Der niederländische Beitrag zum Eurovision Song Contest ist festlich und verletzlich – und daher typisch Joost

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Joost Klein bei Eurosonic Noorderslag in Groningen, 2024.Bild Paul Bergen / ANP

Zuerst hüpfen Sie mit Joost zu einem fröhlichen und schönen schnellen Beat, der einen Weg durch eine niederländische, aber weltberühmte Kulturlandschaft bahnt, von Gabber bis hin zu fröhlichem Hardcore. Doch dann, in den ruhigen letzten Takten, findet man sich plötzlich in einer sentimentalen Wolke neben einem Cello und einem Klavier wieder. Und das ist typisch Joost.

Joost Kleins Beitrag zum Eurovision Song Contest bleibt dem Werk nahe, das ihn in den Niederlanden und darüber hinaus so beliebt gemacht hat. Der friesische Rapper und Songwriter, den man angesichts seiner Outfits inzwischen auch als lebendes Kunstwerk bezeichnen kann, macht einzigartige Songs, die oft ebenso verletzlich wie festlich sind. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen, an einem Ort, den anscheinend nur Joost zu finden weiß, liegt dieses schwer fassbare Gefühl, mit dem er seine Zuhörer berühren kann. Zumindest wenn sie dafür offen sind. Und das wird später in Malmö die Herausforderung sein.

Über den Autor
Robert van Gijssel ist seit 2012 Musikredakteur de Volkskrantmit besonderem Interesse an elektronischer Musik und den härteren Musikgenres.

Joost verlor beide Eltern in jungen Jahren. Das klaffende Loch des Verlustes kehrt in seinen auf den ersten Blick sehr heiteren Liedern oft zurück. Auf seinem neuesten Album Friesland ist zum Beispiel die Nummer Papa und Mama ein Highlight: eingängige Disco für ein Festzelt, in der Joost aber tatsächlich seine verstorbenen Eltern anspricht.

Tour durch Europa

Europapa scheint eine Fortsetzung dieses Liedes zu sein. In seinem Beitrag zum Eurovision Song Contest spaziert Joost zunächst fröhlich durch Europa und bedient sich dabei der Sprachen. Sehr klug, denn sein Lied wird bald von ganz Europa beurteilt. „Ich bin in Deutschland“, singt er. „Aber ich bin so allein.“ Er schreit etwas über Paella, Schnecken und Fish and Chips.

Und während seiner Tour begleiten ihn stets die hämmernden Gabber-Beats des legendären DJs und Produzenten Paul Elstak aus den Niederlanden. Die recht harten Synthie-Einsätze erinnern hier und da an den Eurodance von 2 Unlimited. Was die Anleitung betrifft Europapa eine Hymne an den niederländischen Tanz. Aber da sind diese persönlichen Hilferufe, die durch das Ganze schwirren: „Ich renne vor mir selbst davon, ich habe den ganzen Tag um Hilfe gerufen.“

Die Frage ist, ob die textlichen Feinheiten in Schweden bald von einem verunsicherten europäischen Fernsehpublikum aufgegriffen werden, die darüber entscheiden, ob Joost ins Finale einziehen kann. Wer oberflächlich zuhört, wird es tun Europapa Ich höre es auf dem einen Ohr plätschern und auf dem anderen wieder raus, egal wie ohrenbetäubend der Refrain ist: „Willkommen in Europa, bleib hier, bis ich sterbe.“ Wird sein Lied bald als Eurovision-Karneval abgetan, oder wird sich das stimmberechtigte Publikum bis zu dieser schönen, tieferen Ebene durchdringen?

Es ist auch unklar, was Joost mit diesem ruhigen Outro machen wird, diesem Kammermusikstück, in dem er seinen Vater anspricht: „Siehst du, Papa, ich habe dir zugehört.“ Auf den Streaming-Plattformen, wo Europapa Heute Nachmittag eingespielt, konnte die ruhige Schlussrede separat als Extra-Track angehört werden. Joost täte gut daran, den sentimentalen Schluss in seinen Festivalauftritt zu integrieren, sonst würde es nur Spaß machen. Und dann hat es vielleicht einfach nicht genug Spaß gemacht.

Joost

Europapa

★★★☆☆



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