Warum schätzt Xis China ethnische Minderheiten nicht? Schau dir diese Frauen an, die glänzen

Warum schaetzt Xis China ethnische Minderheiten nicht Schau dir diese

Die Sektion Image Formers untersucht, wie ein Foto unseren Blick auf die Realität bestimmt. Diese Woche: Fröhliche chinesische Frauen in traditionellen Kostümen.

Arno Haijtema

Sie werden am Sonntag nach der Eröffnungsfeier des Chinesischen Volkskongresses in Peking im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Die internationalen Nachrichtenagenturen bezeichnen die Frauen eher grob als „Vertreterinnen ethnischer Minderheiten“. In ihren bunten Kostümen und eleganten Kopfbedeckungen verkörpern sie die kulturelle Vielfalt der Volksrepublik China. Sie strahlen Freude aus, denn die ganze Welt soll es wissen: Auch Staatspräsident Xi Jinping sieht und hört sie auf dem Kongress. Sie strahlen auch Zuversicht aus, wie der Text auf der Handyhülle der Frau rechts bezeugt: Die Welt gehört dir.

Männer in grauen Anzügen

Die Frauen, sowohl auf dem Platz vor der Großen Halle des Volkes als auch drinnen (wie auf anderen Fotos zu sehen), sind die sprießenden Krokusse auf einem noch winterlichen Feld. Männer mittleren und höheren Alters in grauen Anzügen dominieren die jährliche Versammlung, auf der 2.948 Vertreter aus allen Ecken Chinas zusammenkommen, um den Kurs zu hören, den der Präsident und seine Unterstützer für die nahe Zukunft vorgezeichnet haben. Widerspruch ist dort nicht zu erwarten, anders als Geduld, nur die mächtigen Führer haben ein Mikrofon. Es ist logisch, dass Fotografen in diesem Bereich der Konfektionsanzüge die schönsten Blumen pflücken. Und vielleicht auch verständlich, wenn auch schlampig, dass sie in der Euphorie eines seltenen fotogenen Moments vergessen zu fragen, woher die Frauen kommen.

Über den Autor

Arno Haijtema ist Redakteur bei de Volkskrant und schreibt unter anderem über Fotografie und wie Nachrichtenfotos unser Weltbild prägen.

Wenn die Fotos vergrößert werden, sind die ID-Abzeichen auf der Brust der Frauen lesbar. Die vier in überwiegend roter und blauer Kleidung seien entdeckt worden VolkskrantKorrespondent Leen Vervaeke, gehören der Zhuang-Minderheit an. Die Frau mit dem Besteck gehört den Miao. Beide Völker stammen aus der südlichen Provinz Guangxi. Mit fast 17 Millionen Seelen stellen die Zhuang 1,27 Prozent der chinesischen Bevölkerung, die Miao mit 9,5 Millionen 0,7 Prozent. Diese Abzeichen zeigen auch, dass traditionelle Kleidung nicht ihr tägliches Outfit ist. Normalerweise tragen sie, wie ihre Passbilder vermuten lassen, hellblaue Hemden mit Krawatte – das Markenzeichen der Bürokauffrau.

Ob sie sich spontan entschieden, ihre festliche Kleidung anzuziehen, oder von der Party dazu ermutigt wurden, lässt sich natürlich nicht feststellen. Aber dass sie sich nahtlos in den propagandistischen Rahmen der Kommunistischen Partei einfügen, ist unbestreitbar. Sie bestätigen das Image Chinas als großartig Familie von Männerneines Weltreichs, das Einheit in Vielfalt kennt und in dem Minderheiten daher respektiert werden.

Schicksal der Uiguren

Das Foto kann bei einem gut informierten Westler unterschiedliche, gegensätzliche Assoziationen hervorrufen. Er denkt an das Schicksal der Tibeter, deren Land seit 1950 von China besetzt ist. Oder die Unterdrückung der Uiguren in Westchina, die wegen ihres islamischen Glaubens zur „Umerziehung“ massenhaft in Konzentrationslager eingesperrt wurden. Das sind in der chinesischen Diktatur weniger willkommene Gedanken, aber die Propagandaabteilung der Partei wird darüber wahrscheinlich keinen Schlaf verlieren.

Der chinesische Blick, schrieb Vervaeke Anfang dieser Woche, wende sich vom Westen ab und richte sich immer mehr auf Länder südlich des Äquators. Eine freie Presse, die beispielsweise über Menschenrechtsverletzungen berichtet, ist in vielen dieser Länder weniger selbstverständlich als im Westen. Nur 33 reguläre China-Korrespondenten wurde der Zugang zum Medienzentrum des Volkskongresses gestattet, ein Bruchteil der Gesamtzahl. Sechzig Journalisten mit geringen Vorkenntnissen wurden aus südlichen Ländern eingeflogen, ausgewählt und bezahlt von China. Sie erhalten Flugtickets, eine Wohnung und ein monatliches Taschengeld.

Wer auf diese Weise in Peking empfangen wird, dürfte die chinesische Version kultureller Vielfalt wohlwollender sehen als ein kritischer Xi-Beobachter. Und ist empfänglicher für die Lebensfreude, die diese Zhuang und Miao ausstrahlen. Dieser tut es.



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