Enormes Interesse, viele fragwürdige Kurse: Was hat ein Jahr des Stap-Budgets bisher erreicht?

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Kaylee Rijken aus Stolwijk wird sich morgen um ein Stap-Stipendium bewerben, um Grafikdesign zu studieren. Letztes Mal stürzten alle Server ab, als die Anfragerunde begann.Bild Pauline Nichts

Die ICT im Haus Rijken wurde am letzten Freitag im Februar auf Kriegsstärke gebracht. Kaylee (26) und ihre Mutter, die sich für diesen Anlass frei genommen hatten, setzten sich extra früh hin. Mehr als eine Stunde vor Öffnung des digitalen Schalters waren ihre beiden Laptops im Stolwijker Wohnzimmer auf die Website der UWV-Leistungsagentur eingestellt, auf der das Stap-Budget beantragt werden kann. Zur Sicherheit hatte Kaylee auch einen Hotspot angelegt.

Zuerst waren sie guter Dinge, aber nach einer Stunde stellten sie fest, dass sie immer noch nicht in die virtuelle Warteschlange eingelassen wurden. Es folgte eine Fehlermeldung und noch eine. Auf Twitter bat der UWV derweil wegen „einer technischen Störung“ um etwas Geduld.

Es stellte sich heraus, dass sich neben Kaylee und ihrer Mutter noch 300.000 weitere Nutzer in der Warteschlange befanden – mehr, als die Sozialhilfebehörde bewältigen konnte. „Ich habe den Browser zwei Stunden lang nicht angefasst, weil ich Angst hatte, rausgeschmissen zu werden“, sagte Kaylee. „Schließlich meldete das UWV am Mittag, dass der Antrag verschoben werde.“

Am Freitagmorgen können Kaylee und ihre Mutter es erneut versuchen. Dann öffnet sich das Bewerbungsfenster für die sechste Runde des Stap-Budgets: ein Zuschuss von 1.000 Euro, mit dem jeder ab 18 Jahren ein Jahresbudget zur Um- oder Umschulung beantragen kann.

Dubiose Kurse

Das enorme Interesse am Budget (es ist nicht das erste Mal, dass die Website heruntergefahren ist) ist auch die größte Stärke des Förderprogramms. Im vergangenen Jahr fischten so viele Menschen hinter dem Netz, dass das Budget in diesem Jahr von 160 auf 200 Millionen Euro aufgestockt wurde. Damit können rund 150.000 Kurse bei 1.100 Trainern absolviert werden.

Nach den Berichten über das Stap-Budget zu urteilen, schien das auch der einzige Erfolg zu sein. In den vergangenen Monaten ging es vor allem um die dubiosen Studiengänge, die sich ins Ausbildungsregister eingetragen hatten. Kurse wie Edelsteintherapie, Analyse von Kinderzeichnungen, Aromatherapie und Kryptowährung, die laut Ministerin Karien van Gennip für Soziales und Beschäftigung „einen starken Hobbycharakter“ hatten. Während das Budget gerade darauf abzielt, die Position auf dem Arbeitsmarkt zu stärken.

Und dann waren da noch die Schüler, die von Trainern mit iPhones, Bitcoins und süßen Trips angelockt wurden. Sowie Kurse, die bis vor Kurzem für einen Cent besucht werden konnten, jetzt aber plötzlich genau um die 1.000 Euro kosten – oder komplett „kostenlos“ angeboten werden. Auf diese Weise nutzten die Ausbilder das Förderprogramm optimal aus.

Viel seltener ging es um die erreichte Zielgruppe. Höchstens die Hälfte der Bewerber hat einen mindestens 4-jährigen Bildungsabschluss, 1 von 5 ist 50 Jahre oder älter und fast die Hälfte befindet sich in einer prekären Arbeitsmarktposition (befristeter Vertrag, Arbeitsuchender oder Selbständiger). Gerade für diese Menschen war der steuerliche Studienkostenabzug, der Vorgänger von Stap, oft nicht möglich: Sie waren nicht in der Lage, die Kosten vorzustrecken.

Grund für Minister Van Gennip, im vergangenen Jahr mit der Subvention zu beginnen de Volkskrant als „Treffer“ bezeichnet. Obwohl die Misshandlungen sie zwangen, „die Dinge in Ordnung zu bringen“. Mittlerweile sind rund 5.000 Trainerinnen und Trainer aus dem Register gestrichen, pro Trainer steht ein maximales Budget von 300.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Van Gennip sagt in einer Antwort, dass es zuversichtlich ist, dass das Stap-System mit den getroffenen Maßnahmen besser funktionieren wird. „Stap bleibt auch ein lernendes Schema.“

Werbeagentur

Kaylee Rijken, die die Berufsschule für Fotografie (mbo) absolviert hat, hofft, mit dem Grafikdesign-Studium ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. ‚Kurzfristig möchte ich in Teilzeit in einer Werbeagentur arbeiten, langfristig möchte ich nebenberuflich Grafikdesign machen.‘ Rijken arbeitet derzeit als selbstständiger Fotograf, spezialisiert auf Fantasy („Märchenfotos“). „Ohne das Stap-Budget hätte ich diesen Kurs nicht machen können, weil die Kosten explodieren“, sagt sie. „Ich sehe es wirklich als Chance.“

Arbeitsmarktprofessor Ton Wilthagen von der Universität Tilburg findet es positiv, dass sich Menschen mit dem Stap-Budget weiterentwickeln können. Dennoch steht er der Regelung kritisch gegenüber. „Natürlich ist gegen Nagelstylisten und ganzheitliche Coaches nichts auszusetzen“, sagt er. „Aber wir schätzen jetzt alle Kurse gleich ein, auch wenn eine Ausbildung zur Boa einen höheren gesellschaftlichen Wert hat. Dafür brauchen wir auch mehr Geld.“

Der Professor plädiert daher für eine Differenzierung bei der Budgetierung der einzelnen Programme. Auf diese Weise könnten Umschüler und Umschüler versucht sein, sich für einen Kurs zu entscheiden, der eher zu einem engen Sektor passt. „Man kann immer sagen: Mach was du willst, aber der Mangel auf dem Arbeitsmarkt zwingt uns, Entscheidungen zu treffen, was wir für wichtig halten. Ich vermisse diese Vision hier wirklich.“

Auf Antrag von Volt-Chef Dassen teilte Minister Van Gennip kürzlich dem Repräsentantenhaus mit, es werde prüfen, ob Kurse für Mangelsektoren vorrangig berücksichtigt werden könnten.

Kaylee und ihre Mutter werden am Freitag weit vor 10 Uhr für einen weiteren Versuch bereit sein. Sie können nur hoffen, dass ihnen das Budget für Kurse wie Bierverkostung („Kennen Sie den Unterschied zwischen Bier und Lagerbier?“) und „Innere Balance wiederherstellen mit hausgemachten Aromen“ nicht aus der Nase gerissen wird, die ebenfalls wieder gebucht werden können diesmal bei are. „Wenn wir das überstehen, feiern wir auf jeden Fall mit Kaffee und Apfelkuchen.“



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