Wenn Wopke Hoekstra nicht schnell kreativer wird, wird er dem Kabinett zur Last fallen

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Die CDA hätte einen anderen Stickstoffplan fordern sollen. Jetzt gibt es keinen Plan. So sollten Wopke Hoekstra und Caroline van der Plas das Land nicht an der Leine halten.

Raoul du Pré

Würde Mark Rutte jemals an den langen Sommer 2021 zurückdenken, als er hartnäckig an der CDA als Koalitionspartner festhielt? Das war ein ziemliches Glücksspiel. Schon damals steckte der CDA nach einem schlechten Wahlergebnis und dem Abgang von Pieter Omtzigt in der Klemme. Unsichere Parteien werden im Allgemeinen nicht zuverlässiger. Der CDA ist das Sorgenkind von Rutte IV und der Ministerpräsident hat nun gemerkt, was das bedeutet. Wopke Hoekstras wachsende Verunsicherung hat sich auf die gesamte Koalition ausgeweitet.

Über seine Wünsche zur Stickstoffpolitik blieb der CDA-Chef zunächst zwei Wochen lang im Unklaren, außer dass sich „etwas“ ändern müsse. Als der Affe am Freitag aus dem Sack kam, war er noch halbherzig: Ja, es muss sich etwas ändern, aber noch nicht, erst wenn die neuen Landesräte wissen, was sie wollen. Eine lächerlichere Zurschaustellung politischer Inkompetenz ist auf dem Binnenhof nicht oft inszeniert worden.

Diese Halbherzigkeit hängt nun wie ein Schlagschatten über dem gesamten Stickstoffbetrieb und über dem Kabinett. An sich spricht schon einiges dafür, die Debatte über die Terminierung des Projekts und die Zwangsenteignung von Bauern erst einmal auf Eis zu legen. Schließlich drohte diese Debatte nur, die politische Sackgasse zu vertiefen. Aber eine solche Flucht nach vorn lässt sich nur verkaufen, wenn es einen konkreten und entschlossenen Plan gibt, möglichst bald und auf freiwilliger Basis zumindest mit der drastischen Reduzierung der Stickstoffemissionen in der Nähe der Natura 2000-Gebiete zu beginnen.

Allerdings ging das Kabinett am Freitagabend leer aus und konnte auch in den Folgetagen nicht klären, wie es weitergeht. Das versprochene goldumrandete Übernahmeprogramm für kündigende Landwirte – die Grundlage der gesamten Strategie – ist natürlich längst überfällig. Stattdessen häufen sich die Signale, dass der Plan in Brüssel auf Einwände stößt, obwohl das Kabinett dazu noch nichts offiziell angekündigt hat. Doch was sollen die Provinzen jetzt tun? Wenn es welche gibt etwas Bleibt von den feierlichen Absichten für mehr Dualismus zwischen Repräsentantenhaus und Kabinett übrig, dann werden die Regierungsfraktionen dies in der Parlamentsdebatte am Dienstagabend nicht einfach so durchgehen lassen.

Die Oppositionsfraktionen werden das sowieso nicht tun, aber sie sind so süß mit ihrer eigenen Verantwortung. Dies gilt insbesondere für BBB-Leiterin Caroline van der Plas, auf die alle Augen gerichtet sind. Jetzt, wo sie weiterhin darauf besteht, dass die ganze Sackgasse mit einem Notstandsgesetz gelöst werden kann und dass dies keine Frage des Könnens, sondern des Willens ist, kann sie keinen Tag länger warten. Reichen Sie dieses Notstandsgesetz ein, dann können die Wähler sehen, ob es das Problem tatsächlich wie von Zauberhand löst, ob es eine Mehrheit dafür gibt und ob es in die europäischen Naturschutzregeln passt. Sie würde damit nicht nur dem Land einen großen Gefallen tun, sondern auch ihren eigenen Parteigenossen in den Provinzhäusern. Denn sie müssen es nun bei ihren Gründungsverhandlungen ohne jede Führung in Den Haag tun.

Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.



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