Im Strommarkt ist eine zentrale Steuerung notwendig, sonst wird die Energiewende nicht gelingen

Im Strommarkt ist eine zentrale Steuerung notwendig sonst wird die

Strom aus der Steckdose ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Wie können Sie die Niederlande davon überzeugen, von Gas auf Strom umzusteigen?

Pieter Klok

Die Eröffnung einer Aufnahmestelle für Ukrainer in Groningen wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Häuser für 35 Familien und 30 Paare können vorerst nicht geliefert werden. Die Gemeinde beantragte nicht rechtzeitig den Anschluss an das Stromnetz und landete auf einer Warteliste.

Der Empfangsort ist nicht allein; Fast zehntausend Unternehmen und Institutionen warten nun darauf, an das niederländische Stromnetz angeschlossen zu werden. Die Zahl der Klagen, die den Zugang zu Elektrizität fordern, nimmt rasant zu.

Neben der Stickstoffkrise stellt der Mangel an Netzkapazitäten eine neue Bedrohung für das Wirtschaftswachstum und den Wohnungsneubau dar. Auch öffentliche Einrichtungen wie Asylbewerberzentren, Schulen und Krankenhäuser müssen sich Sorgen machen, wenn sie ein neues Gebäude bauen wollen.

Jahrzehntelang war Strom aus einem Stromvertrag so selbstverständlich wie Wasser aus der Leitung. Diese Offensichtlichkeit ist plötzlich verschwunden. Das sind schlechte Nachrichten für die Energiewende. Wie kann man die Niederlande davon überzeugen, von Gas oder Benzin auf Strom umzusteigen, wenn die Versorgung nicht immer gewährleistet ist?

Die genaue Ursache des Kapazitätsmangels muss noch untersucht werden. Der Gesamtstromverbrauch ist nicht gestiegen, im Gegenteil: Die Niederlande verbrauchen seit 2010 weniger Strom. Die Gipfel sind sowohl zeitlich als auch örtlich deutlich höher geworden. Dadurch kann es zeitweise und mancherorts zu einem plötzlichen Ausfall des Stromnetzes kommen.

Diese Spitzen sind eine direkte Folge der Energiewende. Wind- und Solarenergie haben in den Niederlanden in den letzten Jahren enorm zugenommen. Das sind gute Nachrichten, aber diese Energiequellen sind viel weniger konsistent als die Kohle- und Gaskraftwerke, die sie ersetzen.

Darüber hinaus wurden viele Windparks und Solarwiesen in dünn besiedelten Gebieten errichtet, und gerade dort ist das Stromnetz nicht dafür ausgelegt. Selbst in den Großstädten, in denen viele Häuser über Solaranlagen verfügen und immer mehr Autos, Heizungen und Küchen elektrisch betrieben werden, ist das Stromnetz zunehmend unzureichend.

Die große Frage ist, warum Netzbetreiber und Regierung dies nicht rechtzeitig erkannt haben. Es scheint, als seien sie vor allem vom enormen Fortschritt der Solarenergie überrascht worden. Die Förderregelung war für Privatpersonen so großzügig, dass die Niederländer massenhaft Sonnenkollektoren auf ihren Dächern installierten, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, ob das Stromnetz dafür gerüstet war.

Die Niederlande haben sich für eine dezentrale Energiewende entschieden und dabei Privatpersonen und der Region die Verantwortung übertragen. Das war gut für die Unterstützung, nahm aber den Blick auf die Folgen für das ganze Land. Für eine erfolgreiche Energiewende ist eine zentralere Steuerung erforderlich.

Eine kurzfristige Lösung gibt es nicht. Es wird Jahre dauern, bis das Stromnetz über ausreichende Kapazität verfügt, um alle Menschen überall in den Niederlanden direkt zu verbinden. Nicht Geldmangel ist das Problem, sondern Personalmangel und vor allem die lange Zeit, die für die Erteilung von Genehmigungen für all diese Kabel, Transformatorenhäuser und Stationen benötigt wird.

In der Zwischenzeit haben Regierung und Energieunternehmen keine andere Wahl, als zu versuchen, die Spitzen und Täler beim Energieverbrauch und der Energieversorgung zu reduzieren. Bei der Erzeugung sollte möglichst viel Energie verbraucht werden. Zunächst einmal hat Greenchoice dafür gesorgt, dass Energie tagsüber günstiger ist als nachts.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant-Kommentar zum Ausdruck gebracht. Es ist das Ergebnis einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.



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