalte gesetzlich verankert werden.“

Nachdem der Rat für Kultur nun seinen lang erwarteten Ratschlag herausgegeben hat, stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Es ist offensichtlich, dass die Politik erst dann über eine Revision der BIZ urteilen wird, wenn es ein neues Kabinett gibt. Der Rat schlägt daher vor, die Beratung nun im Kulturbereich zu diskutieren und nach Möglichkeit weiterzuentwickeln. „Dann haben Sie das schon fertig, wenn ein Kabinett gebildet wird.“

0,3 Prozent des Staatshaushalts

Die Regierung wird in diesem Jahr 1,3 Milliarden Euro für Kultur ausgeben. Das sind 0,3 Prozent der gesamten Staatsausgaben (433,6 Milliarden). Über die Basiskulturelle Infrastruktur (BIS) werden 520 Millionen Fördermittel an Projekte, Festivals und Institutionen vergeben. Nationalmuseen sind nicht mehr enthalten. Seit einigen Jahren erhalten sie durch das Heritage Act Zuschüsse in Höhe von insgesamt 260 Millionen. Dies soll laut Kulturrat auch so bleiben; Nur die BIZ muss reformiert werden.



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