Dunkle Klänge sind bei Noorderslag wieder auf dem Vormarsch

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Joost, der Gewinner des Pop-Preises 2023, bei Noorderslag.Bild Ben Houdijk

Das Blockprogramm von Noorderslag, dem Festival für niederländische Talente, machte dieses Jahr noch neugieriger als die vorherigen Ausgaben. Die Acts, die am Samstag im Groninger Kulturzentrum Oosterpoort spielten, unterschieden sich in Genre, Sound und Größe noch mehr als üblich. Es gab Künstler, die das Label „Talent“ schon seit ein paar Jahren tragen (Froukje, Sophie Straat), Künstler, die jetzt als neue Talente ins Rampenlicht gerückt werden (Elmer, Claude), aber vor allem jede Menge wirklich Neues Namen.

Dies liegt zum Teil an der neuen Nieuw Nederlands Peil-Bühne, auf der die Künstler nur fünfzehn Minuten Spielzeit haben. Ideal für Bands, die noch nicht genug Musik für die üblichen 45 Minuten haben, sich aber dennoch den Größen der Musikbranche und Musikliebhabern, die zum Festival kommen, zeigen wollen.

Über den Autor
Els de Grefte ist Pop-Redakteurin für de Volkskrant. Sie schreibt über Popmusik und Kultur im weitesten Sinne.

Die zusätzliche Bühne bewährt sich bereits beim ersten Band. Die Amsterdamer Gitarrenband Hiqpy hat noch keine Musik veröffentlicht, lockt aber bereits ein großes Publikum an. Die kleine Bühne im Saal des Oosterpoort ist nicht für ein so großes Publikum ausgelegt, die Zuschauer drängten sich um die Pflanzgefäße. Mit ihrem coolen Selbstbewusstsein verleiht Frontfrau Abir Hamam dem düsteren Grunge-Sound eine schicke Note und rettet die Band so vor der Massengefahr, die im Indie-Rock schnell lauert.

Froukje bei Noorderslag 2024. Bild Ben Houdijk

Froukje bei Noorderslag 2024.Bild Ben Houdijk

Ein paar Stunden später geht es auf der gleichen Bühne noch geschäftiger zu, denn alle wollen die sympathisch funkelnde Studentensensation Roxy Dekker sehen. Ihre Zahlen Anne-Fleur-Feiertag Und Befriedigender machten sich über die Studentenkultur lustig und waren letzten Sommer ein unausweichlicher Hit für alle unter 30, ob nun ironisch oder nicht. Es ist leicht, Roxy Dekker als Witz abzutun, aber wer mit 19 schon so ein Gespür für Hits hat und sich auf der Bühne so wohl fühlt, ist mehr als nur ein Hype.

Am anderen Ende des Komplexitätsspektrums steht Rolrolrol, eine Zusammenarbeit zwischen dem Elektronik-Jazz-Produzenten Jameszoo und dem Keyboarder Niels Broos. Als Rolrolrol kreieren sie spannenden Synthesizer-Jazz mit verspielten Funk- und düsteren Breakcore-Elementen. Es funktioniert sogar bei Tageslicht unter einer unbequemen abgehängten Decke.

Schichtarbeit bei Noorderslag 2024. Bild Siese Veenstra

Schichtarbeit bei Noorderslag 2024.Bild Siese Veenstra

Während der letzte Festivalsommer noch etwas von einem fröhlichen Feiern der nach den Corona-Jahren wiedergewonnenen Freiheit geprägt war, scheinen nun wieder düstere Klänge auf dem Vormarsch zu sein. In The Upper Room bringt die Synth-Pop-Band Droom Dit das wunderschön Bedrohliche Halt den Restmit einer Verzweiflung, die glücklicherweise durch den verzerrten Soundmix hindurch zu hören ist.

Auch gruselig: die Kombination der hohen, süßen Stimme von Charlot aus Rotterdam mit den finsteren Synthesizern und dem tiefen Bass ihrer Band. Die Diskrepanz zwischen Gesang und Musik hat eine unheimliche Wirkung. In der niedrigen und dunklen Marathonhalle blinken die Lichter rot und blau, als ob Sie mitten in der Nacht am Tatort angekommen wären. Gänsehaut.

  Anna-Rose Clayton bei Noorderslag 2024. Bild Ben Houdijk

Anna-Rose Clayton bei Noorderslag 2024.Bild Ben Houdijk

Die halbspanische Julia Sabaté beeindruckt im Foyer mit explosivem und rauem Elektropop. Ihre spanischen Texte klingen bedrohlich und bezaubernd, der Zuhörer wird in einen dunklen Sumpf hineingezogen, in dem selbst ein Reggaeton-Beat in etwas Dunkles verzerrt wird.

Zum Glück ist der Partyspaß noch nicht ganz vorbei. Die britisch-niederländische Sängerin Anna-Rose Clayton singt im selben Foyer smarte Clubhits, die sich an Y2K-Einflüssen orientieren. Manchmal ist in den sanften Melodien sogar ein Hauch von Nelly Furtado zu erkennen.

Da passt es gut, dass am Ende des Abends Rapper Joost Klein den Pop-Preis erhält: Er versteht es wie kein anderer, Härte mit Party zu verbinden. Nur er schafft es, ein paar Minuten, nachdem er über die Geister in seinem Kopf gesprochen hat, einen Raum voller anständiger Leute dazu zu bringen, seine gröbsten Texte mitzuschreien.

Poppreis für Joost

Der Pop-Preis, ein prestigeträchtiger Preis für den Künstler, der im vergangenen Jahr den wichtigsten Beitrag zum Pop geleistet hat, ging an den friesischen Rapper Joost. Laut der Jury trifft er mit seiner Kombination aus fröhlichem Hardcore und verletzlichen Texten über psychische Gesundheit sowohl musikalisch als auch inhaltlich den Zeitgeist. Joost hatte letztes Jahr einen großen Erfolg mit Friesenjung und wird die Niederlande beim Eurovision Song Contest vertreten.



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