Vor allem große Parteien profitieren vom Boom der TV-Debatten

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Jesse Klaver (GL), Wopke Hoekstra (CDA) und Geert Wilders (PVV) bei der NOS-Fernsehdebatte im Vorfeld der Provinzratswahlen.Bild ANP

Lange Zeit diente die RTL-Premierministerdebatte als inoffizieller Auftakt des Wahlkampfs, doch dieses Mal hat Twan Huys die Nase vorn. Der Moderator von College-Tour kann am Sonntag auf hohe Zuschauerzahlen hoffen, da Dilan Yesilgöz (VVD), Pieter Omtzigt (NSC), Frans Timmermans (GL-PvdA) und Caroline van der Plas (BBB) ​​zum ersten Mal mit ihm die Schwerter kreuzen werden. Nur Van der Plas war 2021 bereits dabei, die anderen drei Teilnehmer geben ihr Debüt als nationaler Parteichef.

Das College-Tour den Startschuss geben kann, lässt sich nicht völlig von dem offenen Rennen trennen, das entstanden ist, weil der amtierende Premierminister Mark Rutte nicht mehr kandidiert. In der Vergangenheit stellten die Liberalen oft strenge Auflagen an den Zeitpunkt der Debatte – am besten so spät wie möglich –, das Format und die anderen Teilnehmer. Das konnte sich der VVD leisten: Kein Fernsehsender wollte eine Sendung ohne Premierminister.

Mit Yesilgöz als Parteichef nimmt die VVD eine bescheidenere Position ein, auch weil die Partei ohne einen Premierminister weniger zu fordern hat. „Es ist, als hätten sie eine Pille genommen“, sagt ein Fernsehproduzent über den guten Willen der Liberalen.

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VVD kann sich ein Risiko leisten

Auf den ersten Blick ist Yesilgöz auch an vielen Debatten interessiert, auch weil ihr Bekanntheitsgrad etwas geringer ist als bei Rivalen wie Geert Wilders, Omtzigt, Timmermans und Van der Plas. Wähleruntersuchungen von I&O Research kommen ebenfalls vorsichtig zu dem Schluss, dass sich der VVD ein höheres Risiko leisten kann. Die Partei hat relativ viele Stammwähler, die Yesilgöz wohl auch dann die Treue halten werden, wenn eine Debatte nicht so gut verläuft.

Die traditionelle RTL-Debatte findet nun am Sonntag, 5. November, statt. Basierend auf dem Peilingwijzer – dem Durchschnitt der Ipsos- und I&O-Umfragen – wurden drei Parteiführer eingeladen: Yesilgöz, Omtzigt und Timmermans. Es besteht eine geringe Chance, dass auch Wilders der Partei beitreten darf, aber dann muss die PVV in den Umfragen bis zum 26. Oktober deutlich steigen.

Das Verpassen der RTL-Debatte wird vor allem für D66-Chef Rob Jetten ein harter Schlag sein. D66 ist nach der VVD die zweitgrößte Partei im Repräsentantenhaus, wird aber nun anhand der schlechten Umfragen beurteilt, die entscheidend geworden sind.

Timmermans einziger progressiver Teilnehmer

Jettens Vorgängerin Sigrid Kaag hat 2021 gezeigt, dass Debatten einen positiven Einfluss haben können. Der D66-Spitzenreiter erhielt damals gute Kritiken und konnte in der Schlussphase des Wahlkampfs zusätzliche Sitze gewinnen.

Diesmal muss D66 den gegenteiligen Effekt befürchten. Biene College-Tour, bei RTL und bei SBS, die am 16. November erstmals eine Debatte mit den vier größten Umfrageparteien veranstaltet, dürfte Timmermans der einzige progressive Teilnehmer sein. Dies bietet ihm eine hervorragende Gelegenheit, die Wähler davon zu überzeugen, dass nur eine Stimme für ihn einen fortschrittlichen Premierminister hervorbringen kann. Wähleruntersuchungen zeigen bereits, dass viele Wähler, die 2021 für Kaag gestimmt haben, einen Wechsel zur GroenLinks-PvdA erwägen.

Um dem entgegenzuwirken, wird D66 hauptsächlich darauf achten Heute einerDebatte in Ahoy am Montag, 20. November, zwei Tage vor den Wahlen. Jetten kann zusammen mit Yesilgöz, Omtzigt, Wilders, Van der Plas und Timmermans teilnehmen. D66 vermutet bereits, dass eine Konfrontation mit Timmermans angestrebt wird.

CDA und SP

Noch problematischer ist die Ausgangslage für Parteien wie CDA und SP. Sie stützen sich hauptsächlich auf die NOS-Radio-1-Debatte und die NOS-Abschlussdebatte am Vorabend der Wahlen, doch das Teilnehmerfeld ist so groß, dass es schwierig wird, sich abzuheben.

Omtzigt ignoriert sogar die NOS Radio 1-Debatte völlig; Er meint, das Setup sei zu beschäftigt. Das ehemalige CDA-Mitglied plädierte zuvor für ausführliche Debatten mit maximal zwei oder drei Teilnehmern. Das war nicht ganz erfolgreich, aber laut einem Omtzigt-Sprecher hat sich das Format der Debatten geändert. Auch andere Parteien bestätigen, dass es dieses Mal keine mutigen Aussagen mehr gibt, die die Parteispitze dazu verpflichten, einen roten oder grünen Knopf zu drücken. Allerdings sind an fast allen Debatten inzwischen normale Wähler beteiligt, die Fragen stellen dürfen.

Zahlreiche Medienauftritte

Neben den großen Debatten stehen die Parteichefs vor weiteren Medienanfragen. Neu, Khalid & Sophie, Op1, Today Inside, Beau: Sie alle wollen Parteiführer interviewen oder Einzelgespräche führen. Ab dem 6. November wird in den Nachrichten von Radio 1 jeden Morgen ein Parteivorsitzender ausgestrahlt, auch WNL hat große Ambitionen, morgens im Fernsehen zu sehen. Darüber hinaus gibt es Podcasts und YouTube-Übertragungen wie z NOS um 3. „In der letzten Woche haben wir in Hilversum besser geschlafen“, sagt ein Kampagnenleiter.

Das große Angebot in einer fragmentierten Medienlandschaft verdeutlicht auch, wie schwierig es geworden ist, ein breites Publikum zu erreichen. Die Debatten mit den Spitzenreitern in den Umfragen bieten nach Angaben der teilnehmenden Parteien letztlich die meisten Chancen. Selbst die großen TV-Debatten ziehen selten mehr als zwei Millionen Menschen an, doch die Auseinandersetzungen zwischen den bekanntesten Politikern werden im Nachhinein oft wiederholt und in anderen Sendungen thematisiert. Insbesondere dieser Verzögerungseffekt kann der teilnehmenden Partei helfen.



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