Warum die Niederlande den europäischen Plan für eine „Maut“ für Streaming-Dienste ablehnen

Warum die Niederlande den europaeischen Plan fuer eine „Maut fuer


Bild NurPhoto über Getty Images

„Maut“ bei Streaming-Diensten, was bedeutet das?

Eine Staffel auf Netflix Fremde Dinge Saufgelage? Oder den ganzen Tag eine Spotify-Playlist im Hintergrund laufen lassen? Wenn es nach der EU-Kommission geht, dürfen Telekommunikationsunternehmen ihren Kunden künftig dafür extra Gebühren berechnen. Da Streaming-Dienste die Arbeit im Internet stark belasten, hält die Kommission eine Abgabe nicht nur für legitim, sondern sogar für notwendig.

Derzeit dürfen Internetprovider keine anderen Daten für eine Netflix-Serie berechnen als beispielsweise das Versenden einer E-Mail. Der Tarif kann von der Datenmenge abhängen, jedoch nicht von welcher Website diese Daten stammen.

Die Europäische Kommission erwägt, diese sogenannte Netzneutralität aufzugeben. Laut EU-Kommissar Thierry Breton (Binnenmarkt), der den Plan letzte Woche vorgestellt hat, ist dies notwendig, um das Internetnetz in Europa zu verbessern. zukunftssicher zu machen. Telekommunikationsunternehmen könnten die zusätzlichen Einnahmen nutzen, um in ihre Infrastruktur zu investieren.

Über den Autor

Pepijn de Lange ist Generalberichterstatter von de Volkskrant.

Warum sind die Niederlande gegen diesen Plan?

Das Kabinett Rutte IV ist grundsätzlich anderer Meinung als die Europäische Kommission über den Nutzen und die Folgen dieses Plans. Eine vom Kabinett in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass Telekommunikationsunternehmen das zusätzliche Geld nicht „direkt“ zur Verbesserung ihrer Infrastruktur verwenden. In der Praxis würden Zuschauer und Abonnenten derweil teurer. Minister Micky Adriaansens (Wirtschaft und Klima) spricht deshalb von einer „Maut“ für europäische Internetnutzer.

Zudem beruht die niederländische Haltung auf einer Grundsatzfrage: Innerhalb Europas gelten die Niederlande als Verfechter der Netzneutralität. Die Niederlande haben 2012 als erster EU-Mitgliedstaat die Netzneutralität gesetzlich verankert, weltweit war nur Chile früher. Damals kam in den Niederlanden die Diskussion um Netzneutralität in Schwung, weil KPN überlegte, seinen Kunden für die Nutzung von WhatsApp einen Aufpreis zu berechnen. In den Jahren zuvor hatte der Telekommunikationsanbieter seine Einnahmen aus Anrufen und SMS stark einbrechen sehen.

Die niederländische Regierung musste sich in diesem Bereich bereits an die europäische Vision halten: 2015 niederländisches Recht überstimmt durch eine neue, aber schwächere europäische Variante. Seitdem dürfen Unternehmen unter strengen Auflagen beispielsweise einen Streaming-Dienst kostenlos anbieten. Das niederländische Recht sieht dies vor ‚Null Bewertung‘ nicht erlaubt, aber 2017 urteilte ein Richter, dass die europäischen Regeln stärker darauf abzielen.

Was können die Niederlande tun, um den europäischen Plan zu stoppen?

Der von der Europäischen Kommission vorgelegte Plan ist nur der erste Schritt in einem langen Gesetzgebungsprozess. Die Ideen sind seit letztem Donnerstag online für eine öffentliche Konsultation. Die Mitgliedstaaten, aber auch Organisationen, Unternehmen und Bürger haben bis Mitte Mai Zeit, sich inhaltlich zu äußern. Das Kabinett Rutte IV hat bereits Bedenken geäußert.

Nach Abschluss der Konsultation entscheidet die Kommission, wie ein möglicher Legislativvorschlag aussehen wird. Anschließend müssen die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament dem Vorschlag noch zustimmen. Während dieses Prozesses können die Niederlande versuchen, den endgültigen Gesetzestext zu biegen oder zu schwächen.

Unabhängig von der Form des Gesetzes ist die Chance, dass es kurzfristig eingeführt wird, gering. Die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament sind für Mai 2024 geplant. In den Monaten davor sind solche Gesetzgebungsverfahren oft ins Stocken geraten. Es ist unwahrscheinlich, dass das neue Gesetz innerhalb eines Jahres auf dem Papier steht, also muss sich die nächste Europäische Kommission damit befassen.



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar