Apple sieht seine Brille als ein Gerät, das die nächste Phase der Hardware einläutet und nennt sie „Spatial Computing“. In Kürze: Der Besitzer beobachtet die Welt durch einen allgegenwärtigen Bildschirm. Bei Bedarf kann er hindurchschauen (über Kameras), das Gerät kann aber auch Informationen in einen Raum projizieren. Die Anwendungen sind zweifach: Unterhaltung und ernsthafte Arbeit.
Als Google vor Jahren sein Google Glass auf den Markt brachte, erhielten dessen Besitzer schnell den wenig schmeichelhaften Titel „Glaslöcher‚. Derzeit herrscht rund um das Apple Vision Pro eine etwas andere Atmosphäre, obwohl die Unannehmlichkeiten groß sind.
Über den Autor
Laurens Verhagen ist Wissenschaftsredakteur für de Volkskrant. Er schreibt über Technologie, das Internet und künstliche Intelligenz. Zuvor war er unter anderem Chefredakteur von nu.nl.
Man kann sich zum Beispiel 3D-Fotos oder Filme anschauen, aber auch auf virtuellen Bildschirmen seine Tabellen ausfüllen. Die Bedienung erfolgt mit Handgesten. Amerikanische Rezensenten (die Brille ist nur in den USA erhältlich) sprechen von einem „atemberaubender Einblick in eine unvollendete Zukunft‚ oder eines zugegebenermaßen faszinierenden neuen Geräts, aber eines für ‚einsame Erfahrungen‚.
„Ich möchte meine Arbeit nicht im Vision Pro erledigen.“ „Ich möchte meine Arbeit gemeinsam mit anderen Menschen erledigen, während ich mit ihnen im selben Raum bin“, sagt der Rezensent Der Rand. Andere, die Technikjournalisten Casey Newton und Kevin Roose vom Podcast HardForkBesonders loben sie die spektakulären 3D-Bilder.
In der Zwischenzeit verlassen die ersten Besitzer unter lautem Jubel den Laden und posten unter bizarren Umständen ihren schweren Koloss in den sozialen Medien. Während die Besitzer ihrer Arbeit nachgehen oder einen Film schauen (kein Porno, denn Apple erlaubt das nicht) sehen die Umstehenden vor allem Menschen mit seltsamen Brillen, die bizarre Handbewegungen ausführen.
Das tun offenbar auch einige Besitzer der Brille und werden gefilmt, während sie mit einem Roboterhund spazieren gehen oder eine Fahrt mit ihrem Tesla-Cyber-Truck unternehmen. Das ist alles schön für Aufmerksamkeit, aber für Apple stellt sich die große Frage, ob solche Brillen tatsächlich zu einem coolen Statussymbol werden, wie es einst beim iPhone der Fall war.
„Was Menschen durch die Brille sehen, ist in mancher Hinsicht genauso wichtig wie die Art und Weise, wie sie gesehen werden, während sie die Brille tragen“, sagt Bloomberg-Kolumnist Austin Carr. Apple versucht, die Unannehmlichkeiten zu lindern, indem es die Augen des Brillenträgers digital auf die Vorderseite der Brille projiziert. Es reicht? Carr fragt sich: „Vielleicht toleriert Ihre Familie das, aber das Büro oder die U-Bahn ist eine ganz andere Geschichte.“