Genug dramatisches Serienmaterial in „Patty“, aber die Szenen sind oberflächlich und die Dialoge schief

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Chris Peters (links) als Ron Brandsteder und Holly Mae Brood als Patty Brard in der Serie „Patty“.

Ein Haftungsausschluss ist sofort angebracht: Dieser Rezensent weiß wenig über Patty Brard und noch weniger über Prominente, Juice und Showbiz. Dieses Wissen ist beim Anschauen der Dramaserie nicht entscheidend Patty, aber ein leckerer Bonus für Insider. Es hat dir Spaß gemacht, es anzusehen Pattys Truppe? Hat es Ihnen Spaß gemacht zu sehen, wie Brard einen Einlauf bekommt (Pattys Fort2005) oder ihr im Schwimmbad eine Ohrfeige gab (Springende Sterne, 2012)? Dann wird die Serie mit Sicherheit ein Fest der Wiedererkennung – fügen Sie bei der Bewertung einfach einen Stern hinzu.

Die Videoland-Reihe Patty (Idee und Regie: Will Koopman) handelt vom Leben von Patty Brard und spielt zwischen dem Jahr 1966, als Patty im Alter von 11 Jahren von Sorong in Neuguinea nach Rijswijk zog, und der Gegenwart, als Fernsehstar, jetzt ein rüstiger Star Mit 60 Jahren erfindet er sich zum x-ten Mal vor der Kamera neu.

Über den Autor
Herien Wensink ist Kunstleiter bei de Volkskrant und Theaterkritiker. Sie schreibt über Theater, Film, Serien und Popkultur im weiteren Sinne.

Die attraktivste Zeit ist natürlich die Zeit von Luv‘, Ende der siebziger Jahre, als ihre Mitgliedschaft in der erfolgreichsten niederländischen Frauengruppe aller Zeiten Brards Karriere im Sturm startete. Hier gehen die Macher fröhlich mit Weichzeichner, Leder-Catsuits, hochföhngetrockneten Glamour-Locken und mehr vor kampflustig Ästhetik der späten siebziger Jahre. Und das alles begleitet von diesen insgeheim ganz unwiderstehlichen Nonsens-Hits wie Trojanisches Pferd Und Du bist der größte Liebhaber (Shana-nanana-nana-ná!).

Leider bleibt die Serie nicht lange in dieser ansteckenden Ära – wir müssen weitermachen, von einer überstürzten Heirat mit Ron Brandsteder mit dem Liebhaber Carlo Nasi und einer (gescheiterten) amerikanischen Solokarriere. Und weiter über den Bruch mit ihrer Schwester bis hin zu einer erneut gescheiterten Ehe (René Muthert) und dem entgleisenden Konflikt mit ihrer einzigen Tochter. Der rote Faden ist neben immer wiederkehrenden Exzessen mit Alkohol und Kokain auch Brards schlimmste Sucht und zugleich größte Liebe: die Fernsehkamera. Eine Hassliebe, die ihr viel gebracht, sie aber möglicherweise noch mehr gekostet hat.

Genug dramatisches – und teilweise recht komisches – Serienmaterial, tatsächlich etwas zu viel. Koopman wechselt in schwindelerregendem Tempo zwischen den Zeitabschnitten, sodass der Betrachter regelmäßig das Gespür für die Chronologie verliert. Die schnellen Veränderungen führen auch dazu, dass Szenen nur oberflächlich skizziert werden und ihre dramatische Wirkung begrenzt bleibt. Trotz der Beteiligung von fünf (!) Autoren sind die Dialoge steif: Jedes Gespräch, jede Konfrontation ist einfallslos geradlinig.

Koopman, mit all ihrer niederländischen Serienerfahrung (Wunderschöne Frauen, ein echter Hingucker) hat sich ein riesiges Netzwerk an großartigen Schauspielern aufgebaut, ein Kapital, das sie hier großzügig nutzt. Von der sexy, mürrischen Holly Mae Brood als junge Patty, die sich vor allem auf ihr kraftvolles Aussehen verlässt, bis hin zu einer Vielzahl starker Nebenrollen: Reinier Scholten van Aschat als dämlicher Produzent Hans van Hemert, Chris Peters als liebenswert frecher Ron Brandsteder, Dook van Dijck, der Gerard Joling fast sympathisch macht, und eine bewegende Emma Buysse als Tochter Priscilla – sie sind die Lichtblicke der Serie.

Doch es gibt auch fragwürdige Besetzungsentscheidungen: Warum spielt die 38-jährige Eva van de Wijdeven einen Brard in den Sechzigern? Und sollte die 51-jährige Nadja Hüpscher ihre betagte Mutter sein? Es führt zu unglücklichem Ärger mit Perücken und Make-up, der eher abstößt als überzeugt. Selbst die charismatische Van de Wijdeven kann ihre Gesichtsprothesen nicht wegspielen. Ihr sarkastischer Voice-Over ist nett, aber Koopman verwendet ihn zu großzügig. So wie sie allzu oft auf dem Sprungbrett zu Brard zurückkehrt, der auf ihr Leben zurückblickt, kurz bevor sie zu Tode zerquetscht wird – eine aufdringliche Rahmengeschichte und erzwungene Metapher.

Und sympathisieren wir jetzt mit diesem fiktiven Brard? Meh. Der Charakter ist nicht sehr sympathisch. Aber sie ist eine witzige und stoische Überlebenskünstlerin, die uns fröhlich durch ein paar Jahrzehnte legendärer TV-Geschichte führt. Und das ist bestenfalls unterhaltsam.

Patty

Drama-Serie

★★☆☆☆

Regie: Will Koopman, Reinier Smit

Fünf Episoden von ca. 45 Minuten. Zu sehen auf Videoland.



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