Eishockeyspieler dürfen bei der Europameisterschaft erstmals Shorts statt Rock tragen

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Die englische Eishockeyspielerin Tessa Howard in kurzen Hosen im Spiel gegen Deutschland bei der Europameisterschaft am Sonntag in Mönchengladbach.Bildprofiaufnahmen

Damit ist Hockey die nächste Sportart, die Frauen mehr Freiheit bei der Kleidung gibt. In Wimbledon, wo Tennisspielerinnen ganz in Weiß erscheinen müssen, müssen Frauen seit diesem Jahr keine weißen Unterhosen mehr tragen, was eine Quelle der Unsicherheit für Tennisspielerinnen mit ihrer Periode beseitigt. Manche Turner tauschen die hochgeschnittenen Trikots gegen knöchellange Kleidung. Doch Proteste haben nicht immer Erfolg: Vor zwei Jahren wurden norwegische Beachhandballer mit einer Geldstrafe von 1.500 Euro belegt, weil sie bei der Europameisterschaft Shorts statt Bikinihosen trugen.

Im Eishockey löste die englische Mittelfeldspielerin Tessa Howard (24) die Diskussion aus. Frauen durften bei internationalen Spielen kurze Hosen tragen, allerdings nur, wenn die gesamte Mannschaft diese trug. Howard prangerte diesen Mangel an Wahlmöglichkeiten an, da einige Frauen – darunter auch sie selbst – sich in Turnhosen wohler fühlen. In diesem trainieren meist auch die Eishockeyspieler.

Howard bekräftigte ihre Bitte mit eine Untersuchung die sie selbst als Soziologiestudentin an der Durham University durchgeführt hatte. Zuvor ließ sie mehr als vierhundert erwachsene britische Frauen einen Fragebogen über ihre Erfahrungen mit Sportbekleidung ausfüllen. Von dieser (nicht repräsentativen) Gruppe äußerte die Mehrheit, dass sie sich mehr Freiheiten bei der Wahl der Kleidung beim Sport wünschen, die insbesondere bei Mannschaftssportarten eingeschränkt sein können. Manche verunsicherten ihren Körper in enger oder freizügiger Kleidung oder empfanden es als störend, dass ein (Hosen-)Rock ihr Geschlecht betonte.

Nach den Protesten aus England beschloss der internationale Eishockeyverband im Juni, die Auswahl an Hosen bzw. (Hosen-)Röcken freizugeben. Howard selbst war am Freitag der erste Eishockeyspieler, der bei einem großen Titelturnier ein Tor in Hosen erzielte. Das gelang ihr im Spiel gegen Irland, das England mit 3:0 gewann.

Problem mit dem Rock

Das Rock-Problem gibt es im Eishockey schon seit einiger Zeit. In den Niederlanden sei die Vorschrift, dass Mädchen und Frauen Röcke und Männer und Jungen Hosen tragen müssten, schon vor Jahren abgeschafft worden, sagt Clarinda Sinnige, technische Direktorin des Königlich Niederländischen Hockeyverbandes (KNHB). Allerdings können einzelne Vereine ihre eigene Kleiderordnung beibehalten.

In der großen niederländischen Liga hat Sinnige noch keine Frauen in Hosen oder Männer in Röcken gesehen. „Aber das ist nichts Neues in den Jugendligen.“ Sinnige selbst musste kurz vor Turnierbeginn feststellen, dass die neuen internationalen Regeln während dieser Europameisterschaft bereits gelockert wurden. Auch diesbezüglich gab es keine Anfragen von niederländischen Spielern.

Sie schließt nicht aus, dass solche Anfragen kommen werden. In diesem Fall sind speziell für niederländische Frauen entwickelte Shorts noch nicht erhältlich. Der KNHB ist diesbezüglich in Absprache mit dem Bekleidungssponsor Adidas, falls Bedarf dafür besteht.



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