BVB: Serhou Guirassy on Bayern’s interest, title and Kylian Mbappé | football

SPORT BILD: Herr Guirassy, Sie gehören zu den Top-5-Spielern, die in der Auswahl für „Afrikas Fußballer des Jahres“ sind. Treten Sie in die Fußstapfen von Pierre-Emerick Aubame­yang, der diesen Titel zuletzt als BVB-Profi gewann?

SERHOU GUIRASSY (28):[–> Das macht mich wirklich stolz und ist eine große Anerkennung. Das spricht für die Leistungen, die ich in der vergangenen Saison in Stuttgart gezeigt habe und jetzt in Dortmund. Da muss ich ehrlicherweise sagen: In diese Auswahl zu kommen war für mich keine Überraschung, das habe ich mir verdient. Mein Ziel ist es jetzt, die Auszeichnung zu gewinnen.

Viele Fußballer hatten Poster ihrer Idole im Kinderzimmer hängen. Welche waren das bei Ihnen?

Ich hatte keine Poster in meinem Zimmer. Aber natürlich habe ich Stürmer mit besonderer Qualität immer verfolgt. Didier Drogba zum Beispiel. Und Karim Benzema. Für mich ist er ein kompletter Stürmer, das hat mir imponiert. Natürlich schaut man als Kind, was man sich von den Besten abschauen kann. Ich habe mir sein Spiel immer ganz genau angesehen und versucht, seinen Spielstil ein wenig zu übernehmen.

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Quelle: BVB-TV

Sie haben drei Brüder und vier Schwestern. Gab es damals häufig Streit um den Fußball?

Unsere Eltern regelten damals schon immer alles, sie passten sehr gut auf uns auf. Meine Mutter achtete immer sehr genau darauf, dass ich pünktlich zum Training gehe. Aber sie war gleichzeitig auch immer sehr vorsichtig und hat uns in Schutz genommen. Ich erinnere mich daran, dass wir damals mit meiner Jugendmannschaft ein Spiel hatten und wir erfuhren, dass Scouts mich beobachten wollen. Meiner Mutter war das zu viel. Sie hat mir verboten, dass ich zu dem Spiel gehe. Ich habe es verpasst – und zu Hause geweint.

Wie ist es heute?

Sie sind stolz und unterstützen mich ungemein. Sie schicken mir Nachrichten und kommen so oft es geht zu den Spielen. Meine Brüder reisen sogar für alle Spiele an, wenn sie nicht arbeiten müssen. Genauso bin ich für meine Familie immer da – egal, was es auch ist. Das gehört zu meinem Glauben und zu meiner Überzeugung.

Wenn Sie eine Qualität eines anderen Stürmers bekommen könnten, welche wäre das?

Die Geschwindigkeit von Kylian Mbappé. Weil du die nicht antrainieren kannst. Entweder du hast sie – oder nicht. Wenn man als Mensch geboren wird, der keine Veranlagung zu hohem Top-Speed hat, dann hat man ihn einfach nicht.

Gehören Sie zu den drei besten Stürmern der Bundes­liga?

Das sollen lieber andere beantworten. Aber ja, ich denke schon, dass ich zu den Besten zähle. Mit Harry Kane, Victor Boniface, Deniz Undav, Loïs Openda oder Omar Marmoush haben wir aber weitere richtig gute Stürmer in der Liga.

Hatten Sie Angst, dass der Wechsel zum BVB im vergangenen Sommer platzen könnte? Die Vertragsunterschrift zog sich hin, weil Sie durch den ersten Medizincheck wegen einer Außenbandverletzung fielen.

Angst nicht. Aber im ersten Moment war ich schon etwas enttäuscht, weil ich wirklich nach Dortmund kommen wollte. Natürlich hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass der Wechsel scheitern könnte. Und für mich wäre es ein herber Schlag gewesen, wenn es nicht geklappt hätte, denn ich habe mich wirklich ganz bewusst für diesen Klub entschieden. Aber meine Karriere wäre sonst woanders weitergegangen. In Stuttgart oder bei einem ganz anderen Verein. Ich war schon immer einer, der nur nach vorne schaut.

Auch der FC Bayern hat Sie im vergangenen Sommer auf dem Zettel gehabt.

Ich persönlich habe keinen Anruf bekommen, aber ich habe auch gehört, dass es Interesse gegeben haben soll.

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Quelle: BILD

Warum sind Sie nicht nach München gewechselt?

Ich hatte nie ein Angebot von Bayern München, deshalb stellt sich diese Frage gar nicht. Mir war früh klar, dass ich für den BVB spielen will. Ich will am liebsten jede Minute auf dem Platz stehen. Dafür scheue ich auch keinen Konkurrenzkampf. Als ich hier unterschrieben habe, standen mit Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko noch drei weitere Stürmer im Kader, die aktuell nicht mehr da sind.

