Im autofreien Zentrum von Sneek ist es noch gewöhnungsbedürftig: „Wir wollen der Stadt mehr Luft geben“

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Ein Verkehrsleiter in Sneek erinnerte Autofahrer am Mittwoch an die neuen Verkehrsregeln.Bild Harry Cock / de Volkskrant

Eine Dame aus Jutrijp parkt ihren dunkelblauen Kombi am Rande des Zentrums in Sneek. Sie muss zum Fitnesskurs in Kleinzand. Letztes Jahr ließ sie das Auto vor der Tür stehen. „Aber jetzt muss ich den ganzen Weg laufen, auch wenn ich Schwierigkeiten beim Gehen habe.“ Es ist eine Tragödie.‘

Im neuen Jahr startete die Gemeinde Súdwest-Fryslân ein Pilotprojekt, um das Zentrum von Sneek autofrei zu machen. An vier Stellen wurde im alten Kanal rund um das Stadtzentrum ein „Einschnitt“ vorgenommen. Zwischen 12:00 und 18:00 Uhr ist der Durchgangsverkehr nicht gestattet. Eine Ausnahme gilt für Personen mit einer Befreiung.

Alle Häuser und Geschäfte bleiben weiterhin zugänglich. Aber wenn Stadtrat Michel Rietman (PvdA) kürzlich eines gelernt hat, dann ist es Folgendes: „Wenn Sie als öffentlicher Fahrer das Auto von jemandem berühren, ist das äußerst empfindlich.“ Und dann drücke ich mich subtil aus.‘

Über den Autor
Jurre van den Berg ist Regionalreporter für de Volkskrant im Norden der Niederlande und deckt Entwicklungen in den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe ab.

Dem Prozess gingen Arbeitsgruppen mit allen denkbaren Interessengruppen, Verkehrszirkulationsmodelle und Informationsschreiben per Post an 20.000 Haushalte voraus. Auch die VVD-Fraktion im Gemeinderat störte das nicht. „Und doch gibt es immer eine Gruppe, die sagt: Worauf engagieren Sie sich?“

Wie oft wurde Rietman gesagt: „Das ist doch nicht Amsterdam, oder?“ Doch das historische Zentrum von Sneek mit seinen engen Gassen sei nicht mehr auf immer mehr Verkehr vorbereitet, sagt der Stadtrat.

Breitere und schwerere Autos

Denn das ist der Trend in der Autowelt: breiter und schwerer. Untersuchungen haben kürzlich gezeigt, dass Autos seit 2001 jedes Jahr einen halben Zentimeter breiter geworden sind. SUVs wachsen sogar um 2 Zentimeter pro Jahr.

Die Technologie mag zwar sauberer geworden sein, aber das ist zum Teil auf die „Autobesität“ des Gesamt-CO zurückzuführen2Die Emissionen von Autos seien immer noch so hoch wie im Jahr 2012, errechnete der Europäische Rechnungshof am Mittwoch.

In Sneek spielt die Umwelt im Hintergrund des Autoverbots durchaus eine Rolle. Rietman: „Weniger Emissionen und weniger aufheulende Motoren machen das Zentrum attraktiver.“ „Wir wollen der Stadt mehr Luft geben.“

Die Stadt wolle vor allem Fußgängern und Radfahrern mehr Platz bieten, sagt der Gemeinderat. Nehmen Sie die Prins Hendrikkade, die alte Hauptstraße zwischen Joure und Bolsward, wo sich früher eine Straßenbahnstrecke befand. Tatsächlich können nur fünftausend Autos pro Tag abgefertigt werden. „Mittlerweile hat sich die Zahl verdoppelt.“ Und diese Autos werden auch breiter.“

In der Straßenszene ist es zu erkennen: Die Räder eines Toyota Hilux stehen außerhalb der Parklücke am Kanal. Auf dem engen Parkplatz hinter dem Bristol muss der Fahrer eines großen Range Rovers drei Mal abbiegen, um auszusteigen. Er wolle ins Zentrum, sagt er an der Parkuhr. „Aber ich wurde umgedreht und sah diesen Parkplatz. Kein Problem.‘

Zwei Minuten Umweg

Für den Stadtrat war der einjährige Versuch erfolgreich, wenn der Autoverkehr um ein Viertel reduziert wurde. „Anpassungen sind jederzeit möglich.“ Aber es gehe vor allem darum, sich daran zu gewöhnen, glaubt Rietman. Übrigens auch für Google Maps. Die neuen Regeln sind noch nicht in den Navigationssystemen angekommen.

Über die Ringstraße können Sie problemlos einen Umweg nehmen. Der Stadtrat rechnete nach: Es würde ihn zwei Minuten zusätzliche Fahrzeit kosten. „Sneek ist nicht mehr so ​​groß.“ Geschäfte sind auch leichter erreichbar, wenn es weniger voll ist. Das Parken im Zentrum ist in der ersten halben Stunde kostenlos, auf den Parkplätzen außerhalb kostet es jedoch nichts.

Doch der Prozess stieß bei der Heimpflegerin Petra Valk auf wenig Begeisterung. „Eine wirklich fantastische Idee, diese autofreie Zone“, sagt sie zynisch, bevor sie eilig in ihren bescheidenen Kia Picanto steigt. Sie erklärt, dass sie bei einem Klienten auf der anderen Seite des Zentrums sein muss. „Aber ich kann nicht mehr dorthin gehen.“ „Wir sind Rettungsdienste, dafür brauche ich zusätzliche fünfzehn Minuten.“

Das nächste Mal nimmt sie vielleicht das Elektrofahrrad. „Aber all die Autos, die Umwege fahren müssen, ist das nicht gut für die Umwelt?“

Kreisverkehr bewachen

Der Verkehrsleiter Sietze Bakker („Professionell, nicht freiwillig“) überwacht zusammen mit seiner Kollegin Sandra Verhoef den Kreisverkehr auf der Prins Hendrikkade. Seit dem 1. Januar heißt es hier: Links abbiegen. „Und dann erleben wir das Schlimmste.“

Plötzlich seien viele Menschen da, die „nur ein paar hundert Meter entfernt“ sein müssten, sagt Bakker. Doch nach der turbulenten Anfangsphase (mit viel Murren und Fluchen) scheint eine Gewöhnung einzutreten. Zumindest unterwegs – online ist der Ton immer noch nicht mild.

Das Muster: Die Hände des Fahrers gehen zuerst neben seinen fraglichen Kopf, dann zeigt Bakker auf das Verbotsschild und die Daumen nach oben hinter dem Lenkrad: verstanden. Als sich das Fenster öffnet, erklärt Verhoef geduldig, wie man fährt. „Zurück, und dann der erste links.“ Bakker: „Wir sind immer noch befreundet, aber die da hängende Kamera ist unerbittlich: 120 Euro, plus Verwaltungskosten.“

Die 87-jährige Taeke Remery mit ihrem Fahrrad beobachtet die Szene grinsend. Die Autos fahren hier viel zu schnell, sagt er. „Ich halte es für gefährlich, mit dem Fahrrad zu fahren.“ Dennoch meint er, es sei viel Aufhebens um nichts, die Neuwagenpolitik. „Sie wären besser dran, die Straße etwas zu verbreitern und einen Radweg zu bauen.“ Aber der Grund, warum ich jetzt gehe, ist vor allem, dass ich Angst habe, dass mir sonst der Hut wegfliegt.“



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