Nach einer monatelangen Hängepartie hat Sebastian Kehl (44) in Dortmund schließlich einen neuen Vertrag bis 2027 erhalten. Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Vorgang wirkt, stellt sich bei näherer Betrachtung jedoch als äußerst brisant heraus.
SPORT BILD weiß: Dass der BVB mit Kehl in die Zukunft geht, war keinesfalls ein Selbstläufer. Vor allem sein sehr guter Draht zu Trainer Nuri Sahin (36) soll am Ende dafür gesorgt haben, dass er einen neuen Vertrag bekam. Sahin genießt bei den Klub-Oberen ein extrem hohes Ansehen, selbst nach schlimmen Niederlagen stand er nie zur Debatte. Hätte Kehl ein ähnlich angespanntes Verhältnis zu Sahin wie zu Vorgänger Edin Terzic (42), hätte der Klub seinen Vertrag wohl nicht verlängert. Was viel über die Machtverhältnisse und Struktur aussagt.
Aus der Geschäftsführung hat Kehl zuletzt mitgeteilt bekommen, was nun von ihm erwartet wird. Oder eher: Was besser werden muss. Der neue Vertrag soll keinesfalls als Freifahrtschein verstanden werden.
► Kernpunkt eins: Der BVB muss in dieser Saison die Qualifikation für die Champions League schaffen. Wäre der Revier-Klub erstmals seit acht Jahren vom höchsten europäischen Klub-Wettbewerb ausgeschlossen, würde das auch Kehl stark angelastet werden. Mehr noch: Sollte die Borussia es nur in die Europa League schaffen – oder gar nur in die Conference League –, würde im sportlichen Bereich jeder Stein umgedreht. Dabei würde es dann auch um die Rolle von Kehl gehen und die Frage, ob der Weg mit ihm der richtige ist.
► Kernpunkt zwei: Kehl muss in den nächsten Monaten beweisen, dass er Erfolg versprechende Ideen für die Kaderplanung im kommenden Sommer hat. Denn klar ist: Der Kader soll nach dieser Saison nochmals stark korrigiert werden.
► Kernpunkt drei: Nicht nur im Kader, sondern auch im Mitarbeiterstab soll Kehl Verbesserungen herbeiführen. Dazu zählt etwa die Verletzungsproblematik, die den Klub seit Monaten plagt. Kehl soll vor allem die Athletik-Abteilung so aufstellen, dass die Mannschaft deutlich weniger Ausfälle zu beklagen hat.
„Beschämend, dass ich …“: Alarmierender Sahin-Auftritt!
Im Mai 2024, als Ricken zum Geschäftsführer ernannt wurde, teilte der Klub gleichzeitig mit, dass im Sommer mit Kehl über eine Vertragsverlängerung gesprochen werden solle. Bis in den späten Herbst herrschte allerdings Stillstand von Vereinsseite, was nicht wirklich als Vertrauensbeweis zu werten ist. Aber: Nach SPORT BILD-Informationen soll Kehl nach der Mitgliederversammlung Ende des vergangenen Novembers ein konkretes Angebot erhalten haben.
Kehls Wunsch in den dann folgenden und langwierigen Verhandlungen, mehr Kompetenzen zu bekommen, blieb am Ende unerfüllt. Dass die Vertragsverlängerung zur Hängepartie wurde, wird ihm deshalb auch mit angelastet.
Es gibt Stimmen, die sagen, dass Kehl von sich aus hätte gehen sollen. Um dem Gerangel und den Macht-Spielchen aus dem Weg zu gehen. Für ihn ist der BVB aber mehr als eine Herzensangelegenheit, wie er selbst erklärte. Die er offensichtlich nicht einfach nach 23 Jahren im Klub wegwerfen möchte.