Wenn dir Erwachsene massenhaft versichern, dass Politik wichtig ist, ahnst du automatisch, dass etwas damit nicht stimmt

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Aleid Truijens

Nein, es sah nicht sehr düster aus, wenn man die Aktion junger Klimaaktivisten von Extinction Rebellion bedenkt Die Nachtwache im Reichsmuseum. Keine Farbspritzer, niemand klebt. Die jungen Leute zwischen 15 und 22 Jahren forderten das Museum auf, die Verbindungen „mit fossilen Unternehmen wie KLM“ zu brechen. Sie hielten ein hübsches Banner hoch, riefen einige Parolen und als die Mitarbeiter fragten, ob sie gehen wollten, gingen sie sofort, zusammen und mit „Eltern und Großeltern“, die nett mitgekommen waren. Niedlich. Aber sie erreichten alle Medien mit ihrer klaren Botschaft.

Es gibt sie, junge Menschen, die sich um die Welt sorgen. Selbst wenn sie nichts unternehmen, sorgen sie sich um die Zukunft des Planeten und ihre eigene Zukunft. Über eine öde, vergiftete Erde. Ob sie bald in einem Fluss schwimmen können, ob sie eines Tages alleine leben können, ob sie irgendwo einen festen Vertrag bekommen. Ob der dritte Weltkrieg ausbricht oder eine verheerende Pandemie. Ob die gut geölte, bequeme Welt, mit der ihre Eltern und Großeltern so glücklich sind, bald auch für sie da sein wird.

Es gibt große Unterschiede im sozialen Engagement junger Menschen in der Hochschulbildung. Eine aktuelle Studie der VU University Amsterdam (Science Guide, 3-3-2023) zeigte, dass Studenten der Wirtschaftswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre die schlechtesten Ergebnisse in den Bereichen „Servicefähigkeit“ und „soziales Selbstvertrauen“ erzielten. Bemerkenswert: Geisteswissenschaftler erwiesen sich als am hilfreichsten, mehr als Medizin- oder Gesundheitsstudenten.

Sorgen um die Welt und die Zukunft lassen sich nicht direkt in Enthusiasmus oder gar Interesse an Politik umsetzen. In einem Raum mit Leidener Studenten erklärte Ministerpräsident Rutte kürzlich mit Bestürzung, dass junge Menschen wissen, wie man den Weg zu „Ein-Themen-Organisationen“ findet, aber nicht Mitglied einer politischen Partei werden. Demokratie sei nicht selbstverständlich, in der Ukraine werde dafür gekämpft, sagte er. Aber ja, unsere jungen Leute – und ihre Eltern – haben ihr ganzes Leben lang im warmen Bad des Friedens geschwommen.

Dass man in einer Demokratie Einfluss darauf hat, was in seinem Land passiert, und dass man deshalb auch in so einem langweiligen Landtag immer zur Wahl gehen muss, hat sich unter jungen Leuten noch nicht durchgesetzt. Laut dem Forschungsunternehmen Ipsos weiß nur ein Drittel der Wähler zwischen 18 und 34 Jahren, dass diese Wahlen bald stattfinden. Es ist zu befürchten, dass noch weniger nicht wahlberechtigte Jugendliche davon erfahren werden.

An Bemühungen, sie zu stoßen, mangelt es nicht. ProDemos ist mit Studierendenwahlen und Gastvorträgen aktiv. Mit schillernden Wahlshows in Theatern und Berufsschulen locken die unermüdlichen Wähler wieder junge Menschen an die Wahlurnen. Dies in der Erkenntnis, dass sich diese jungen Menschen oft nicht von den älteren Männern und Frauen im Wahlkampf vertreten fühlen; selten ähneln sie ihnen. Viele sind mit der Vorstellung aufgewachsen, dass man Politikern misstrauen sollte.

Ich fürchte, es ist wie bei der gut gemeinten Leseförderung: Sobald einem Erwachsene massenhaft versichern, dass Lesen bzw. politisches Engagement sehr schön und wichtig ist, fängt man an zu ahnen, dass damit etwas nicht stimmt.

Man erreicht nur wirklich etwas, wenn Bildung auf allen Ebenen mit Lektionen über Demokratie, Politik und Geschichte durchdrungen ist. Auch in VMBO und MBO, bis zur Prüfung. Auch wenn es dich nicht sofort interessiert, musst du hören, wie es ist, in Geschichte, Sozialkunde oder Staatsbürgerkunde. Es hilft auch, gemeinsam Zeitung zu lesen und Themen zu diskutieren, die sie betreffen. Die in persönlichen Reflexionsberichten oft gestellte Frage „Was will ich erreichen?“ könnte der Frage „Was kann ich für die Gesellschaft tun?“ weichen. Es ist hartnäckig, aber es ist möglich.



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