zeigen. Wir machen es für die Kinder. Aber auch mit den Kindern

zeigen Wir machen es fuer die Kinder Aber auch mit

Der Abschnitt Image Maker untersucht, wie ein Foto unsere Sicht auf die Realität bestimmt. Diese Woche: Protest in Albergen gegen die Ankunft von Asylbewerbern.

Karolien Knols

Wir machen es für die Kinder. Demonstrieren Sie für ein besseres Klima. Gegen den Krieg in der Ukraine. Vor der Freiheit. Gegen Rassismus und Homophobie. Vor der Ankunft von Asylbewerbern. Gegen die Ankunft von Asylbewerbern. Wir tun es zumindest oft für die Kinder. Dann sagen wir: Wir wollen ihnen eine bessere Welt hinterlassen.

Wir machen das auch mit den Kindern. Sie sitzen auf unseren Schultern, oder sie gehen mit einem selbstgemalten Protestschild aus Pappe in der Hand mit uns. Sie mögen, was wir denken – weil wir es ihnen gesagt haben. Manchmal ist die führende Hand der Eltern zu nachdrücklich, wie im vergangenen Sommer bei einer Demonstration gegen das Corona-Notstandsgesetz. Da war ein Kind mit einem Davidstern aus Papier auf seinem Minecraft-Shirt, auf dem der Text „ungeimpft“ stand.

Führende Hand drückt es hier noch milde aus. Bewusst in ein böses Narrativ hineingezogen zu werden – wenn ich mich nicht impfen lasse, bin ich im Grunde genauso ausgesperrt wie die Juden kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs – ist eher darauf ausgerichtet.

Ich werde nicht behaupten, dass das Überreichen einer umgekehrten holländischen Flagge an Kinder, wie auf dem Foto oben, dasselbe ist wie das Anheften eines Davidsterns aus Papier. Das ist eine ganz andere Größenordnung. Tatsächlich ist es, je nach Glauben, vergleichbar damit, kleine Kinder zu einer Klimademonstration mitzunehmen oder sie Parolen gegen Putin schreien zu lassen.

Es ist vielmehr so, dass dieses Foto eine Frage aufwirft: Wo ändert sich „wir machen das für die Kinder“, wenn es darum geht, Kinder zu verwenden, um Ihren eigenen Standpunkt zu vertreten, weil wir alle wissen, dass es effektiver ist?

Albergen

Dieses Bild stammt aus Albergen, dem Dorf, das am Dienstag, dem 16. August, von der Nachricht angegriffen wurde, dass 300 Asylbewerber im Hotel ‚t Elshuys untergebracht würden. Staatssekretär Eric van der Burg von Asyl und Migration hatte keine andere Wahl, als die Kommunen zu zwingen, Unterkünfte bereitzustellen.

Sofort begannen die Proteste. Ein Schild wurde herumgetragen mit der Aufschrift: „Mit 300 Asylbewerbern der Farbe bald Vergewaltigung, Raub und Terror in Albergen“. Kinder aus der Nachbarschaft skandierten „Azc, nein, nein, nein!“ und steuerte ein fröhliches Zeichen bei, jeder Buchstabe des Satzes in einer anderen Farbe.

RTL-Nachrichten bat die Kinderpsychologin Tischa Neve um eine Antwort. Ihrer Meinung nach sind Kinder von Natur aus sehr einfühlsam. Wenn ein Asylbewerberzentrum ankommt, denkt es zunächst an Menschen, die fliehen mussten und deshalb Hilfe brauchen. „Man kann mit Kindern reden und über größere Themen nachdenken, alle Seiten gemeinsam anschauen und sich eine Meinung bilden, aber das scheint hier nicht passiert zu sein.“

Fotograf Dennis Nengerman war die ganze Woche in Albergen. Am Samstagnachmittag, dem 21. August, am Ende einer stillen Reise, machte er dieses Foto. Darauf stehen ein paar Bewohner, sie hören Hennie de Haan, Sprecherin der Bewohner des Hotels, zu, die ihnen für ihre Teilnahme dankt.

Umgekehrte Flagge

Sie alle tragen die blau-weiß-rote Flagge, die erstmals bei Corona-Demonstrationen auftauchte, beim Bauernprotest und jetzt auch bei Asylprotesten zum Einsatz kam. Die umgekehrte Flagge, die in früheren Jahrhunderten in der Schifffahrt als Notsignal diente, ist zum Symbol allen Widerstands gegen die Regierungspolitik geworden.

Genauso wie übrigens der Slogan „It does not make sense“, aufgedruckt auf der Baumwolltasche der Frau vorne links. Absender dieses Textes ist Michel Reijingas Organisation Nederland in Verzet, die auch die großen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Amsterdamer Museumplein organisiert hat.

Fotograf Nengerman hatte Anfang der Woche den Ton der Proteste als „eher rassistisch“ empfunden, an diesem Samstag sei das aber nicht der Fall gewesen, sagt er. Er sieht vor allem Niedergeschlagenheit in den Gesichtern der Menschen. „Die stille Fahrt war so still, dass ich Gänsehaut bekam.“

Schauen Sie sich zum Schluss das Mädchen vorne rechts an, das von ihren Eltern aufgenommen wurde. Es ist an diesem heißen Tag für sie bereit. Das Foto ist geschossen, sie rollt ihre Fahne hoch. Sie will spielen, sich nicht mit den Ängsten und Sorgen der Erwachsenen beschäftigen. Zufall oder nicht: Auf ihrem T-Shirt steht „Aloha“, ein Gruß aus Hawaii, der unter anderem Liebe, Mitgefühl und Frieden ausdrücken kann.



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar