Was werden Sie vom neuen Rentensystem bemerken? Vier Berechnungsbeispiele

1685785151 Was werden Sie vom neuen Rentensystem bemerken Vier Berechnungsbeispiele


Carola Schouten, die für Renten zuständige Ministerin, wird am Dienstag erfahren, dass das Rentengesetz vom Senat verabschiedet wurde.Bild David van Dam / de Volkskrant

Es ist klar, dass viel auf dem Spiel steht. Nicht umsonst gab es bis zum Abstimmungstag am vergangenen Dienstag heftigen Widerstand. Die größte Reform des Systems aller Zeiten löst eine Umverteilung von mehr als 1.400 Milliarden Euro aus. Geld, das die Niederländer selbst in diesen Rententopf gesteckt haben und von dem jeder einen gerechten Anteil sehen möchte.

Zunächst einmal: Es ist schwierig, genau zu sagen, mit wie viel (zukünftiger) Rente Menschen rechnen können. Diese Höhe hängt stark von mehreren Faktoren ab. Dennoch lässt sich grob skizzieren, wie sich die Renten im neuen System entwickeln könnten. Rentenberater Aon berechnet im Auftrag de Volkskrant die Rente für vier fiktive Personen unterschiedlichen Alters im aktuellen und im neuen System.

Über den Autor
Hessel von Piekartz ist ein politischer Reporter für de Volkskrant und schreibt über öffentliche Gesundheit, Renten und soziale Sicherheit. Er wurde 2022 für den Journalistenpreis De Tegel nominiert.

Aon berechnete die Renten für Personen im Alter von 30, 45, 65 und 75 Jahren und betrachtete verschiedene wirtschaftliche Szenarien. Die Beispiele seien nur Richtwerte, betont Corine Reedijk, Rentenberaterin bei Aon. „Diese Berechnungen können nur auf der Grundlage von Annahmen erfolgen, die von der Realität abweichen können.“ Es ist daher nicht so, dass die Menschen bald mit genau diesen Beträgen rechnen können; es kann variieren. „Das sind Bandbreiten, die wir anhand vieler verschiedener Szenarien berechnet haben.“

Die Berechnungen zeigen, dass das neue System in der Regel besser funktioniere als das alte, sagt der Rentenberater. „Aber man kann mit zu großer Sicherheit sagen, dass sich jeder leicht verbessern wird.“ „Es sind immer Situationen denkbar, in denen das Ergebnis etwas anders ausfällt.“ Zudem sieht Reedijk, dass die Risiken für junge Menschen etwas zunehmen.

Die Berechnungen von Aon zeichnen in etwa das gleiche Bild wie die der De Nederlandsche Bank (DNB). Im vergangenen Jahr kam man zu dem Schluss, dass das neue System zu einer höheren Durchschnittsrente für Arbeitnehmer und Rentner führt. Für die Berechnung arbeitete die DNB mit 10.000 Wirtschaftsszenarien. DNB betonte außerdem, dass die Ergebnisse je nach Fonds und Teilnehmer erheblich variieren können.

Dämpfende Wirkung

Auffällig an den Berechnungen ist, dass die Auswirkungen konjunktureller Rahmenbedingungen im neuen System weniger abgefedert werden. In erwarteten und positiven Szenarien können die Renten erheblich höher ausfallen, bei enttäuschenden Ergebnissen fallen sie jedoch etwas niedriger aus als im aktuellen System.

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Diesen Effekt erkennt man deutlich an der Berechnung der voraussichtlichen Rente eines 30-Jährigen durch Aon. Im erwarteten Wirtschaftsszenario erhält ein 30-Jähriger, der 3.000 Euro brutto im Monat verdient und seit fünf Jahren Rente nach dem alten System aufbaut, 33.100 Euro brutto im Jahr. Im neuen System kann dieser auf 38.600 Euro steigen. Das ist ohne staatliche Rente.

Bei günstigen wirtschaftlichen Bedingungen kann die Rente im neuen System stärker steigen als im aktuellen System. Nun könnte im positiven Szenario die Rente des 30-Jährigen auf 34.500 Euro anwachsen; im neuen System sind es sogar 59.700 Euro. Andererseits kann die Rente bei einem enttäuschenden Szenario auch stark schrumpfen. Nach den aktuellen Regeln könnte er auf etwa 29.800 Euro sinken, später dann auf 25.700 Euro. Vergleichbare Ergebnisse gibt es für einen 45-Jährigen.

Dies liegt unter anderem daran, dass das neue System die Rentenabhängigkeit stärker von der Rendite abhängig macht. Bei der Rente handelt es sich also nicht mehr um eine Art Zusage über die Höhe der Rentenleistung. Stattdessen wird der Schwerpunkt auf der gezahlten Prämie liegen. Jeder bekommt ein eigenes Rentenkonto, bei dem Beiträge und Erträge letztlich über die voraussichtliche Rente entscheiden.

Mehr Platz für die Mittel

Dies verschafft vor allem den Mitteln mehr Spielraum. Um sicherzustellen, dass sie ihr Rentenversprechen auch in Zukunft einhalten können, müssen die Kassen nun große Puffer vorhalten. Das erhöht die Sicherheit, stellt aber auch eine Einschränkung dar. Da in diesen Rücklagen so viel Geld vorhanden ist, ist es schwierig, die Rentenleistung zu erhöhen.

