Wer ist Janez Jansa?
Als junger Mann schrieb Jansa sehr kritische Artikel über das jugoslawische Regime, die ihn sogar ins Gefängnis brachten. Der berüchtigte Fall war der Beginn einer jahrzehntelangen politischen Karriere, in der Jansa immer weiter nach rechts rückte.
Während seiner früheren Amtszeiten als Premierminister (2004-2008 und 2012-2013) zeigte er noch eine gewisse Mäßigung. Doch seit Jansa 2020 im Auftrag der Slowenischen Demokratischen Partei (SDS) zum dritten Mal Ministerpräsident wurde, schlagen Journalisten und die Opposition zunehmend Alarm wegen seiner illiberalen und autoritären Tendenzen. Laut einem aktuellen Bericht der NGO Freedom House sind die demokratischen Standards in keinem osteuropäischen Land im vergangenen Jahr stärker gesunken als in Slowenien.
Was passiert in Slowenien unter Jansa?
Unter dem Spitznamen „Marshal Twito“ erlangte Jansa internationale Bekanntheit, weil er auf Twitter gerne hart auf seine vielen Kontrahenten einschlägt. Er nannte die Europaabgeordnete Sophie in ‚t Veld, Leiterin einer Arbeitsgruppe zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, eine „bekannte Soros-Marionette“.
Als Mark Rutte diesen Angriff verurteilte, höhnte Jansa, dass der Premierminister seine Zeit besser damit verbringen sollte, „Journalisten vor Angriffen auf der Straße zu schützen“, und bezog sich dabei auf den Mord an Peter R. de Vries. Dass you-bin nicht zufällig gewählt wurde, denn der Hauptpunkt der Brüsseler Kritik an Jansa ist, dass er Druck auf die Pressefreiheit in Slowenien ausübt. „Jansa folgt Orbáns Drehbuch“, so der Politologe Peter Verovsek.
So hat der Ministerpräsident bereits einen Großteil der öffentlich finanzierten Medien an ungarische Magnaten im Umfeld von Viktor Orbán verkauft. Er unternahm auch verzweifelte Anstrengungen, die Finanzierung der öffentlichen Nachrichtenagentur STA zu kürzen. Bisher ist dies, teilweise aufgrund der Einmischung der EU, gescheitert.
Welche Rolle spielt der Krieg in der Ukraine bei den slowenischen Wahlen?
Im Gegensatz zu seinen neu wiedergewählten Verbündeten Viktor Orbán und Aleksandar Vucic (Serbien) ist Jansa seit Ausbruch des Krieges stark pro-ukrainisch. Während sein Lieblingssender vor dem Krieg noch regelmäßig Kreml-Theorien verbreitete, stellte sich Jansa nach der Invasion radikal auf die Seite der Ukraine. Tatsächlich war er bereits am 15. März zusammen mit seinen polnischen und tschechischen Kollegen einer der ersten europäischen Staats- und Regierungschefs, der Kiew besuchte.
Laut Politikwissenschaftler Verovsek ist die heftig pro-ukrainische Aktion kein Bruch mit Orbán und Vucic, sondern richtet sich vor allem an seine Wähler. „Er könnte sich als Staatsmann präsentieren.“ Im kleinen und militärisch machtlosen Slowenien liegt die öffentliche Sympathie, anders als in Ungarn und Serbien, stark bei der Ukraine.
Wer sind Jansas Herausforderer?
Slowenien hat eine tief gespaltene politische Landschaft. In den Umfragen steuert Jansa auf etwa 25 Prozent der Stimmen zu, gleichauf mit der Mitte-Links-Bewegung von Robert Golob. Seine Partei gibt es erst seit einem Jahr, genauso wie sich die slowenische Linke oft neu erfindet. Auch bei den vorangegangenen Wahlen war ein neuer Führer mit einer neuen Partei erfolgreich.
Diese Arbeitsweise ist der linke Weg, um Korruptionsskandale abzuschütteln, die an früheren Parteien haften bleiben. Auch Jansas eigene Regierung stürzte 2013 wegen Korruption, für die er sogar sechs Monate ins Gefängnis kam. „Aber darüber kommen rechte Wähler leichter hinweg“, sagt Verovsek. „Jansa mag ein Gauner sein, aber er ist ihr Gauner.“
Am Sonntag steht Slowenien an einem politischen Scheideweg: Wird das Land den unter Jansa eingeschlagenen illiberalen Weg fortsetzen oder kehrt es zurück nach Brüssel? „Eine zweite Amtszeit in Folge könnte ein Wendepunkt sein“, warnt Verovsek. ‚In dem ein Politiker das System so verändert, dass er an der Macht bleibt.‘ Oppositionsführer Golob nannte die Wahlen am Sonntag „ein Referendum über die Demokratie in Slowenien“.