Auch Chelsea und Arsenal hatten großes Interesse.

Ich mag Deutschland, ich mag die Bundesliga. Es war die beste Bühne für mich in den vergangenen zwei Jahren. Der BVB ist ein extrem spannendes Projekt, ein fantastischer Verein. Ich habe mich beim VfB sehr wohlgefühlt, aber hier ist noch mal alles größer, alles noch aufregender. Und auch der Trainer hatte großen Anteil daran, dass ich mich für den BVB entschieden habe.

Wie hat Nuri Sahin das geschafft?

Er hat mich angerufen, wie auch Sebastian Kehl (Sportdirektor; d. Red.). Oft ist es bei Vereinen ja so, dass der Manager einen Spieler haben möchte, der Trainer aber nicht. Oder andersherum. Dies war hier überhaupt nicht der Fall. Sie haben die gleiche Sprache gesprochen.

Was hat Sahin Ihnen gesagt?

Dass er nur einen einzigen Stürmer haben möchte. Und keinen anderen.

Wann war der Moment, als Sie gesagt haben: Ich gehe zum BVB?

Ich war zunächst im Urlaub. Den brauchte ich auch wirklich, um abzuschalten. Ich wollte nichts von einem Wechsel hören. Die Anrufe, die ich bekam, habe ich allesamt an meinen Berater weitergeleitet. Wir haben uns danach ausgetauscht. Ich habe eine Woche alles sacken lassen. Die Größe vom BVB, die Spielweise und die Gespräche haben dann dazu geführt, dass ich mich voller Überzeugung für den BVB entschieden habe.

Sie wurden in Ihrer Karriere bereits von 21 Profi-Trainern betreut. Was macht Sahin einzigartig?

Man spürt, dass er selbst ein sehr, sehr guter Fußballer war. Als ich jung war, habe ich ihn immer beobachtet. Einmal habe ich dann sogar gegen ihn gespielt. Nuri Sahin und Sebastian Hoeneß (Trainer in Stuttgart) sind sehr ähnlich. Sie denken sehr viel über Fußball nach, sie leben für diesen Job. Sie haben dadurch sehr viele Ideen, die eine Mannschaft besser machen.

Sie sind in dieser Saison der beste Dortmunder Torschütze. Was machen Sie neben dem Training, um dauerhaft in Top-Form zu sein?

Ich arbeite mit privaten Trainern zusammen, das ist im Profi-Sport mittlerweile üblich. Wir arbeiten vor allem an meiner Explosivität. Die kann man nämlich, im Gegensatz zur Schnelligkeit, deutlich besser trainieren. Und ich achte sehr auf meine Ernährung. Wir haben hier ausgezeichnete Köche, ich habe aber auch für zu Hause einen Privat-Koch engagiert.

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Quelle: BILD

Ist ein Sieger-Bier bei Ihnen erlaubt?

Nein. Ich habe noch nie Alkohol getrunken. Und das wird auch so bleiben.

Aus der Kabine ist zu hören, dass Sie bereits zu den Anführern gehören. Stimmt das?

Ich habe zwei Gesichter. Ein privates und ein Fußballer-Gesicht. Normalerweise bin ich eher ruhig, in der Kabine und auf dem Platz aber nicht. Da will ich vorangehen und ja: Da bin ich ein Anführer. Ich will in den Spiegeln schauen können und sagen: Ich habe alles für den Erfolg getan. Und dabei ist es mir wichtig, Mitspieler bestmöglich zu unterstützen.

Wen zum Beispiel?

Maxi Beier etwa. Als er zum BVB kam, war es zunächst schwierig für ihn. Er hat nicht getroffen, obwohl er sehr hart trainiert hat. Ich habe ihm oft gesagt, dass er positiv bleiben muss. Dass die Tore und der Erfolg von alleine bei ihm kommen werden. Dass er gut genug ist und auch ich schon solche Phasen hatte. Mittlerweile wird er belohnt – was mich und die Mannschaft extrem freut.

Haben Sie sich ein persönliches Saisontore-Ziel gesetzt?

Ich will einfach so viele Tore wie möglich schießen. Ich bin zum BVB gekommen, um Titel zu gewinnen. Das ist mein klares Ziel. Und dafür brauchen wir meine Tore.

Ihr Lieblingspokal?

Die Meisterschaft wäre schon etwas sehr Besonderes, genauso wie die Champions-League-Trophäe. Beide Titel hätten einen unglaublichen Wert, der in der Champions League vielleicht noch einen etwas größeren.

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