Die Türkei wartet gespannt auf die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen: Wahllokale geschlossen, Opposition meldet mehrere Vorfälle

Die Tuerkei wartet gespannt auf die Ergebnisse der Praesidentschaftswahlen Wahllokale.7


Die Türkei wartet gespannt auf die Ergebnisse der zweiten, beispiellosen Runde der Präsidentschaftswahlen. Seit 8 Uhr Ortszeit (7 Uhr belgischer Zeit) am Sonntagmorgen können die Bürger für den amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan oder seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu stimmen. Abgesehen von einigen von der Opposition gemeldeten Vorfällen scheint der Wahltag im Großen und Ganzen geordnet verlaufen zu sein. Die Wahllokale sind seit 16 Uhr belgischer Zeit geschlossen. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet.

SEHEN. Der amtierende Präsident Erdogan und sein Herausforderer Kilicdaroglu gaben ihre Stimmen ab

Erdogan ging als Favorit in die zweite Runde. Er erhielt im ersten Wahlgang vor zwei Wochen die meisten Stimmen, erreichte aber nicht die erforderliche absolute Mehrheit. Kilicdaroglu landete etwa 4,5 Prozentpunkte hinter Erdogan.

Der 69-jährige Recep Tayyip Erdogan von der Islamischen AK-Partei ist nun seit zwanzig Jahren an der Macht, zunächst als Premierminister und seit 2014 als Präsident. Der Säkularist Kemal Kilicdaroglu (74) von der Mitte-Links-Republikanischen Volkspartei (CHP) war zuvor von sechs Oppositionsparteien als gemeinsamer Kandidat aufgestellt worden, in der Hoffnung, Erdogan zu besiegen.

Stimmzettel mit den Fotos der beiden Kandidaten Recep Tayyip Erdogan (l.) und Kemal Kilicdaroglu. ©AFP

Kilicdaroglu rief heute seine Mitbürger dazu auf, „für die Abschaffung eines autoritären Regimes“ zu stimmen, nachdem er selbst in der Hauptstadt Ankara seine Stimme abgegeben hatte. Erdogan ging in Begleitung seiner Frau Emine zur Wahl nach Istanbul. Er geht davon aus, dass die Abstimmung „bald abgeschlossen“ sein wird.

Wahlbeobachter angegriffen

Es gab mehrere Berichte über Angriffe auf Wahlbeobachter in Istanbul und im Südosten des Landes. Ali Seker, ein Parteimitglied von Kilicdaroglu, sagte beispielsweise, dass er und Wahlbeamte der Opposition von einer Gruppe angegriffen worden seien, als sie sich über Unregelmäßigkeiten beschwert hätten. Der Vorfall ereignete sich in einem Dorf in der südosttürkischen Provinz Sanliurfa.

Zuvor hatte auch CHP-Fraktionschef Özgur Özel auf Twitter mitgeteilt, dass Wahlbeobachter geschlagen und ihre Telefone kaputt gegangen seien. Er kritisierte, dass nicht genügend Sicherheitskräfte vor Ort seien und forderte daher die Behörden auf, die Sicherheit des Wahllokals zu gewährleisten.

Medienberichten zufolge wurden in Istanbul auch mehrere Wahlbeamte angegriffen. So berichtete Halk TV, dass Oppositionsbeobachter in den Bezirken Gaziosmanpasa und Ümraniye angegriffen worden seien, und das Online-Medium Senika.org schrieb, dass Anwälten der Zutritt zu den Wahllokalen einer Schule im Bezirk Bagcilar verweigert worden sei, was zu einer kleinen Schlägerei geführt habe. Die Nachrichten konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Kilicdaroglu forderte seine Anhänger am Sonntag dazu auf, die Wahllokale zu schützen, da „diese Wahlen unter sehr schwierigen Umständen stattfinden“.

Kostenlos, aber nicht fair

Etwa 61 Millionen Menschen wurden zur Wahl aufgerufen. Türkische Bürger in Belgien haben bereits gewählt. Die Wahlen gelten allgemein als frei, aber nicht fair. Nach der ersten Runde vor zwei Wochen beklagten internationale Wahlbeobachter die übermäßige Medienpräsenz und mangelnde Transparenz der Regierung bei den Wahlen. Auch die Wahlbehörde YSK gilt als politisiert.

Der Sonntag ist auch der Jahrestag der regierungsfeindlichen Proteste 2013 in Gezi.

ANALYSE. Warum der türkische Wahlkampf vor der zweiten Runde vorbei zu sein scheint (+)

PORTRÄT. Wer ist Kemal Kiliçdaroglu, der Mann, der der nächste Präsident der Türkei werden könnte? (+)

SEHEN. In der Türkei wurden die Wahlurnen für die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen geöffnet

Ein Paar gibt seine Stimme in einem Wahllokal in Ankara ab.
Ein Paar gibt seine Stimme in einem Wahllokal in Ankara ab. © ANP/EPA



ttn-de-3

Schreibe einen Kommentar