Warum das Bürogebäude in der stark betroffenen türkischen Stadt fast das einzige ist, das vollständig intakt geblieben ist

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Einige Teile der Stadt Kahramanmaras wurden nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei in Trümmer verwandelt. Ein Gebäude hat sich als äußerst stabil erwiesen – nicht einmal die Fenster sind gesprungen. Es stammt von einem Verband von Ingenieuren und Architekten, der seit Jahren die vielen Missstände im türkischen Bausektor kritisiert. Jetzt gibt sie ihr Recht.

Während andere Gebäude wie ein Kartenhaus einstürzten, steht das graublaue Gebäude mit der Aufschrift TMMOB noch. Es ist eines der wenigen Bauwerke, das die Beben nahezu unbeschadet überstanden hat. Das Foto des intakten Bürogebäudes gehe deshalb in den sozialen Medien viral, schreibt die deutsche Verlagsgruppe Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

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Das Bild wurde von Mahir Ulutas, dem Präsidenten der türkischen Kammer der Elektroingenieure (EMO), auf Twitter gepostet. „Es bedarf keiner weiteren Worte“, schreibt Ulutas. „Mit Hilfe von Wissenschaft und Technologie können wir Strukturen bauen, die einem so starken Erdbeben standhalten. Solange Wissenschaft und Technik zum Wohle der Menschen eingesetzt werden!“


Ulutas spielt auf die Missstände im türkischen Bausektor an. Viele Gebäude in der Türkei sind nicht erdbebensicher und illegale Bauten werden einfach geduldet. Viele sind sich einig, dass sich das Problem seit Erdogans Präsidentschaft verschlimmert hat.

Das intakte Bürogebäude in Kahramanmaras erfüllt alle Bauvorschriften. Eigentümer des Komplexes ist die TMMOB – der Verband der türkischen Ingenieur- und Architektenkammern. Die Organisation ist nicht unpolitisch. 2013 unterstützte sie die Gezi-Proteste, danach beteiligte sich der Verein nicht mehr an der Umsetzung städtebaulicher Pläne. Die drei Anführer des Vereins – Mücella Yapıcı, Tayfun Kahraman und Can Atalay – wurden noch später wegen ihrer Teilnahme an den Gezi-Protesten verurteilt und inhaftiert.


Doch der Verband schwieg nicht und warnte weiter davor, dass die Toleranzpolitik bei Bauverstößen fatale Folgen haben würde. „Das bedeutet, dass unsere Städte (…) zu Friedhöfen werden und Särge aus unseren Häusern getragen werden“, sagte der damalige Vorsitzende Cemal Gökçe.

Ein Drohnenbild zeigt die zerstörte türkische Stadt Kahramanmaras, das graublaue Gebäude des Ingenieur- und Architektenvereins (links im Bild) ist jedoch vollständig erhalten geblieben.
Ein Drohnenbild zeigt die zerstörte türkische Stadt Kahramanmaras, das graublaue Gebäude des Ingenieur- und Architektenvereins (links im Bild) ist jedoch vollständig erhalten geblieben. © ANP/EPA

Beispielsweise wurden eine Autofabrik in Bursa und der Flughafen Hatay direkt an einer Verwerfungslinie gebaut. Die Architekten hatten Recht: Das gewaltige Erdbeben der Stärke 7,8 riss die Start- und Landebahnen in zwei Hälften und machte den Flughafen und die Autobahn unbenutzbar.

„Vorschriftsmäßig gebaute Gebäude stürzen nicht ein. Wir Ingenieure sagen: Ein Gebäude kann beschädigt werden, aber es darf nicht einstürzen“, sagte Gökçe der deutschen ‚Tagesschau‘. Leider haben die dramatischen Ereignisse in der Türkei den Ingenieuren und Architekten auf tragische Weise recht gegeben.

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