Eigentlich hoffe ich vor allem auf ein Happy End

1704174766 Eigentlich hoffe ich vor allem auf ein Happy End


Frohes Neues Jahr! Mein Wunsch könnte nicht aufrichtiger sein; Ich wünsche es Ihnen, Ihnen, meiner Familie und meinen Freunden. Und doch klang es vorher so zögerlich? Eigentlich hofft man vor allem auf ein Happy End.

Auf der verzweifelten Suche nach einem Happy End für das Kriegsjahr 2023 besuchte ich die Geschäfte. Dort sah ich Glück für 35 Euro zwischen elektrischen Zahnbürsten und Rasierklingen. Hinter der Kasse im Kruidvat stehen Reihen von Satisfyern in verschiedenen Typen und Farben. Hema bewarb den revolutionären Vibrator zuvor in den Farben einer Tompouce. Für diejenigen, die es noch nicht haben: ein Gerät, das wie eine ergonomische Maus in die Hand passt und überhaupt nicht wie ein vibrierender künstlicher Penis aussieht.

Ein langer und wunderbarer Artikel Volkskrant-Magazin enthüllte die Feinheiten – das Highlight ist der Bericht des deutschen Erfinders (74) des Womanizers (Satisfyer ist eine günstigere Kopie). Er begann mit dem Umbau einer Aquarienpumpe und wurde bei seiner Suche unbeirrt von seiner Frau unterstützt Versuchskaninchen. Satisfyer pumpt durch einen Mund sanfte Luftstöße gegen die Klitoris. Orgasmus garantiert.

Über den Autor
Marcia Luyten ist Journalistin und Kolumnistin für de Volkskrant. Luyten präsentiert Außerhalb des Gerichts und arbeitete sechs Jahre in Afrika. Sie schrieb unter anderem auch Das Glück Limburgs und die Biografie Mutterland, die frühen Jahre von Máxima Zorreguieta. Kolumnisten haben die Freiheit, ihre Meinung zu äußern und müssen sich aus Gründen der Objektivität nicht an journalistische Regeln halten. Lesen Sie hier die Richtlinien von de Volkskrant.

Wir wissen mehr über das Universum als über das weibliche Geschlecht. Mittlerweile bündelt die Online-Seite Pussypedia zwar alle verfügbaren Erkenntnisse, löst aber nicht die schmerzliche Tatsache, dass die Hälfte der Frauen beim Sex keinen Orgasmus hat. Am Arbeitsplatz hinkt die Lohngleichheit hinterher, aber im Bett ist der Satisfyer ein Schritt vorwärts in der Emanzipation der Frau.

Als ich in der dämmernden, von strömendem Regen gepeitschten Einkaufsstraße so dachte, wurde das Schaufenster plötzlich wie ein Droste-Spiegel. In dieser Hinsicht ist der Satisfyer ein Sinnbild für den Markt: Ohne ihn kann kein Bedürfnis befriedigt werden. Bürger wurden in erster Linie zu Kunden; Sie wünschen sich die sofortige Erfüllung all ihrer Wünsche. Durch diese Linse wird der Netflix-Film Happy End von Joosje Duk, ein Film über ein unsterblich verliebtes Paar, dessen Frau (Luna) immer wieder ihren Orgasmus vortäuscht, es ist auch eine Parabel auf unsere Gesellschaft.

Denn Luna schleicht sich nach dem Sex auf die Toilette und erreicht mit einem Satisfyer trotzdem ihren Höhepunkt. Letztendlich führt es zur Entfernung ihres geliebten Menschen. Als sie merkt, dass sie ihren Höhepunkt nur auslebt, anstatt ihn zu erleben, bricht die Beziehung zusammen; er fühlt sich ausgegrenzt.

Die Distanz zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft ist vergleichbar. Wir wissen nicht, was jemand anderes braucht, und Gruppen fühlen sich ausgegrenzt. Als die Gesellschaft noch auf Säulen basierte, erfolgte der Kontakt zwischen hoch- und praktisch gebildeten Menschen über feste Verbindungen. In der Kirche, der Blaskapelle und in der politischen Partei waren Elite und Arbeiter verbunden. Durch die Wehrpflicht in Uniform wurde dann die gesamte Gesellschaft zusammengeführt. Auch Armeen sind Integrationsmaschinen.

Jetzt haben wir nicht nur die Dirigenten verloren, wir sind auch weniger daran interessiert, von jemand anderem zu hören, was er braucht. Gerade als Luna (Spoiler-Alarm!) erfährt, dass sie hätte angeben können, was ihr gefällt, erfährt ihr Geliebter, dass er fragen sollte, was ihr Spaß macht.

Wer es kann, bezahlt die Erfüllung seiner Wünsche am Markt. Es erkauft Zufriedenheit und Identität. Wem die Mittel dazu fehlen, hat am 22. November möglicherweise mit dem Mittelfinger abgestimmt. Doch die grundlegendsten Bedürfnisse können vom Markt überhaupt nicht gedeckt werden. Die Forschung zum Thema Wohlbefinden zeigt, dass Menschen in der Natur wirklich glücklich sind und Dinge für und mit anderen tun. Weniger Satisfyer, mehr Intimität. Weniger Materie, mehr Kontakt. Ich wünsche uns allen ein sehr glückliches Ende.

Marcia LuytenBild x



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar