Am Freitag, kurz nach 11 Uhr, ging es an der Börse für das Leuvener Technologieunternehmen Crescent plötzlich auf Hochtouren. In kurzer Zeit stürzte die Aktie um 99 Prozent ab, um zum tiefstmöglichen Kurs von 0,0001 Euro zu stranden. Das schreibt die Wirtschaftszeitung „De Tijd“ und wird der Presseagentur Belga bestätigt. Eine Aussage ist nicht sofort verfügbar, aber die Börsenaufsicht analysiert den Fall.
Crescent selbst weiß nicht genau, was passiert ist. Finanzvorstand Edwin Bex fiel aus heiterem Himmel auf: „Wir wurden erst informiert, als uns ein Journalist anrief. Vielleicht war es ein technischer Fehler?“
Die Financial Services and Markets Authority (FSMA) befasst sich jedenfalls damit. „Wir haben das Unternehmen und Euronext (das Unternehmen über der Brüsseler Börse, Anm. d. Red.) kontaktiert. Wir prüfen auch, welche Parteien an den Transaktionen beteiligt sind“, antwortet Johan Corthouts, ein Sprecher der Börsenaufsicht.
Eine förmliche Untersuchung wird von der FSMA nur bei Machtmissbrauch eingeleitet. Dann kann es auch Sanktionen geben. Zwar geht die Börsenaufsicht vorerst davon aus, dass der Flash-Crash durch einen sogenannten „fetten Finger“ verursacht wurde. Versehentlich wird ein falscher Knopf gedrückt oder eine falsche Zahl eingegeben, mit schwerwiegenden Folgen für den Aktienkurs.
Laut ‚De Tijd‘ wurden Crescent-Aktien am Freitag fast 9 Millionen Mal gehandelt, viel mehr als die übliche halbe Million. Nach dem Flash-Crash haben sich einige Trader den extrem niedrigen Preis zum Kauf zunutze gemacht.
Am Nachmittag hat sich der Kurs weitgehend erholt. Gegen 15.35 Uhr ist der Verlust auf etwa 16 Prozent und einen Kurs von 0,0143 Euro begrenzt.
Crescent entwickelt Technologie für drahtlose Anwendungen mit Schwerpunkt auf dem Internet der Dinge. Diese verbindet beispielsweise Sensoren mit dem Web und ermöglicht so smarte Anwendungen. Das Leuvener Technologieunternehmen arbeitet an intelligenten Gebäuden, Städten, Energieeffizienz und Fabrikautomatisierung.
Das Unternehmen machte im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Umsatz von rund 9,6 Millionen Euro, ein kräftiges Plus von 21 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2021. Der Verlust betrug knapp 1,2 Millionen Euro. Das entspricht einer Verlustreduzierung von 14 Prozent.
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