WOZ-Einspruchsstellen, was tun sie und warum will das Kabinett sie angehen?

WOZ Einspruchsstellen was tun sie und warum will das Kabinett sie


Der Stadtteil Kerckebosch in Zeist. Der WOZ-Wert hängt hauptsächlich vom Preis der kürzlich verkauften Häuser in der Gegend ab.Skulptur Freek van den Bergh

Was machen WOZ Widerspruchsstellen eigentlich?

Diese Unternehmen handeln im Auftrag von Hausbesitzern, die der Meinung sind, dass die Gemeinde ihr Haus zu hoch bewertet hat. Die Kommunen ermitteln jedes Jahr den Marktwert aller Immobilien auf ihrem Gebiet, die Liegenschaftsbewertung (WOZ). Dieser WOZ-Wert beeinflusst eine Reihe von Steuern, wie z. B. den Eigenmietwert für Zwecke der Einkommensteuer, der Wasserverbandsteuer und der Grundsteuer (OZB). Der WOZ-Wert wird immer mit einem Jahr Verspätung ermittelt, sodass Anfang 2023 allen Hausbesitzern mitgeteilt wird, was ihr Haus am 1. Januar 2022 wert war.

In diesem Jahr sind viele Hausbesitzer von ihrer neuen Hausbewertung schockiert, weil die Hauspreise im Jahr 2021 sehr schnell gestiegen sind. Der durchschnittliche WOZ-Wert für 2022 liegt damit nicht weniger als 17 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Je höher der WOZ-Wert, desto höher die Steuerbelastung für den Eigentümer. Deshalb lohnt es sich zu widersprechen, wenn die Gemeinde Sie für reich hält. Allerdings: Den Vorteil eines geringeren WOZ-Wertes sollte man nicht überschätzen. Für die meisten Hausbesitzer spart es ein paar Zehner. Sie müssen innerhalb von sechs Wochen nach Erhalt des Grundsteuerbescheids Widerspruch einlegen.

Aber was machen diese Agenturen laut Van Rij falsch?

Kommunen beklagen seit einigen Jahren, dass sie viel zu viel Geld für die von den Ämtern eingereichten WOZ-Einsprüche ausgeben. Denn den Agenturen steht eine „Bearbeitungsgebühr“ zu, wenn sie im Namen eines Grundstückseigentümers einen schriftlichen WOZ-Einspruch einreichen, der anschließend für begründet erklärt wird. Wenn sie auch eine Anhörung beantragen, um diesen Einwand zu erörtern, können sie eine noch höhere Entschädigung von der Gemeinde verlangen. Lehnt die Gemeinde den Einspruch ab, können die Behörden das Gericht anrufen, was ihnen im Falle eines obsiegenden Verfahrens zusätzlich Geld einbringt.

Das ist bis zu dem Punkt, an dem es wirklichen Service gibt, aber die Kommunen bezweifeln das. Eine vom Finanzministerium im Jahr 2021 in Auftrag gegebene Studie zeigte, dass viele Büros Einwände gegen den Autopiloten haben. Sie versenden Widerspruchsformulare mit Standardsätzen und in großer Zahl gleichzeitig, um Kosten zu sparen. Die gesetzliche Vergütung stehe in keinem Verhältnis zu der Arbeit, die die Agenturen für ihre Kunden erbringen, so der Vorwurf. Aber manchmal leisten Agenturen gute Arbeit, wie diese Studie zeigt. Die Qualität der Einwände ist sehr unterschiedlich.

Laut Van Rij und den Kommunen gibt es einen falschen Anreiz im System. Hausbesitzer haben ein Interesse an einem reduzierten WOZ-Wert, müssen die Agenturen jedoch nicht für ihre Dienste bezahlen. Sie können auch selbst Widerspruch gegen den WOZ-Wert einlegen. In diesem Fall muss die Gemeinde keine Anwaltskosten tragen. Den Widerspruch können Bürgerinnen und Bürger in der Regel bequem online über eine Internetseite einlegen, die auf dem Festsetzungsbescheid zur Grundsteuer angegeben ist. In einigen Kommunen ist dies auch telefonisch oder im Rahmen einer Sprechstunde möglich. Doch viele Bürger wissen das nicht oder finden es einfach, die Arbeit auszulagern. Es kostet sie sowieso nichts, die Gemeinde zahlt.

Wieviel kostet das?

Pro erfolgreichem Einspruch verdient eine Agentur durchschnittlich 600 Euro. Im Jahr 2021 gaben Kommunen insgesamt rund 18 Millionen Euro für Rechtskosten für Grundsteuereinspruchsstellen aus. Zwei Jahre zuvor waren das noch 12 Millionen Euro. Eine weitere Statistik, die den Aufstieg von „Einspruch als Erlösmodell“ verdeutlicht, ist diese: 2015 wurden 17 Prozent aller WOZ-Einsprüche von einer Behörde eingereicht, 2022 waren es 51 Prozent.

Die Kommunen weisen darauf hin, dass die Kosten, die sie dafür tragen müssen, so oder so zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger gehen. Das Geld, das für die Prozesskosten aufgewendet wird, kann die Kommune nicht mehr anderweitig ausgeben, das heißt Kosten sparen oder Steuern erhöhen. Erhöht sich dadurch die Grundsteuer, werden die Kosten der Agenturen indirekt von den Hauseigentümern erstattet.

Was will Van Rij dagegen tun?

Er will, dass die Kommunen die Prozesskosten an den Hausbesitzer abführen statt an die WOZ-Einspruchsstelle. Hausbesitzer müssen die Gebühr dann selbst an die Agentur zahlen, was sie hoffentlich auf die Kosten aufmerksam machen wird. Die Kommunen monieren, dass dies in keinem Verhältnis zu dem Steuervorteil stehe, den ein erfolgreicher Widerspruch dem Hauseigentümer bringt. Ein niedrigerer WOZ-Wert spart dem Hauseigentümer in der Regel nur sehr wenig Steuern, während das Widerspruchsverfahren – wenn es von einer Behörde eingeleitet wird – die Kommune Hunderte von Euro kostet. Van Rij will daher auch den gesetzlichen Kostenersatz reduzieren. Dies untergräbt das Erlösmodell der Agenturen.

Was halten die WOZ-Agenturen von der Kritik?

Sie weisen darauf hin, dass 40 Prozent der eingereichten Einsprüche erfolgreich sind. Die Agenturen sind der Meinung, dass die Kommunen selbst genauer hinschauen sollten, weil ihre WOZ-Bewertungen offenbar falsch sind. Ohne die WOZ-Agenturen, die nach eigenen Angaben die Kommunen auf Trab halten, wären Hauseigentümer dem kommunalen Rechenmodell ausgeliefert. Die WOZ-Werte werden vom Computer anhand von kürzlich verkauften Häusern in der Umgebung ermittelt. Diese „Referenzwohnungen“ sollten in Bezug auf Wohnfläche und andere Merkmale mit der bewerteten Immobilie vergleichbar sein. Das geht oft schief, vor allem in Stadtteilen, in denen es wenige vergleichbare Wohnungen gibt.



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