Unterstützungsteam Zulagenaffäre: „Kinder zu den Eltern zurücklassen geht nicht so schnell“

Unterstuetzungsteam Zulagenaffaere „Kinder zu den Eltern zuruecklassen geht nicht so


Kundgebung auf dem Kruisplein in Rotterdam zur Unterstützung der Eltern und Kinder, die Opfer der Beihilfeaffäre sind, am 16. April dieses Jahres. In der Mitte der Abgeordnete Pieter Omtzigt.Statue Joris van Gennip

In den ersten fünf Wochen meldeten 77 Eltern die Entnahme ihrer Kinder aus dem Elternhaus beim Sonderhilfeteam für Opfer der Sozialhilfeaffäre. Auf Druck des Repräsentantenhauses wurde für diese spezielle Gruppe seit dem 4. April zusätzliche Hilfe organisiert. Seit 2015 seien 1.675 Kinder von sozialhilfeberechtigten Eltern aus ihrem Zuhause vertrieben worden, teilte das Zentralamt für Statistik am Mittwoch mit.

Es ist ein Thema, das innerhalb und außerhalb der Politik viele Emotionen hervorruft: Neben der Verschuldung durch die ungerechtfertigten Rückforderungen der Steuerbehörden wurde diesen Eltern auch mitgeteilt, dass ihre Kinder nicht mehr bei ihnen zu Hause wohnen dürften. „Auffallend ist, dass längst nicht alle Eltern, die auf uns zukommen, sagen: Bring die Kinder morgen wieder“, sagt Projektleiterin Judith Peeters vom Betreuungsteam. „Viele Eltern wollen zum Beispiel erst einmal daran arbeiten, den Kontakt zu ihren Kindern wieder herzustellen. Oder sie wollen vor allem Anerkennung ihres Leidens.‘

Team ohne Mandat

Die sogenannten Prozessbegleiter dieses Unterstützungsteams hören sich die Geschichte der Eltern an und machen sich dann an die Arbeit, indem sie zum Beispiel ein Treffen mit dem Jugendschutzdienst zu ihrem Fall organisieren. Sie hören oft erschütternde Geschichten. Eine der Mütter, die sich gemeldet haben, erzählte, wie sie durch die Forderungen der Steuerbehörden zuerst ihre Wohnung und dann ihre Kinder verlor. Sie ist immer noch obdachlos. Sie sagte, niemand habe sich bisher die Mühe gemacht, ihre Geschichte anzuhören.

Ein wichtiger Vorbehalt: Das Team hat nicht die Befugnis, Jugendschutzmaßnahmen rückgängig zu machen. Dazu müssen die Prozessbegleiter an die Tür des Jugendschutzes klopfen. Er könnte dann ein angepasstes Gutachten erstellen, woraufhin der Jugendrichter eine Entscheidung treffen müsste.

„Einige Eltern melden sich nicht bei uns, weil sie sagen: Was nützt ein Team ohne Auftrag?“, sagt Nicoline den Ouden, Koordinatorin der Prozessmanager. „Oder ihnen wird nicht versichert, dass wir beispielsweise vom Jugendschutz unabhängig sind. Wir sind. Sicherlich ist es unser Ziel, dass Kinder zu ihren Eltern zurückkehren, auch wenn dies nicht bei allen Kindern der Fall sein wird. Dann versuchen wir zum Beispiel, den Kontakt zwischen Eltern und Kindern wiederherzustellen. Aber einige Kinder werden nach Hause gehen, davon bin ich überzeugt, sonst hätte ich nicht damit angefangen.“

Mitten im Prozess

Man merke schon, dass die Jugendschutzorganisationen offen seien für Diskussionen über die fraglichen Themen. Aber Kinder zurückzulassen sei nicht so einfach, betonen sie. „Wir arbeiten jetzt seit fünf Wochen daran, so etwas passiert nicht über Nacht“, sagt Den Ouden. „Das sind intensive Prozesse. Und angenommen, wir können jetzt dafür sorgen, dass ein Kind nach Hause gehen kann, dann wird das auch nach und nach geschehen. Zum Beispiel muss eine neue Schule gefunden werden.“

Deshalb kommt ihnen die parlamentarische Debatte über Sorgerechtsunterbringung und Leistungseltern an diesem Donnerstag noch zu früh. Peeters und Van den Ouden spüren den politischen Druck und die Spannungen zu diesem Thema, sagen sie, und sie verstehen es. Sie schmecken die Ungeduld. Sie wissen, dass die Beteiligten schnell Ergebnisse erzielen wollen. Den Ouden: „Wir waren weniger als zwei Wochen beschäftigt, als schon die Frage aufkam, wie viele Kinder wegen uns nach Hause gehen könnten. Wir sind mit vielen Eltern noch mitten im Prozess.“

Aus ihrer Sicht sind die Ergebnisse auch andere als nur die Rückgabe von Kindern an ihre Eltern. Peeters: „Wir bieten auch ein offenes Ohr. Viele dieser Eltern sind geschädigt, erleben Traumata und fühlen sich ungehört. Wir bieten auch emotionale Unterstützung an, was ebenfalls wichtig ist.“

Den Ouden: „Einige Eltern, die sich bei uns gemeldet haben, drohten mit der Räumung. Wir helfen, das zu verhindern. Oder wir versuchen, ihre Traumata behandeln zu lassen. Das sind Schritte, die getan werden müssen, bevor das Endziel in Sicht kommt: die Rückkehr der Kinder oder die Wiederherstellung des Kontakts.‘

„Es wird wahrscheinlich eine lebhafte Debatte“, sagt Peeters. ‚In ein paar Monaten können wir zeigen, was wir erreicht haben, davon bin ich überzeugt.‘



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