Das Rentenkonto besteht aus den eingezahlten Prämien und den prognostizierten Anlageergebnissen. Rentner können auf ihrer Rentenabrechnung sehen, was sie selbst angespart haben und wie hoch ihre künftige Rente in verschiedenen Szenarien ausfallen wird. Wenn es der Wirtschaft gut geht, ist die erwartete Rente höher, wenn es ihr schlechter geht, ist sie niedriger. Dadurch wird der Zusammenhang zwischen dem Geld, das Sie jeden Monat investieren, und der Rente, die Sie ansammeln, viel klarer.

Daran werden sich viele Menschen gewöhnen müssen, meint Rentenberater Reedijk. „Sie werden sehen, dass Sie enorm viel investiert haben, dass Sie aber auch viel brauchen, um Ihre Rente für zwanzig Jahre ausbezahlt zu bekommen.“ Um beispielsweise 15.000 Euro im Jahr zu erhalten, müssen bereits dreitausend Euro im Topf sein.“

Anlagerisiken

Auch hinter den Kulissen verändern sich die Dinge. Im neuen System muss jeder für seine Rente selbst aufkommen. Der sogenannte Durchschnittsbeitrag, mit dem junge Menschen indirekt den Rentenaufbau ihrer älteren Kollegen bezuschussen, wird wegfallen.

Das hat Konsequenzen für das, was mit Ihrem Geld passiert; Die Fonds werden nach Alter investieren. Wenn Sie jung sind und damit rechnen, über einen längeren Zeitraum eine Rente anzusammeln, können Fonds Ihre Prämie risikoreicher anlegen und so eine höhere Rendite erzielen. Für ältere Menschen, die kurz vor dem Ruhestand stehen, können die Fonds das Anlagerisiko sogar reduzieren.

Die Berechnung von Aon zeigt die Auswirkung dieser Änderung. Ein 65-Jähriger, der 5.500 Euro brutto im Monat verdient und vierzig Jahre lang eine Rente angesammelt hat, wird sowohl im positiven als auch im negativen Szenario des neuen Systems profitieren. Beispielsweise könnte die Rente im aktuellen System bei wirtschaftlichen Rückschlägen auf 24.700 Euro sinken, nach den neuen Vereinbarungen sind es 26.900 Euro.

Die mittlere Gruppe, etwa Menschen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren, liegt dazwischen. Für sie wird es nachteilig sein, dass bald jeder für seine Rente selbst aufkommen wird. Sie selbst zahlten in jungen Jahren einen Zuschuss für ältere Menschen, erhalten diesen Zuschuss jedoch nicht mehr. Für sie kann die Rente etwas niedriger ausfallen. Im Rentenvertrag steht, dass ihnen dafür eine Entschädigung zu leisten ist.

Für Menschen, die bereits im Ruhestand sind, dürfte sich nicht allzu viel ändern. Ein 75-Jähriger, der durchschnittlich 3.000 Euro brutto verdiente und vierzig Jahre lang eine Rente anhäufte, liegt in der Berechnung von Aon in allen Szenarien leicht vorne. Im erwarteten Wirtschaftsszenario wird die erwartete Rente von rund 24.000 Euro auf knapp über 27.000 Euro steigen.

Solidarität

Die Rente wird dadurch individueller, die Solidarität wird aber nicht aus dem System verschwinden. Nach wie vor werden die Prämien von Fonds und Rententrägern gemeinsam angelegt oder in Aktien, Immobilien und Anleihen investiert, um den gesamten Rententopf wachsen zu lassen. Darüber hinaus wird es oft noch einen kollektiven Reservetopf geben, um Rückschläge aufzufangen. Inwieweit dieser ausgefüllt werden kann, hängt weiterhin davon ab, über welche finanziellen Spielräume ein Fonds zum Zeitpunkt der Umstellung auf das neue System verfügt.

Ein eigenes Rentenkonto bedeutet daher nicht, dass ein Versicherter Anspruch darauf hat. Es ist kein Bankkonto; Niemand kann sein Rentenkonto leeren. Verstirbt ein Rentner, bevor der Topf aufgebraucht ist, verbleibt das Geld einfach im Fonds, um die Renten anderer Teilnehmer zu decken. Die Erben können sich daher nicht an die Pensionskasse wenden, um den Restbetrag einzufordern.

Umgekehrt kann jemand seinen eigenen Rententopf nicht überleben. Mit anderen Worten: Wer so alt wird, dass sein Topf irgendwann aufgebraucht ist, hat auch in den Folgejahren noch eine Rentenversicherung.

Wie hoch jeder Rentenanspruch genau sein kann, wird sich erst dann zeigen, wenn die Mittel tatsächlich in das neue System überwiesen werden. Dafür haben die Kassen und Verwaltungen vorerst bis 2028 Zeit. Beispielsweise hat die wirtschaftliche Lage zum Zeitpunkt der Entscheidung einer Pensionskasse, auf das neue System umzusteigen, einen großen Einfluss und auch die finanzielle Lage der Kassen ist unterschiedlich.

In der Zwischenzeit kann noch viel passieren; Sollte sich die Wirtschaft in den kommenden Jahren nicht gut entwickeln, besteht daher die Chance, dass die Rentenerwartung für einige geringer ausfallen wird. Das Vertrauen in das System kann dann schon verschwinden, bevor es richtig eingeführt wurde. Aber wenn es der Wirtschaft gut geht, kann die erwartete Rente tatsächlich deutlich steigen und die Kritik wird nachlassen.



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