Unbekannter vietnamesischer Autohersteller beim Börsendebüt plötzlich größer als Ford und GM

1692241753 Unbekannter vietnamesischer Autohersteller beim Boersendebuet ploetzlich groesser als Ford und


Ein Vinfast-Auto in einer der Niederlassungen des Unternehmens in Haiphong, Vietnam.Bild AFP

Nach der Inzahlungnahme VinfastAls die Aktie am Dienstag offiziell an der amerikanischen Börse eröffnet wurde, lag der Preis auf Anhieb bei 22 Dollar, mehr als 20 Euro. Das war doppelt so viel wie die 10 Dollar, mit denen das Unternehmen gerechnet hatte. Am Ende des Tages war die Aktie 37,06 $ wert. Dadurch erhöhte sich der Marktwert auf 85 Milliarden US-Dollar, verglichen mit den 48 Milliarden US-Dollar, die die Investoren für Ford und die 46 Milliarden US-Dollar für General Motors übrig hatten.

Vinfasts Traumdebüt, kaum sechs Jahre alt, macht Besitzer Phạm Nhat Vuong zu einem noch reicheren Mann, als er ohnehin schon war. Vor Dienstag wurde sein Privatvermögen auf 5,5 Milliarden Dollar geschätzt. Mit 99 Prozent der VinFast-Aktien in seinen Händen hat sich sein Vermögen mittlerweile um 39 Milliarden vergrößert. Damit gehört Vuong auf einen Schlag zu den fünf reichsten Asiaten.

Das Interesse der Anleger an Vinfast-Aktien lässt sich auf dem Papier nur schwer erklären. Wo Marken wie Tesla, Ford und General Motors zwischen 60.000 und 80.000 Elektroautos pro Jahr verkaufen, Vinfast hat letztes Jahr 7.400 Exemplare verkauft. Etwa 3.000 davon wurden in die USA verschifft. Nur 137 davon haben ein amerikanisches Nummernschild, der Rest steht noch irgendwo in einem Ausstellungsraum oder unverkauft auf einem Parkplatz.

Autos einstecken

Dennoch hat das Unternehmen große Ambitionen. Die Autos müssen noch von den europäischen Behörden genehmigt werden, aber die Automarke hat bereits Showrooms in Amsterdam, Rotterdam und Den Haag eingerichtet.

Vinfast baut seit 2017 sechs Modelle von Benzinautos, für die gegen eine Gebühr die Baupläne von Autos wie dem 5er von BMW und dem Karl, dem kleinsten Stadtauto von Opel, verwendet wurden. Im Jahr 2022 stellte das Unternehmen komplett auf die Produktion von Plug-in-Autos um. Mittlerweile hat es fünf Modelle im Katalog.

Auch diese Augen sind bekannt: Es waren Designer beschäftigt, die sich bei amerikanischen und europäischen Automarken einen Namen gemacht haben. Das jüngste Modell, der F8, erhielt keine positiven Bewertungen. Ein Tester sprach von einem Auto mit „dem schlechtesten Fahrverhalten“, das er je erlebt habe.

Grüne Flutwelle

Auch wenn die Erfolgsbilanz des Unternehmens als Automobilhersteller nicht überwältigend ist, lassen sich die Anleger offenbar nicht von der Art und Weise einschüchtern, wie Vinfast das Börsenparkett betreten hat. Dies geschah durch Black Spade Acquisition, eine „leere Hülle“, deren einziger Vermögenswert eine Notierung an der Nasdaq-Börse ist.

Der Kauf dieser Hülle verschaffte Vinfast Zugang zur Wall Street, ohne viel Zeit und Geld für einen vollständigen Prospekt, teure Bankberatung und ebenso teure Rechtsberatung aufwenden zu müssen. Außerdem wird den Anlegern ein vollständiger Einblick in die finanzielle Lage des Unternehmens verwehrt, das im vergangenen Jahr einen Verlust von 2,1 Milliarden US-Dollar verzeichnete.

Dennoch kann Analyst Dan Ives vom Vermögensverwalter Wedbush Securities das gelungene Börsendebüt erklären: Die Erwartungen an Plug-in-Autos seien himmelhoch und der Markt sei „Neuland mit vielen Gewinnern“. „In den kommenden Jahren werden wir mit einer grünen Flutwelle an Elektroautos konfrontiert sein.“

Vinfast sagt, dass es in den nächsten achtzehn Monaten neues Kapital für Investitionen beschaffen wird. Der Hersteller hat bereits 9,3 Milliarden US-Dollar in die Produktionskapazität investiert, darunter 1 Milliarde US-Dollar von seinem Großaktionär Vuong. Im US-Bundesstaat North Carolina baut das Unternehmen eine neue Fabrik im Wert von 4 Milliarden Dollar.


Pạm Nhat Vuong: vom Nudelhersteller zum Autofroster

Die Karriere von Phạm Nhật Vuong (55) klingt wie ein Klischee vom Zeitungsjungen zum Millionär. Vuong ging in den 1990er Jahren als Student nach Russland. In seinen Zwanzigern eröffnete er eine Nudelbar in der Ukraine, lieh sich Geld von Verwandten und Bekannten. Er erweiterte es zu einer Produktionslinie für Instantnudeln und andere Trockenlebensmittel. Das daraus hervorgegangene Unternehmen verkaufte Vuong 2009 an den Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé.

Mit 150 Millionen Dollar in der Tasche kehrte der Unternehmer nach Vietnam zurück, wo er zuvor in Luxusferienhäuser und andere Immobilien (Vinhomes) investiert hatte. Hinzu kamen eine Einzelhandelsfiliale, eine Gesundheitsabteilung und eine Mobiltelefonfabrik (Vinsmart). Diese Unternehmensgruppe entwickelte sich zum größten Konglomerat Vietnams (Vin-Gruppe), zu dem auch Vinfast gehört, das 2017 mit dem Bau von Autos im Western-Stil begann. Vinfast war die erste vietnamesische Automarke, die im Ausland Fuß fasste.



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar