Anscheinend stimmt mit den Sinnen der Politiker und Führungskräfte in den Niederlanden etwas nicht

Anscheinend stimmt mit den Sinnen der Politiker und Fuehrungskraefte in

In der Rubrik „Image Makers“ wird untersucht, wie ein Foto unsere Sicht auf die Realität beeinflusst. Diese Woche: Eine Krokodilstränen-Erklärung genau an der falschen Stelle präsentieren.

Merel Bem

Und dann war da noch der Abschlussbericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu Betrugspolitik und -diensten. Die Schlussfolgerung war ebenso hart wie das Vorgehen unzähliger unschuldiger Bürger über Jahre hinweg, weil sie auf undurchschaubaren Formularen etwas falsch ausgefüllt oder ihr Einkommen falsch eingeschätzt hatten. Die Regierung, das Parlament und die Justiz seien in der Folge „blind“ für die vernichtenden Folgen gewesen, so das Fazit des Untersuchungsausschusses. So heißt der Bericht: Blind.

Dies wird uns Anfang 2024 ein Thema geben. Schließlich wurde der Bericht des Van Rijn-Komitees über das Fehlverhalten hinter den Kulissen der NPO bereits aufgerufen Nichts gesehen, nichts gehört und nichts getan. Anscheinend stimmt mit den Sinnen der Politiker und Führungskräfte in den Niederlanden etwas nicht. Keine Ahnung, worum es im nächsten Bericht geht, aber er wird heißen: Lassen Sie sich untersuchen.

Die bei der Präsentation des Berichts (Montag im Repräsentantenhaus) aufgenommenen Fotos waren, wie immer bei diesem Thema, kontrastreich. Auf der einen Seite ein Raum voller Opfer der Betrugspolitik, die sich in die Nägel beißen und emotional sind, weil es hier um ihr Leben geht. Auf der anderen Seite der Vorsitzende des Repräsentantenhauses Martin Bosma, der den Bericht mit einem Kilo Butter auf dem Kopf entgegennahm. Er sei schockiert über das harte Ergebnis, wie habe es so schiefgehen können, so der Mann, der 2014 offen dafür plädierte, den Betrug so schmerzlich wie möglich zu bekämpfen. Tralala.

Nach der Präsentation antwortete der scheidende Minister Van Gennip (Soziale Angelegenheiten) im Namen des Kabinetts auf die Schlussfolgerung des Berichts. Sie hatte im Saal ihres Ministeriums in Den Haag gestanden. Ich verstehe. Weite Sicht, links eine Regenbogentreppe und rechts eine bunte Plakataktion. Alles strahlt Hoffnung, Optimismus und Entschlossenheit aus. Daher fragen Sie sich vielleicht, ob es in diesem Fall der richtige Ort war.

Auch hier war der Kontrast groß, zu groß. Im Vordergrund eine bescheidene Pfarrerin, die in ihrem babyblauen Anzug ernst aussieht und Dinge sagt wie „geradezu schmerzhaft“ und „Wir müssen wirklich etwas dagegen tun“ und „Wir werden uns an die Arbeit machen“. Und dann hinter ihr diese positiven Plakate mit lächelnden Menschen, die mit Herz und Seele im Gesundheitswesen arbeiten.

Dabei handelte es sich um eine Regierungskampagne aus dem Jahr 2018, für die damals knapp 700 „Care-Botschafter“ fotografiert und interviewt wurden. Echte Mitarbeiter im Gesundheitswesen, keine Schauspieler. Sie wurden vor einem farbigen Hintergrund mit dem Text „I care“ platziert.

An dieser Aktion kann man sich trotzdem beteiligen, habe ich gelesen. Als Mitarbeiter im Gesundheitswesen gehen Sie dann zum Online-Postergenerator der Zentralregierung, wo Sie ein „gutes Foto“ von sich hochladen – nicht irgendein Foto, nein: ein „gutes Foto“, vor einem ähnlich farbigen Hintergrund und mit einer stolzen Einstellung . Der Plakatgenerator erzeugt dann den gleichen Plakattyp.

Das alles passt gut zur Do-it-yourself-Mentalität der Regierung und zu diesem lächerlichen Slogan der Steuerbehörden. Ihr könnt alles selbst machen, Leute! Eltern, kleine Selbstständige, ältere Menschen, Kranke, Studenten, Beschäftigte im Gesundheitswesen – jeder Bürger ist für die Verwaltung seines Privatlebens verantwortlich. Es kann nichts schief gehen und wenn etwas schief geht, ist man selbst schuld. Weil es vielleicht keinen Spaß macht, aber es ist sehr einfach.

Das sage ich: Es ist wirklich der falsche Ort für die krokodiltränenreiche Aussage eines Vereins, der ebenso wie überlastetes Gesundheitspersonal die Aufgabe hat, sich um andere zu kümmern, anstatt sie zu erdrücken.

Andererseits: Diese Menschen sind blind. Vielleicht haben sie in der Hektik ihres Lebens einfach nicht erkannt, dass dies dem Image nicht nützen würde. Kann passieren.



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