Wenn sich der kanadische Premierminister Trudeau im Ausland fotografieren lässt, wissen Sie: Das löst ein Feuerwerk aus

1685182155 Wenn sich der kanadische Premierminister Trudeau im Ausland fotografieren laesst


Der kanadische Premierminister Justin Trudeau (links) schüttelt dem koreanischen Delegierten Kim Jin-pyo die Hand, einem fröhlichen Politiker, der mindestens 20 Zentimeter kleiner ist als der Kanadier.Bild ANP / EPA

Ah, Justin Trudeau besucht Südkorea. Pass jetzt einfach auf, es wird sowieso etwas passieren; Der kanadische Premierminister ist der ungekrönte König hochkarätiger politischer Begegnungen. Noch vor drei Monaten begrüßte er Danielle Smith, seine größte Rivalin im Inland, mit einem äußerst ungeschickten Händedruck. Auf halbem Weg verwandelte es sich in eine Art klopfende Türklinke, denn im letzten Moment reichte Smith ziemlich teuflisch ihre Hand mit der Handfläche nach unten. Trudeau hatte offenbar keine andere Wahl, als danach zu greifen und seinen Daumen darauf zu legen.

Zu den weiteren bemerkenswerten Momenten gehört der lächerlich ungeschickte Versuch im Jahr 2016, Barack Obama und Enrique Peña Nieto, dem ehemaligen Präsidenten Mexikos, gleichzeitig die Hand zu schütteln. Und natürlich das berühmte Treffen mit Donald Trump im Jahr 2017, das als Paradebeispiel in die Geschichte eingegangen ist. Jeder wusste, dass ein Händedruck mit dem US-Präsidenten auf der Weltbühne einem sekundenlangen, schmerzhaften Grinsen gleichkam, denn Trump betrachtete die Hände anderer Menschen als sein persönliches Eigentum und pumpte sie, ohne sie jemals loszulassen. Als Trudeau die Stufen des Weißen Hauses hinaufstieg, hielten die Menschen den Atem an: Wie sollte das ausgehen?

Der Kanadier hatte seine Hausaufgaben gemacht. Als er Trump mit der Rechten die Hand schüttelte, drückte er mit der Linken gegen Trumps Schulter, um nicht nach vorne gezogen zu werden. Er hatte die Situation mit seinen Fingerspitzen unter Kontrolle.

Fazit: Man weiß nie genau, was einen erwartet, wenn Justin Trudeau jemanden begrüßt. Es macht den Mann zu einem Wanderpartner für Fotografen und andere Bildschaffende – und das weiß er.

20 Zentimeter länger

In Südkorea war letzte Woche der stellvertretende Kim Jin-pyo an der Reihe, ein fröhlicher Politiker, der mindestens 20 Zentimeter kleiner ist als der große Trudeau. Videoaufnahmen ihres Treffens vor der versammelten Weltpresse zeigen, wie sich der Südkoreaner zunächst auf die Beine stellt, um sich etwas zu nivellieren.

Und dann macht Trudeau Folgendes: Er spreizt seine Stelzenbeine, wie es Tänzer tun, wenn sie sich langsam in einen Spagat senken. So verliert er etwas an Größe, bis er nur noch geringfügig größer ist als Kim Jin-pyo.

In seinem eigenen Land hat er sich nicht wirklich darauf eingelassen, wenn die Leute schon verstanden haben, was zum Teufel hier los ist. „Was macht er jetzt?“, lautete der Tenor auf kanadischem Twitter. Besonders peinlich fand es die konservative Presse – „schon wieder“, schrieb die rechte Plattform TrueNorth.

Höflichkeitsbeine

Doch die südkoreanischen Medien schmolzen sofort dahin. So heißt die nationale Zeitung Chosun Der Pressemoment war eine „herzerwärmende Szene“. Denn in Südkorea ist die Pose, die Trudeau hier einnahm, als „Manierenbeine“ bekannt, was ich mit „Höflichkeitsbeinen“ übersetze. Jeder große, schlaksige Mann sollte sie haben, wenn er oder sie mit einer kleineren Person in Sicht kommt.

Natürlich ist es die Absicht des Fotografen, das Bild so zu gestalten, dass es tatsächlich den Anschein erweckt, dass die beiden Personen etwa gleich groß sind. Aber online bin ich auf viele Beispiele gestoßen, bei denen diese höflichen Beine als ultimativer Beweis für Anstand sichtbar geblieben waren, so wie auf diesem Foto von Kim Jin-pyo und Trudeau.

Der Premierminister wusste natürlich am besten, dass es sich dabei um hochentwickelte Bildgebung handelte. Und doch muss ich sagen, dass Trudeau seine politischen Begegnungen zu einer wahren Kunst gemacht hat. Gerade dadurch, dass er einmal so überzeugend ungeschickt und ein anderes Mal völlig kontrolliert wirkt, sät er Verwirrung und Erwartung. Macht er es aus Versehen oder kann er einfach sehr gut auf die Situation reagieren? Und was passiert beim nächsten Mal? Wenn es beispielsweise um Bilder geht, gelingt es dem kanadischen Premierminister immer, die Weltbühne seinem Willen zu unterwerfen.



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