Bei einem großen Hausbrand in Arnheim halfen Sonnenkollektoren der Feuerwehr nicht. Was schief gelaufen ist?

1687198509 Bei einem grossen Hausbrand in Arnheim halfen Sonnenkollektoren der Feuerwehr


Die enorme Verwüstung nach dem Brand im Arnheimer Stadtteil Presikhaaf.Bild Raymond Rutting / de Volkskrant

1 | Was ist über den Brand in Arnheim bekannt?

Das Feuer brach am Sonntag gegen Mittag in der Küche eines Hauses in der Van Kinsbergenstraat im Stadtteil Presikhaaf aus. Da die Feuerwehr den Brand nicht unter Kontrolle bringen konnte, griffen die Flammen auf die sieben weiteren Häuser in derselben Reihe über. Erst nach zehn Uhr abends wurde das Feuersignal unter Kontrolle gebracht. Alle Häuser in der Reihe wurden für unbewohnbar erklärt.

Die betroffenen Häuser der Wohnungsbaugesellschaft Portalal wurden 2016 renoviert. Diese sozialen Mietwohnungen seien dann energieeffizient gemacht worden, sagt ein Portal-Sprecher. So wurden beispielsweise alle Dächer mit Solarpaneelen ausgestattet, um die neuen Wärmepumpen in den Häusern anzutreiben.

2 | Welche Rolle spielten die Sonnenkollektoren bei dem Brand?

Die Sonnenkollektoren an den Häusern in der Van Kinsbergenstraat machten das Löschen zu einer nahezu unmöglichen Aufgabe. Die Paneele lagen nicht wie üblich lose auf einem Ziegeldach, sondern waren in das Dach integriert: Sie erstreckten sich von Haus zu Haus und vom First bis zur Dachrinne.

Die Paneele sind so konzipiert, dass sie Regenwasser sauber ableiten. Dadurch hielten sie am Sonntag das Wasser von dem brennenden Isoliermaterial fern, das sich unter den Paneelen befand. „Aufgrund dieser Bauweise konnte das Löschwasser den eigentlichen Brandherd nicht erreichen“, sagt Sprecher Marco Misset im Namen der beteiligten Einsatzkräfte.

Das Feuer habe sich wahrscheinlich auch durch das Dämmmaterial schneller ausbreiten können, meint Ruud van Herpen, Brandschutzexperte an der Technischen Universität Eindhoven. „Normalerweise handelt es sich dabei um einen Kunststoff-Isolierschaum.“

Anhand von Fotos und Videos des Brandes kommt er zu dem Schluss, dass sich dieses Material über die gesamte Häuserzeile ausgebreitet hat. Brandschutzübergänge über den Hauswänden scheinen nicht vorhanden zu sein. „Das Dach war zweifellos das schwächste Glied“, sagt Van Herpen.

Um den Brand richtig bekämpfen zu können, musste die Feuerwehr die Solarpaneele vom brennenden Dach entfernen. Das ist leichter gesagt als getan. „Das geht nur durch Betreten des Daches“, erklärt Sprecher Misset. „Es ist nicht sicher für unser Volk. Man kann nicht sehen, was unter diesen Solarpaneelen vor sich geht. „In einigen Bereichen mussten wir warten, bis die Dachkonstruktion versagte, um die Feuerlöscharbeiten durchführen zu können.“

3 | Treten diese Probleme nicht auch bei Ziegeldächern mit losen Solarmodulen auf?

Dachziegel haben im Kampf gegen Feuer einige große Vorteile, sagt Van Herpen. Da die Konstruktion, auf der die Ziegel liegen, nicht bis zum Nachbarn reicht, breitet sich das Feuer nicht so leicht über das Dach aus. „Die Außenverkleidung mit Dachziegeln wird weitergeführt, aber das ist auch erlaubt: Ziegel verbrennen nicht von selbst“, sagt Van Herpen.

Ein Ziegeldach – auch mit separaten Solarpaneelen darauf – ermöglicht zudem eine bessere Durchlässigkeit des Löschwassers. „Bei diesen Pfannen handelt es sich um kleine, lose Elemente“, erklärt Van Herpen. „Mit einem starken Löschstrahl kann man es wegdrücken und an die darunter liegende Struktur gelangen.“

4 | Sind weitere Häuser mit integrierten Solarpaneelen gefährdet?

Da die Zahl der Solarpaneele auf Wohndächern deutlich zunimmt, sind Fragen zu deren Brandschutz dringlicher denn je. Im Jahr 2022 werden in den Niederlanden 440.000 Dächer mit Solarmodulen hinzukommen, so Zahlen der drei größten Netzbetreiber Enexis, Liander und Stedin von Anfang dieses Jahres. Mittlerweile sind in fast jedem vierten Haushalt Solarpaneele installiert. Das sind mehr als zwei Millionen Stromdächer.

Laut Van Herpen besteht kein Zweifel daran, dass weitere Häuser in den Niederlanden gefährdet sind. Es ist nicht bekannt, wie viele niederländische Häuser über integrierte Solarpaneele in den Dächern verfügen, aber laut Van Herpen ist diese Renovierungsmethode bei Sozialwohnungen beliebt. Er rät den Bewohnern, bei ihrer Wohnungsbaugesellschaft die Konstruktionszeichnung des Dachabschnitts in der Nähe der Mauer an die Nachbarn anzufordern. „Sollte keine sichtbare feuerhemmende Unterbrechung der Dachelemente vorhanden sein, kann man darauf bestehen, dass sie doch eingebaut wird.“



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