Adoptierte verklagen den niederländischen Staat wegen Fehlern bei der Adoption

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Delani Butink (Mitte) mit ihren Anwälten vor dem Gericht in Den Haag. Letztes Jahr entschied es, dass die Regierung mit ihrer Adoption im Jahr 1992 rechtswidrig gehandelt habe.Bild Robin van Lonkhuijsen / ANP

Die acht Menschen landeten in den 1980er und 1990er Jahren mit Genehmigung der Regierung in niederländischen Familien. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass bei ihren Adoptionen Betrug im Spiel war. Laut ihrem Anwalt Mark de Hek haben sich beispielsweise Namen in Reisepässen sichtbar geändert und ihre Dateien enthalten widersprüchliche Angaben zu Geburtsdaten und Namen leiblicher Eltern.

Laut ihrer Adoptionsakte sind vier der acht Adoptierten Teil von Zwillingen, was sich nach DNA-Tests als falsch herausstellte. Aufgrund der wackligen Akten gelang es sieben der acht Adoptierten nie, ihre leibliche Familie in Sri Lanka aufzuspüren.

Über den Autor
Anneke Stoffelen ist Reporterin von de Volkskrant und schreibt unter anderem über die multikulturelle Gesellschaft und Adoption. Für die Podcast-Reihe A Kind of God recherchierte sie, wie Menschen in eine Sekte geraten.

Suchfahrten und DNA-Tests

Nach Angaben ihres Anwalts seien den Adoptierten in den letzten Jahren Kosten für Suchreisen, DNA-Tests, Namens- und Geburtsdatenänderungen sowie psychologische Hilfe entstanden. „Diese Menschen erleben die Folgen des Betrugs bei ihrer Adoption immer noch täglich“, sagt De Hek. Er nennt es die verkehrte Welt, dass sie alle Kosten selbst tragen, während die Adoptionen unter der Verantwortung des niederländischen Staates erfolgten. Deshalb haben sie nun die Regierung verklagt.

Laut De Hek dienen die acht Fälle als Testfall, da es in diesen konkreten Fällen Hinweise darauf gebe, dass es sich um Dokumentenbetrug handelte. „Aber unser Büro unterstützt eine breitere Gruppe von mehr als dreißig Adoptierten aus Sri Lanka.“ „Wir hoffen, dass dieser Fall zu einem allgemeinen Urteil führt, das auch für andere Adoptierte von Nutzen sein wird.“

Letztes Jahr entschied das Den Haager Gericht im Fall von Dilani Butink, dass die Regierung bei ihrer Adoption im Jahr 1992 rechtswidrig gehandelt hatte. Damals verließ sich der Staat zu sehr auf die Aufsicht durch die srilankischen Behörden, obwohl es zahlreiche Anzeichen für Missbräuche gab. Deshalb hatte Butink laut Gericht Anspruch auf eine vollständige Entschädigung für den ihr durch die Adoption entstandenen Schaden. Der Staat hat gegen das Urteil Berufung beim Obersten Gerichtshof eingelegt.

Die Regierung ignoriert Betrugssignale

Laut De Hek ist Butinks Fall nicht vollständig mit dem neuen Fall vergleichbar, da ihre Adoption zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Schon in den 1980er Jahren musste nachgewiesen werden, dass eine Adoption dem Wohl des Kindes dient. Außerdem musste festgestellt werden, dass die leiblichen Eltern auf ihr Kind verzichtet hatten. „Es war die Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen“, sagt Anwalt De Hek. „Aber das ist nicht passiert.“

Das sagt der adoptierte Sam van den Haak de Volkskrant dass ihre Adoptionsakte keine Informationen über ihre leiblichen Eltern enthält, geschweige denn eine Verzichtserklärung. Auch ihr Geburtsdatum wurde manipuliert, so dass sie auf dem Papier ein halbes Jahr älter ist als in Wirklichkeit.

Die Flash Foundation, die für den Großteil der Adoptionen aus Sri Lanka verantwortlich war, wurde bereits Ende der 1970er Jahre in den Medien mit Kinderhandel in Verbindung gebracht. Laut De Hek hat die Regierung bewusst alle Betrugssignale ignoriert.

Babyfarm

Zu diesem Schluss kam auch das Joustra-Komitee, das im Auftrag der Regierung Auslandsadoptionen untersuchte. Im Jahr 2021 kam das Komitee in einem eindringlichen Bericht zu dem Schluss, dass es unter anderem um „Baby Farming“ (Gebären von Kindern) und Kinderdiebstahl ging. Laut Joustra waren der Regierung Missbräuche seit Ende der 1960er Jahre bekannt.

Dann entschuldigte sich Minister Sander Dekker im Namen des Staates und setzte sofort alle Auslandsadoptionen aus. Im Jahr 2022 sind Adoptionen aus sechs bestimmten Ländern wieder möglich, darunter den Philippinen, Südafrika und Ungarn. In diesem Frühjahr wurde Portugal zu dieser Liste hinzugefügt.



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