Tausende Menschen sind in mehreren großen französischen Städten auf die Straße gegangen, um gegen den Antisemitismus zu marschieren, der angeblich als Reaktion auf den Krieg Israels mit der Hamas in Gaza zunimmt. Nach Angaben der Polizeipräfektur gab es in der Hauptstadt rund 105.000 Demonstranten. Die Pariser Polizei hat 3.000 Beamte entlang der Strecke eingesetzt.
Die Parade startete kurz nach 15 Uhr an der Esplanade des Invalides, wo sich die Assemblée Nationale (das Unterhaus des Parlaments) befindet. Anschließend begaben sich die Teilnehmer zum Jardin du Luxembourg, nicht weit vom Senat entfernt.
Die Initiative kam von der Präsidentin der französischen Versammlung Yaël Braun-Pive und Senatspräsident Gérard Larcher. Sie wollten auf die explosionsartige Zunahme der Gewalt gegen Juden reagieren, nachdem Israel am 7. Oktober mit dem Militär auf die Gewalt der extremistischen palästinensischen Bewegung Hamas reagiert hatte. Frankreich hat die größte jüdische Bevölkerung in Europa. Schätzungsweise leben im Land eine halbe Million Juden.
Premierministerin Elisabeth Borne, deren jüdischer Vater im Zweiten Weltkrieg deportiert wurde, war ebenso anwesend wie die ehemaligen Präsidenten François Hollande und Nicolas Sarkozy sowie ehemalige Regierungsführer.
Der derzeitige Präsident Emmanuel Macron war nicht da. Er wandte sich am Samstagabend in einem in der Zeitung Le Parisien veröffentlichten Brief an das französische Volk. Darin beklagte er „das unerträgliche Wiederaufleben eines ungezügelten Antisemitismus“.
Auch in anderen Städten kam es zu Demonstrationen. In Lyon und Nizza gingen 3.000 Menschen auf die Straße, in Straßburg waren es mehrere Tausend. Dies tun die Aktivisten unter dem Motto: „Für die Republik, gegen Antisemitismus“.
Allerdings spiegeln die Kundgebungen nicht die nationale Einheit wider. Im Vorfeld des Sonntags kam es zu heftigen politischen Unstimmigkeiten, weil Marine Le Pen, Vorsitzende der rechtsextremen Formation Rassemblement National, ihre Wähler zum Mitmachen aufrief. Auch die andere rechtsextreme Partei, Reconquête!, sagte, sie werde anwesend sein.
Jean-Luc Mélenchon, der Vorsitzende von La France Insoumise (LFI), boykottierte die Demonstration, gerade wegen der Anwesenheit von Rassemblement National.
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