CU muss das Kabinett genauer auf eine neue Verwaltungskultur hin überwachen

CU muss das Kabinett genauer auf eine neue Verwaltungskultur hin

Nach längerer Gründung entschied sich CU Ende letzten Jahres, wieder mit VVD, D66 und CDA zu regieren. Zuvor hatte Parteichef Gert-Jan Segers angedeutet, dass er dies wegen der Rolle von Ministerpräsident Mark Rutte (VVD) in der „Affäre Funktion woanders“ nicht mehr sehe. CU hat sich doch gewendet, aber nicht alle Mitglieder fühlen sich damit wohl, wie sich am Samstag während des Kongresses in Zwolle herausstellte.

Denn das neue Kabinett versprach zwar „neuen Schwung“ und eine neue Verwaltungskultur, aber davon sehen die Befürworter noch wenig. Es wird auf CDA-Minister Hugo de Jonge verwiesen, der ein Wortspiel über seine Beteiligung am Maskendeal von Sywert van Lienden machte, und auf den Premierminister, der laut verschiedenen CU-Mitgliedern immer noch ein selektives Gedächtnis hat.

CU-Mitglied Antonie Fountain will deshalb einen Kurswechsel in der CU-Fraktion im Repräsentantenhaus sehen. „Wenn sich die Führungskultur ändert, können wir als CU darauf stolz sein. Nicht? Daran sind wir mitverantwortlich“, warnt er.

Sein Antrag wurde von seinen Parteimitgliedern großzügig angenommen. Fraglich ist, ob die Parteiführung darin tatsächlich einen Kurswechsel sieht. CU schreckte zuvor nicht davor zurück, als Koalitionspartei einen Misstrauensantrag zu unterstützen, als die Evakuierung von Dolmetschern und Botschaftspersonal aus Afghanistan fürchterlich schief ging. Daraufhin traten die damaligen Minister Kaag (Außenpolitik) und Bijleveld (Verteidigung) zurück.

Trotz der Annahme des Antrags wollen mehrere CU-Mitglieder sicherstellen, dass die strengere Kontrolle durch die CU nicht in eine andere Richtung geht, die auch im Repräsentantenhaus beobachtet wird: die einer Kultur der Rechenschaftspflicht. Während einer Diskussion über die neue Governance-Kultur und was sie beinhalten sollte, drückte ein Podiumsmitglied den Kampf in den eigenen Reihen so aus: „Wir sind nicht die Partei einer unbarmherzigen Rechnungslegungskultur, aber wir sind nicht die Partei einer Kultur der Deckung auch nicht.“ Er würde lieber eine „Kultur der Gnade“ sehen.

Anfang dieser Woche hat auch das Repräsentantenhaus kräftig geknickt. Ministerpräsident Rutte erhielt ein Misstrauensvotum, weil er auf seinem alten Nokia keine SMS archiviert hatte. Rutte verbiss sich während dieser Debatte. Er gab an, dass er glaubt, keine Regeln gebrochen zu haben, und dass ihm sehr wenig Vertrauen entgegengebracht wird. „Wenn das Vertrauen nicht da ist, mache ich etwas anderes.“ Das führte zu verärgerten Gesichtern in der Opposition. Rutte habe selbst zum fehlenden Vertrauen beigetragen, heißt es. Und es ist ihre Aufgabe, Rutte genau zu überprüfen.

Der Zustand der Politik beunruhigt CU-Chef Segers. Ihm zufolge ist Den Haag in „einem destruktiven Rollenspiel“ gelandet. „Wir hatten ein miserables politisches Jahr“, skizzierte er in seiner Kongressansprache. „Wir stehen uns gegenüber. Wir sehen die Opposition vorweg sagen: Das geht nicht. Und ein Kabinett, das über das Haus sagt: Das sind halt schwierige Leute.“

Bei Segers fühlt es sich an wie „ein Wüstentrip“. Als Ausweg aus der Falle sieht er nur einen Ausweg: eine Rückkehr zu Idealen in der Politik, weg von Zwischenfällen. „Ich sehne mich nach Zusammenarbeit, vernünftiger Beratung. Dieses Land ist großartig geworden. Ich möchte, dass wir nicht mit uns selbst beschäftigt sind, sondern tun, wozu wir berufen sind.“

Er deutete an, dass seine Partei in dieser Amtszeit keine Tabus scheuen werde. Er erwähnte Themen wie den möglichen Rückgang der Luftfahrt und die Bekämpfung des Einsatzes von Lachgas.



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