Demir holt auf de Volkskrant stark auf die europäische Klimapolitik. Brüssel, schreibt sie, sei regelkrank und habe keine klaren Prioritäten. Leiter von jut ist der für Klima und Green Deal zuständige EU-Kommissar Frans Timmermans, der sich wie Epimetheus aus der griechischen Mythologie verhalten würde: „Der, der zuerst handelt und dann denkt.“
Über den Autor
Kathleen van Brempt ist Mitglied des Europäischen Parlaments für die flämische sozialdemokratische Partei Vooruit.
Hierbei handelt es sich um einen eingereichten Beitrag, der nicht unbedingt den Standpunkt wiedergibt de Volkskrant spiegelt. Lesen Sie hier mehr über unsere Meinungspolitik.
Frühere Beiträge zu dieser Diskussion finden Sie am Ende dieses Artikels.
Es ist nicht das erste Mal, dass Demir sich auf diese Weise gegen die europäische Klimapolitik stellt. Mit ihrem „machbar und bezahlbar“-Diskurs hat sie in den vergangenen Jahren oft versucht, sich gegenüber den ihrer Meinung nach klimabegeisterten „Europhilen“ in EU-Kommission und EU-Parlament als realistische Administratorin zu präsentieren. Das ist nicht nur eine falsche Dichotomie, sondern auch vollkommen falsch.
Böser Weg
Die Realität ist, dass diese flämische Koalition einen desaströsen Weg in der europäischen Klimapolitik eingeschlagen hat. Denn was Demir nicht sagt, ist, dass unser Land bei den Verhandlungen über den Green Deal und die Ziele, die wir bis 2030 erreichen wollen, auch mit am Tisch sitzt. Belgien konnte sich in den letzten Monaten nicht zu Teilen dieser europäischen Klimapolitik äußern insgesamt siebenmal. Jedes Mal, weil die flämische Regierung eine belgische Position radikal blockierte.
Die flämische Regierung schläft darüber offenbar nicht aus, aber am europäischen Verhandlungstisch wirkt eine solche Haltung geradezu lähmend. Wer keine Stellung bezieht, hat keinen Einfluss auf das Ergebnis.
Außerdem weigert sich Demir, sich selbst an den Tisch zu setzen. Seit 2019 konnte sich Demir neun Mal im Europäischen Ministerrat zusammensetzen, wo diese Dossiers ausführlich diskutiert wurden. Siebenmal ist sie nicht aufgetaucht. Dann ist es zu einfach, hinterher mit dem Finger auf Europa zu zeigen.
Patchwork
Der Klimadiskurs der flämischen Nationalpartei N-VA bezeichnet den europäischen Green Deal stets als Last auf ihren flämischen Schultern, bleibt damit aber hinter der Notwendigkeit europäischer Klimaziele zurück. In der Klimapolitik ist die Europäische Union längst Vorreiterin. Aber für diesen Begriff dass die Klimapolitik aus einem Flickenteppich von Einzelmaßnahmen bestand, deren tatsächliche Auswirkungen auf unsere Emissionen nicht wirklich berechenbar waren.
Genau das ist der größte Vorteil des europäischen Green Deals, der europäischen Klimagesetze und des gerade vorgestellten Fit for 55-Pakets. Sie enthält klare mittel- und langfristige Ziele (2030 und 2050) sowie einen kohärenten Rahmen politischer Maßnahmen, die zur Erreichung dieser Ziele erforderlich sind.
Die europäische Klimapolitik hat den Vorteil der Klarheit. Investoren und Unternehmen wissen, wo sie langfristig stehen. Darüber hinaus gilt diese Richtlinie für alle. Auch für Sektoren, die sich bisher ihrer Verantwortung entziehen konnten, wie etwa der Verkehrssektor und die Landwirtschaft. Das kommt gerade der flämischen und niederländischen Industrie zugute, die in den letzten Jahren bereits enorme Anstrengungen unternommen haben.
CO2-Grenzsteuer
Darüber hinaus ergreifen wir auch die notwendigen Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen auf internationaler Ebene zu schützen, unter anderem durch die Einführung einer „CO2-Grenzsteuer“ für Produkte, die außerhalb der Europäischen Union mit niedrigeren Umwelt- und Klimastandards hergestellt werden. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach gehört, wie Unternehmen, Häfen und Investoren den europäischen Klimarahmen begrüßen, weil er ihnen hilft, den nachhaltigen Wandel zu gestalten. Aber oft bleibt dieser Ton unterbelichtet.
Die innovative Industrie in den Niederlanden zählt schon heute zur Spitze in Europa. Der Green Deal bietet eine große Chance für Unternehmen, die in Nachhaltigkeit und Zirkularität investieren. Ich zweifle keine Sekunde an der Stärke unserer Volkswirtschaften, diesen nachhaltigen Übergang zu erreichen. Es bleibt jedoch die Frage, warum eine Region wie Flandern so hartnäckig auf die Bremse tritt.
Der Grund dafür ist einfach: Die europäischen Klimaziele stellen nicht nur Wirtschaftssektoren, sondern auch den Staat in die eigene Verantwortung. Und genau da drückt der flämische Schuh. Die europäischen Klimaziele sind erreichbar, erfordern aber auch die Verantwortung der nationalen Regierungen. Anstatt auf die europäischen Klimaziele zu verweisen, täte diese flämische Regierung besser daran, einen genaueren Blick auf ihre eigene Politik zu werfen.
In die Jahre gekommener Wohnpark
Zum Beispiel im Bereich der Hausrenovierung. Flandern kämpft mit einem der veraltetesten Wohnungsbestände in der gesamten Europäischen Union. Aufholen ist notwendig, aber die flämische Regierung entscheidet sich stets für den Weg des geringsten Widerstands. Die Politik konzentriert sich nur darauf, Renovierungen für diejenigen zu fördern, die renovieren können und wollen. Lesen Sie: für diejenigen, die heute schon die Finanzkraft haben, diese Renovierung zu bezahlen.
Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wo die flämische Politik versagt. Es ignoriert auch die versteckten sozialen Kosten des ungleichen Zugangs zu Klimaschutzmaßnahmen. Wer fährt heute die umweltschädlichsten Autos? Wer lebt in den am schlechtesten isolierten Häusern? Wer zahlt heute am meisten für die gestiegenen Energiekosten? Wer lebt heute schon in den Quartieren mit der am stärksten belasteten Luft?
Der European Green Deal gibt uns die Möglichkeit, das anzugehen. Es geht um mehr als den Klimawandel zu stoppen. Es ist eine Geschichte von sozialer Emanzipation und einem gesünderen Lebensumfeld. Nicht der europäische Ehrgeiz, sondern die Untätigkeit einiger nationaler Regierungen, wie etwa in Flandern, ist das größte Hindernis. Aber Demir scheint daran viel weniger interessiert zu sein.
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