Die öffentliche Meinung über Israel hat sich verändert und das ist zu einer politischen Tatsache geworden

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Mit einer ausgewogenen Nahostpolitik kann Europa dazu beitragen, dass der Konflikt nicht importiert wird.

Peter Giesen

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas ist ein Ereignis, das auf der ganzen Welt spürbar ist. In Europa unterstützten die meisten politischen Führer Israel sofort, während ein Teil der Bevölkerung tatsächlich pro-palästinensische Sympathien zeigt. So lockte beispielsweise eine pro-palästinensische Demonstration am Sonntag in Amsterdam rund fünfzehntausend Teilnehmer an.

Exzesse

Das führt zu Nervosität, insbesondere in Frankreich, wo es sowohl die größte jüdische als auch die größte muslimische Gemeinschaft in Europa gibt. Die Regierung hat alle pro-palästinensischen Demonstrationen verboten, ein Mittel, das in einer Demokratie eigentlich keinen Platz hat. Doch zu welchen Auswüchsen das Thema führen kann, wurde am vergangenen Freitag deutlich, als der Lehrer Dominique Bernard in Arras von einem radikalen Muslim tschetschenischer Herkunft erstochen wurde.

In Deutschland sei mancherorts der Terroranschlag der Hamas gefeiert worden, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Im Gegensatz dazu verliefen die pro-palästinensischen Demonstrationen im Vereinigten Königreich relativ friedlich.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant-Kommentar zum Ausdruck gebracht. Es ist das Ergebnis einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.

Israel wird zu Recht vorgeworfen, bei seinem Angriff auf den Gazastreifen nicht ausreichend zwischen Hamas und der palästinensischen Bevölkerung zu unterscheiden. Aber auch von Pro-Palästinensern ist zu erwarten, dass sie diese Unterscheidung treffen. Das palästinensische Volk hat großes Unrecht erlitten, aber die Hamas ist eine grausame und destruktive Bewegung, die in den 1990er Jahren den Friedensprozess sabotierte und ihr eigenes Volk im Gazastreifen unterdrückt.

Solidarität

Auf jeden Fall hat sich die öffentliche Meinung über Israel in den letzten Jahren verändert, und das ist zu einer politischen Tatsache geworden. In Europa gilt Israel vor allem bei jungen Menschen immer weniger als Außenseiter. Eine wachsende Gruppe betrachtet das Land als Besatzer, der seine enorme militärische Macht einsetzt, um eine schwache palästinensische Bevölkerung unter seiner Kontrolle zu halten.

Die Solidarität mit den Palästinensern ist unter Europäern mit Migrationshintergrund am stärksten. Dadurch könnte sich das Thema zu einem kontroversen Thema entwickeln. Der Abgang des GroenLinks-Abgeordneten Kauthar Bouchalikht ist ein schlechtes Zeichen dafür. Olivier Véran, der Sprecher der französischen Regierung, forderte, den Konflikt nicht nach Europa zu „importieren“.

Das muss tatsächlich verhindert werden. Europa selbst kann dazu beitragen, indem es eine ausgewogene Nahostpolitik verfolgt. Der geopolitische Einfluss Europas in der Region ist begrenzt, aber nicht völlig abwesend. Die EU ist Israels wichtigster Handelspartner und größter Geber in den palästinensischen Gebieten. Sie sollte diese Position aktiver nutzen, insbesondere um Druck auf Israel auszuüben, damit es die Rechte der Palästinenser anerkennt.



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