Es wirkt wie ein bitterer Scherz: ein Klimagipfel in den Vereinigten Arabischen Emiraten, angeführt vom Chef des staatlichen Ölkonzerns. „Völlig lächerlich“, sagte Greta Thunberg dazu. Doch das ist die Realität. COP28, der 28. globale Klimagipfel, findet von Donnerstag, 30. November, bis Dienstag, 12. Dezember, in Dubai statt.
Das bedeutet nicht, dass dieser Klimagipfel scheitern muss. Im Gegenteil: Die Erwartungen mancher Experten sind hoch. Sie betrachten diesen Gipfel als den wichtigsten seit 2015, als in Paris das Ziel einer Erwärmung von 1,5 bis 2 Grad vereinbart wurde.
Dies liegt nicht nur daran, dass die Folgen des Klimawandels zunehmend spürbar werden, von extremen Regenfällen, die in Libyen Tausende von Menschenleben forderten, bis hin zu Bewohnern von New York, die unter dem erstickenden Rauch kanadischer Waldbrände leiden.
Die Zahlen sind mindestens genauso schockierend. Im September kam es zu einer Erwärmung von 1,75 Grad seit vorindustrieller Zeit (1850-1900). Kurz vor dem Klimagipfel in Dubai wurden sogar 2 Grad überschritten.
Über den Autor
Maartje Bakker ist Wissenschaftsredakteurin von de Volkskrant. Zuvor arbeitete sie in der politischen Redaktion und war Korrespondentin in Spanien, Portugal und Marokko.
Steigern Sie den Ehrgeiz
Doch die Klimapolitik hat auch ihre eigene Logik, weshalb dieser Gipfel vor allem aufgrund des vorangegangenen sogenannten Global Stocktake als wichtig erachtet wird. In Paris wurde vereinbart, dass die erste Bewertung im Jahr 2023 erfolgen soll: Ist die Welt auf dem Weg zu 1,5 Grad? Diese Übung muss dann alle fünf Jahre wiederholt werden.
Das Fazit der ersten Evaluierung liegt auf der Hand: Nein, die 197 Länder, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, tun bei weitem nicht genug. Der Der Ehrgeiz muss daher erhöht werden.
Die Vereinigten Arabischen Emirate konzentrieren sich hauptsächlich auf neue Technologien. So wird beispielsweise vorgeschlagen, die Kapazität für erneuerbare Energien bis 2030 zu verdreifachen. Das scheint eine machbare Vereinbarung zu sein: Die G20, der Zusammenschluss der größten Volkswirtschaften der Welt, hat dieser bereits im September zugestimmt.
Auch Dubai setzt auf Energieeffizienz. Verbrauchen Endverbraucher bisher jedes Jahr 2 Prozent weniger Energie, soll dieser Wert bis 2030 auf 4 Prozent verdoppelt werden, beispielsweise durch die Entwicklung effizienterer Geräte. Es ist auch schon da Vorarbeiten erledigt: 46 Länder haben sich im vergangenen Sommer zu diesem Ziel verpflichtet.
Schwieriger wird es beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. 2021 wurde beim Klimagipfel in Glasgow ein Kohleverbot beschlossen. Für Öl und Gas gibt es noch kein solches Abkommen. China und Russland sind dagegen, aber auch die Europäische Union und die USA sind zögerlich.
Beschwörungsformel
Es wird also fieberhaft nach einer Beschwörungsformel gesucht. Im Vorfeld der COP28 tauchte ein neues Wort auf: „unverminderte fossile Brennstoffe“ (unverminderte fossile Brennstoffe). Das würde bedeuten, dass fossile Brennstoffe erhalten bleiben könnten, Treibhausgase jedoch abgeschieden und gespeichert würden. Eine niederländische Speerspitze sind fossile Subventionen; Die niederländische Delegation will Anstrengungen unternehmen, um es abzuschaffen. Dies betrifft beispielsweise auch die Steuerbefreiung für Luft- und Schifffahrt.
Soviel zur Reduzierung der Emissionen. Denn bei jedem Klimagipfel geht es um zwei Dinge: Ursache und Wirkung, Sünde und Buße. Im Jahr 2023 scheint es den reichen Ländern erstmals zu gelingen, die 100 Milliarden freizugeben, die sie den armen Ländern versprochen haben. Allerdings wird es in Dubai noch Diskussionen darüber geben, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Bisher wurde vor allem auf erneuerbare Energien gesetzt, doch die allgemeine Meinung ist, dass mehr Geld für die Anpassung an das neue Klima ausgegeben werden sollte, beispielsweise durch einen verbesserten Küstenschutz.
Verlust- und Schadensfonds
Auch dem Verlust- und Schadensfonds wird in Dubai große Aufmerksamkeit geschenkt. Als es letztes Jahr in Sharm el-Sheikh gegründet wurde, war das ein großer Durchbruch. Jahrelang hielten die USA einen solchen Fonds zurück, aus Angst, als Hauptverursacher von Klimakatastrophen auf der ganzen Welt angeklagt zu werden. Auf Drängen unter anderem Pakistans, das gerade von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht worden war, geschah dies trotzdem.
Allerdings hängen noch viele Fragezeichen über dem Fonds. Wer wird es füllen? Nur die reichen Länder, die maximal von den Öl- und Gaseinnahmen profitierten, oder jedes Land im Verhältnis zu den Emissionen oder der Wirtschaft? Und wer wird davon profitieren? Nur die ärmsten Länder oder jedes Land, das von einer Katastrophe betroffen ist? Wird die Weltbank den Fonds verwalten? Der Norden sieht das so, der Süden weniger.
Es ist nicht zu erwarten, dass alle diese Probleme auf einmal gelöst werden. Und doch ist der Ausgang jedes Klimagipfels unvorhersehbar. Schließlich hat eine solche Konferenz, die viele führende Persönlichkeiten der Welt zusammenbringt, ihre eigene Dynamik.
Heller Fleck
Natürlich gibt es Spaltungen und Konflikte in der Welt, mit Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen. Dies erschwert internationale Verhandlungen. Aber es gibt auch einen Lichtblick: Vor dem Gipfel trafen sich Joe Biden (USA) und Xi Jinping (China). Sie vereinbarten nicht weniger als 25 Termine Sunnylands-Erklärung. Darin bekräftigen sie, dass sie die 1,5 Grad in Reichweite halten wollen und bringen zum Ausdruck, dass sie die COP28 zu einem Erfolg machen wollen. Sie treffen auch konkrete Vereinbarungen, unter anderem zur Eindämmung der Methanemissionen.
Vielleicht spielt Dubai immer noch eine bedeutende Rolle. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate sind sich bewusst: Eines Tages wird das fossile Zeitalter enden. Der Vorsitzende des Klimagipfels, Sultan Al Jaber, ist der lebende Beweis dafür. Er ist nicht nur der Mann der Ölindustrie, sondern wusste es auch schon zu Beginn seiner Karriere staatliches Solarpanelunternehmen damit es ein Erfolg wird. Wenn man ihn ansieht, denkt man: Das wird eine Spitze der technologischen Lösungen sein.