Wim Helsen bietet mit seinen absurden Geschichten glückseligen Eskapismus

Wim Helsen bietet mit seinen absurden Geschichten gluckseligen Eskapismus


Komiker Wim Helsen in „Nicht meine Affen, nicht mein Zirkus“.Statue Karolina Maruszak

‚Das ist fair!‘ Wenn das Leben mal wieder im totalen Chaos versinkt, mit all seinen Glücksfällen und Rückschlägen, kann man das immer mit einem Jahrmarkt vergleichen. Ja, jeder, der eine Show des Komikers Wim Helsen besucht, kommt immer mit frisch erlernten flämischen Wörtern und Redewendungen nach Hause.

Wim Helsen ist zurück im Theater, und wie! In Nicht meine Affen, nicht mein Zirkus zeigt Helsen erneut, warum er der Meister des Absurden ist. Im Gegensatz zum Vorgänger Ihnen wird zugehört (2016), der sicherlich lustig war, aber zu lange in der Konstellation von „Mann führt chaotische Beerdigung“ verweilte, ist Helsen hier wieder viel abstrakter und unberechenbarer. Wie in seinen besten Shows verwöhnt er den Zuschauer mit einer völlig unnachahmlichen Geschichte. Witzig sind nicht nur die Situationen selbst, sondern auch die Seitenwege und schrägen Details, mit denen Helsen es vollstopft. Es ist auch sehr clever und visuell gespielt, voller schöner Sprache.

Diesmal beginnt die Geschichte in Wims eigener Straße in Antwerpen, wo eine Parkstrafe zu einem schwierigen Telefongespräch mit einer Regierungsbehörde führt. Das scheint zwecklos, aber bei Helsen wird daraus schnell eine kafkaeske Geschichte voller Frustrationen mit dem exzentrischen, tollpatschigen Charakter, den er in seinen Theaterarbeiten immer darstellt. Sehr lustig wird es zum Beispiel schnell, wenn Helsen zu lange über den Spruch nachdenkt, der neben einem Behindertenparkplatz steht: „Wenn du meinen Parkplatz nimmst, nimm auch mein Handicap“. Oder wenn er zwischendurch den Code auf seinem Parkticket zu einem skurrilen Lied fälscht. Warum tut er das? Wahrscheinlich nur, weil du es kannst.

Wim Helsen.  Statue Karolina Maruszak

Wim Helsen.Statue Karolina Maruszak

Ehe wir uns versehen, erreichen wir einen Stadtrundgang, bei dem Wim sowohl von einem Polizisten als auch von einer Ziege gejagt wird. Ja, diese Ziege („Eine belgische Landziege mit langen Haaren und Spitzbart“) spielt eine wichtige Rolle, denn sie taucht in Wims Träumen über seinen Vater auf. Die Ziege kann manchmal plötzlich sprechen und Einzeiler wie „So etwas wie Schuld gibt es nicht“ von sich geben.

Absurdität und Humor überwiegen, aber darunter liegt Ernst. Helsen verarbeitet das schwierige Verhältnis zu seinem vor fünf Jahren verstorbenen Vater, mit dem er nicht über Gefühle sprechen konnte. Die Ziege und der Vater haben eindeutig eine Verbindung, und es gibt noch mehr Dämonen, mit denen Helsen zu kämpfen hat. Er erfindet Feinde, die nicht da sind, fragt sich aber gleichzeitig: Was habe ich ohne Feinde zu sagen?

Der psychologische Hintergrund ist eine starke Ergänzung zu Helsens einzigartigem Kabarettstil. Aber das Reizvollste an seiner Show ist der Eskapismus, den sie bietet. Es ist wunderbar, in Zeiten von Pandemie und Krieg in eine so völlig andere Welt hineingezogen zu werden. Das gelingt Wim Helsen mit seinen Fantasien, seinen albernen Tänzen zu lauter Musik und seiner Erklärung, warum das „i“ der glücklichste aller Buchstaben ist.

Nicht meine Affen, nicht mein Zirkus

Kabarett

Von Wim Helsen.

9/4, Arenberg Theater Antwerpen. Holländische Tour bis 31.5.



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