Max Verstappen kämpft mit einem schwer zu bändigenden Auto. Sein RB18 zeigte in den ersten drei Rennen Andeutungen eines Meisterschaftsautos, erwies sich aber auch als unberechenbar und unzuverlässig. Verstappens Team hofft, an diesem Wochenende die größten Mängel in Imola wegpoliert zu haben.
Auch andere Teams suchen nach Verbesserungen. Eines wussten die zehn Teams im vergangenen Monat, als sie gerade mit komplett neuen Autos in eine neue F1-Ära gestartet waren: Es gab noch viel Anpassungsbedarf an den Kreationen, die kurz zuvor nur auf dem Reißbrett existierten.
Teure Simulatoren
Auf Rennstrecken sammeln Hunderte von Sensoren an den Autos tonnenweise Daten, die von den Technikern in der hunderte Kilometer entfernten Fabrik live ausgelesen werden. Potenzielle neue Teile werden in fortschrittlichen Computerprogrammen und teuren Simulatoren auf Herz und Nieren getestet.
Die Teams suchen im kleinsten Detail nach Zeiteinsparungen. Nach den ersten Rennen gab es bei einigen Autos plötzlich keine Lackierung mehr, um ein paar Hundert Gramm Gewicht einzusparen.
Bei der Suche nach Verbesserungen können die Teams in dieser Saison nur bedingt aufeinander schauen. So kurz nach der Einführung neuer Regeln ist in der Formel 1 nicht sofort klar, welche Konstruktionsphilosophie die beste ist, sodass sich die Autos immer noch erheblich voneinander unterscheiden.
Budgetobergrenze
In ihrem Entwicklungsrennen wurden die Teams durch die seit letztem Jahr geltende Budgetobergrenze weiter eingeschränkt. In diesem Jahr liegt diese Obergrenze, die den Sport fairer machen soll, bei 130 Millionen Euro. Vor allem die wohlhabenden Spitzenteams wie Ferrari, Red Bull und Mercedes spüren die Folgen.
Bis letztes Jahr konnten sie ihre Autos dank eines riesigen Geldtopfes kontinuierlich verbessern. Aufgrund der Budgetobergrenze ist dieser Luxus verschwunden. Beispielsweise kämpft Mercedes seit Tests mit einem launischen Auto, das bei hohen Geschwindigkeiten „hüpft“. Trotzdem wurde das Auto kaum modifiziert, da das Team einfach nicht riskieren wollte, wertvollen Budgetraum mit etwas zu verschwenden, das nicht funktioniert. Erst in Imola kommt Mercedes mit den ersten ernsthaften Anpassungen.
„Man sieht, dass jeder jetzt ganz klar seine eigenen Momente auswählt, um mit Updates aufzuwarten“, sagt der ehemalige Formel-1-Fahrer Giedo van der Garde.
Update-Party
Traditionell ist das erste europäische Rennen eine Update-Party. Dafür gibt es mehrere Gründe. Bis dahin gab es oft ein paar GPs auf verschiedenen Streckentypen, was den Technikern eine gute Vorstellung von den Schmerzpunkten gab. Hinzu kommt ein rein logistischer Grund: Alle Teams haben ihre Fabriken in Europa. Aufgrund der kürzeren Entfernung zur Strecke bleibt mehr Zeit, um neue Teile in das Design einzubauen.
Auch Verstappens Red Bull wird in Imola Anpassungen vornehmen. Die Spritprobleme, die Verstappen zum zweimaligen Ausfall veranlassten, wären gelöst worden. Darüber hinaus erwartet Van der Garde, dass an der Front des Autos viel Arbeit geleistet wurde, um Verstappen ein Auto zu bieten, in dem er direkter und mit mehr Grip steuern kann. „Er hat viel darüber geschimpft.“
Auch von Verstappens RB18 wären einige Kilos abgekratzt worden. Es ist der schnellste Weg, Zeit im Vergleich zum angeblich 10 Kilo leichteren Ferrari zu gewinnen. Das rote Auto entpuppte sich in den ersten Rennen als schnellstes, stabilstes und zuverlässigstes Auto im Feld. Ferrari verbessert sich in Imola kaum, obwohl das Ferrari-Werk nur eine Autostunde von der Rennstrecke entfernt liegt und ganz Italien auf den ersten Ferrari-Sieg auf der Strecke seit 2006 hofft.
Als Hauptgrund nannte Teamchef Binotto das arbeitsreiche, andersartige Rennwochenende. Das reguläre Qualifying am Samstag wird durch ein 100-Kilometer-Sprintrennen ersetzt, das die Startaufstellung für das Rennen bestimmt. Für dieses Sprintrennen muss man sich am Freitag qualifizieren, was den Teams effektiv nur eine Stunde Trainingszeit gibt, um ihre neuen Updates auszuprobieren.
Giedo van der Garde versteht Ferrari. ‚Ich würde dasselbe tun. Wahrscheinlich sind sie in Imola sowieso stark, weil die Strecke auf dem Papier zu ihrem Auto passt. Dann ist es besser, einige Dinge in der Fabrik zu testen und dann ein großes Update in einem Rutsch durchzuführen. Bei Red Bull ist das anders. Wer spielt aufholen†
Nach einer Runde
Durch den Poker mit Updates wartet Max Verstappen in Norditalien bereits auf einen entscheidenden Moment der Saison. Der Abstand zwischen Weltmeister und WM-Spitzenreiter Charles Leclerc beträgt 46 Punkte. Verstappens Auto hat viel pure Geschwindigkeit. Wenn er sich auch in Sachen Beherrschbarkeit und Zuverlässigkeit deutlich verbessert hat, hat Verstappen beste Chancen, zum Monegasken aufzuschließen.
Nicht weniger als 34 Punkte gibt es am Wochenende zu sammeln (8 für den Sieger des Sprintrennens und maximal 26 für den Sieger des Hauptrennens). Wenn sich Leclerc wie beim vorangegangenen Rennen in Australien als souverän erweist, kann er Verstappen einen selbst in der längsten Formel-1-Saison aller Zeiten (23 Rennen) unüberbrückbaren Nachteil bescheren.
Van der Garde glaubt, dass Verstappen bereits nach einer schnellen Runde weiß, ob seine Updates funktionieren. „Wenn diese Runde gut läuft, fühlt er sich sofort glücklich und kann gewinnen. Ansonsten wird es sowieso ein guter Kampf zwischen Verstappen und Leclerc.‘