Keine Schläge mit Putin: Die Staats- und Regierungschefs Sánchez und Sunak streiten an der Spitze der europäischen Einheit

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Der britische Premierminister Rishi Sunak (links) im Gespräch mit dem scheidenden spanischen Premierminister Pedro Sánchez beim EU-Gipfel in Granada, Spanien.Bild AP

Es wäre eine Botschaft der Einigkeit bei den zweitägigen EU-Konsultationen in Granada: eine politische Faust gegen Putin und eine ausgestreckte Hand an Länder, die der EU beitreten möchten. Doch es endete mit Ärger und schwarzem Petes: Gastgeber Pedro Sánchez sagte die Abschlusspressekonferenz ab.

Dennoch begann es am Donnerstagmorgen vielversprechend. In einem sonnenverwöhnten Palacio de Congresos gaben die Führer der Europäischen Politischen Gemeinschaft – der EU-27 und der umliegenden Länder – wunderschöne Erklärungen ab. Sánchez lobte Granada als „die Hauptstadt Europas, die Hauptstadt des Friedens“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte die Aufrechterhaltung der Einheit unter dem Druck russischer Raketenangriffe und Desinformation die größte Herausforderung für Europa.

Für die Verantwortlichen wurden vier Arbeitsgruppen eingerichtet, unter anderem zu den Themen Digitalisierung, KI und dem Übergang der Gesellschaft zu nachhaltiger Energie. Aber auch der britische Premierminister Rishi Sunak wollte über Migration sprechen. Die Boote mit Migranten, die es wagen, den Ärmelkanal zu überqueren, bereiten ihm zu Hause immer mehr politische Sorgen.

Allerdings stand Migration nicht am Donnerstag auf der Tagesordnung, sondern erst am Freitag, als sich die EU-Staats- und Regierungschefs trafen. Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU am 31. Januar 2020 gehört London jedoch nicht mehr dazu.

Ungewöhnliches Schloss

Sunak war so verärgert über Sánchez‘ mangelnde Bereitschaft, das Thema Migration anzusprechen, dass er ankündigte, er werde nicht an der geplanten Abschlusspressekonferenz teilnehmen. Ärgerlich, denn Sunak ist Gastgeber des nächsten Treffens der Europäischen Politischen Gemeinschaft in London. Und es ist vereinbart, dass der bisherige, der aktuelle und der neue Vorsitzende die Pressekonferenzen gemeinsam abhalten.

Was folgte, war ein Schuldzuweisungsspiel, bei dem Sánchez und Sunak sich gegenseitig Behinderung vorwarfen. Letztlich entschloss sich der spanische Ministerpräsident ohne weitere Begründung, die Pressekonferenz in letzter Minute abzusagen – fünf Minuten vor dem geplanten Beginn. Ein sehr ungewöhnlicher Abschluss für ein Treffen, das mit so viel Flaggenpräsentation geschmückt war.

Anschließend sprach Sunak gemeinsam mit dem scheidenden Premierminister Mark Rutte, der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, dem albanischen Premierminister Edi Rama, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen über Migration. Die fünf versprachen, die irreguläre Migration härter anzugehen.

Über den Autor
Marc Peeperkorn ist seit 2008 EU-Korrespondent für de Volkskrant. Er lebt und arbeitet in Brüssel.



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